von
T. Austin-Sparks
Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Nov-Dez 1931, Vol 9-6. Originaltitel: "Christ - All in All". (Übersetzt von Manfred Haller)
«Und Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, damit Er in allem den Vorrang habe» (Kol. 1,18)
«Da ist weder Grieche noch Jude, Beschneidung noch Unbeschnittenheit, Barbar, Skythe, Sklave, Freier, sondern Christus alles und in allen» (Kol. 3,11)
In den letzten Jahren wurden grosse Anstrengungen unternommen, um die grossen Dimensionen des Universums ins Bewusstsein des gewöhnlichen Mannes und der gewöhnlichen Frau zu bringen. Das bedeutet, dass viele Menschen Interesse zeigen an der Erklärung des Universums, und ohne Zweifel besonders am Lauf dieser Erde und an der Erschaffung und der Geschichte des Menschen; doch glauben wir, dass wir die positive und definitive Antwort auf diese Erkundungen haben. Für uns gibt es nur eine definitive und schlüssige Erklärung des Universums, und diese Erklärung ist eine Person – der Herr Jesus Christus, mit allem, was ewig mit Ihm in Beziehung steht. Wie viel wir auch lesen und studieren mögen, wir werden nie die Erklärung für dieses Universums erhalten, im Ganzen wie im Einzelnen, bis wir den Platz erkennen können, den der Herr Jesus in der ewigen Anordnung Gottes einnimmt. Die schlichten und umfassenden Worte «Christus ist alles und in allen» fassen das Ganzen zusammen von Ewigkeit her, durch alle Etappen der Zeit, bis in die zukünftige Ewigkeit.
Erstens einmal ist dieses «Christus alles und in allen»
1. Die Erklärung der Schöpfung selbst
Dieser Brief an die Kolosser macht genau diese Feststellung, nur in andern Worten. Er sagt uns, dass «in Ihm ... alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden (ist), das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Gewalten oder Mächte: alles ist durch Ihn und zu Ihm hin geschaffen; und Er ist vor allem, und alles besteht durch Ihn» (1,16.17). Das ist eine umfassende Feststel-lung, und sie zeigt klar, dass die Tatsache, dass Christus alles und in allen ist, die Erklärung für die ganze Schöpfung ist. Warum wurden alle Dinge geschaffen? Warum hat Gott durch Ihn das Universum entstehen lassen? Warum existiert dieses grossartige, universale System und dauert fort? Welches ist die Erklärung für die Welt? Die Antwort lautet: Damit Christus alles in allem sein möge.
Die Absicht im Herzen Gottes, als er dieses Universum ins Dasein rief, war die, dass letztlich die ganze Schöpfung die Herrlichkeit und Erhabenheit Seines Sohnes Jesus Christus zur Schau stellen soll; und dieses eine kleine Fragment «und alles besteht durch Ihn (oder: wird durch Ihn zusammengehalten)» sagt ganz deutlich, dass ohne den Herrn Jesus Christus das ganze Universum zersplittern, auseinander fallen würde; es wäre ohne seinen vereinigenden Faktor; es würde jeden Grund dafür verlieren, als ein vollständiges und konkretes Ganzes erhalten zu werden. Dass es zusammenhält, sein Unvermögen, zu zersplittern und auseinander zu brechen, hat seinen Grund genau darin: Gott hat bestimmt, dass der Herr Jesus das Zentrum sein soll, das regulierende Zentrum dieses ganzen Universums, und so ist Er – der Sohn Gottes – die Erklärung für die Schöpfung. Gäbe es Ihn nicht, so hätte es auch nie eine Schöpfung gegeben. Nehmt Ihn heraus, und die Schöpfung verliert ihre Bestimmung und ihr Ziel, und sie braucht nicht mehr zu existieren. «Christus alles und in allen» war der Gedanke, der beherrschende Gedanke im Sinn Gottes, als Er das Universum schuf.
Das mag euch vielleicht kalt lassen und nicht sehr weit bringen, doch denke ich, dass das, was ich euch nun sagen werde, euch ein bisschen weiter bringt und eure Herzen erwärmen wird. Es besteht nämlich die Aussicht, dass wenn Gott die Dinge so hat, wie Er sie sich in der vergangenen Ewigkeit vorgenommen hat – und Er wird sie gewiss so haben – jedes Atom dieses ganzen Universums die Herrlichkeit Jesu Christi reflektieren wird. Ihr werdet nicht imstande sein, irgend etwas oder irgend jemanden zu betrachten, ohne Christus darin verherrlicht zu sehen.
Es ist etwas Beglückendes, wenn wir als eine Gemeinschaft von Gotteskindern stundenlang ohne Ende oder sogar tagelang ohne Ende zusammen sein können; wenn wir mit dem Herrn als unserem gemeinsamen Interesse beschäftigt sind und alle von ihm hingerissen sind. Wenn wir eine solche Zeit erleben und dann in die Welt zurückkehren, was für eine andere Atmosphäre finden wir doch dann! Wie fröstelt es uns! Es ist etwas Schönes, dem Herrn in seinen Kindern zu begegnen und mit Ihm auf diese Weise abgeschlossen zu sein; aber selbst dann ist es nur teilweise so. Doch ein ewiger Tag wird kommen, an dem wir nicht mehr am Montag Morgen in die Welt zurückkehren müssen nach einem Tag in den Vorhöfen des Herrn; dann werden wir nichts anderes mehr als den Herrn selbst berühren, und das ganze Universum wird voll sein von Ihm - «Christus alles und in allen»! Das ist Gottes Ziel. Dafür hat Er sich entschieden; alles soll den Herrn Jesus reflektieren; alles soll für Ihn da sein.
Jetzt sehen wir in einander noch sehr viel, das nicht der Herr Jesus ist; aber der Tag wird kommen, da ihr nichts mehr als den Herrn Jesus in mir sehen werdet, und ich werde nichts als den Herrn Jesus in euch sehen; wir werden «dem Bild Seines Sohnes gleich gestaltet sein». Seine moralische Herrlichkeit wir aus uns hervor strahlen und zur Schau gestellt werden; Christus wird «alles und in allen sein». Gott hat es so beschlossen, und was Gott beschlossen hat, wird er auch bekommen. Das also ist die Erklärung für die Schöpfung, dass Christus alles und in allen sein und in allem den Vorrang haben soll.
In seinem Brief an die Römer macht der Apostel Paulus diesbezüglich eine äusserst bemerkenswerte Feststellung:
«Denn das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes. Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen worden – nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat – auf Hoffnung hin, dass auch selbst die Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit frei gemacht werden wird zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung zusammen seufzt und zusammen in Geburtswehen liegt bis jetzt» (Röm. 8,19-22).
Achtet darauf, was hier wirklich steht und was es bedeutet. Die Schöpfung ist erfüllt von einer sehnsüchtigen Erwartung. Diese Erwartung wird von einem Stöhnen begleitet, es ist eine Erwartung der Hoffnung – nicht auf die Auflösung des Universums, von der gewisse Wissenschaftler so viel zu sagen wissen. Dennoch unterstehen die Hoffnung und das Stöhnen danach einer Herrschaft der Vergänglichkeit – die alles vergeblich erscheinen lässt – bis zu einer bestimmten Zeit und zu einem bestimmten Ziel. Dieser Höhepunkt wird in zwei Schritten geschehen: 1. in der Offenbarung der Söhne Gottes; 2. – mit dem ersten verbunden – in der Befreiung der Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit.
All dies wird bis in die vergangene Ewigkeit zurückverfolgt und mit dem Herrn Jesus als dem Sohn in Verbindung gebracht: «Denn die Er vorher erkannt hat, die hat Er auch vorher bestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit Er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern» (Röm. 8,29).
Der vorherige Abschnitt enthält eine bestimmte Feststellung und eine klare Folgerung. Die Feststellung besagt, dass die Schöpfung der Nichtigkeit unterworfen war, und dass sie sich im Zustand der Knechtschaft der Vergänglichkeit (Verderbtheit) befindet. Die klare Schlussfolgerung besteht darin, dass es einen bestimmten Zeitpunkt gegeben haben muss, da, wegen dieser Verderbtheit, die ganze Schöpfung in einen Zustand versetzt wurde, in dem sie stöhnen und Geburtswehen leiden musste für etwas, das sie nicht erreichen konnte. Es ist in diesem Zusammenhang, dass das ganze Ausmaß und die Natur des satanischen Einbruchs in die Schöpfung Raum finden konnte mit der Absicht, den höchsten göttlichen Vorsatz mit der Schöpfung herauszufordern und ihn zu verhindern, indem die Verderbnis eingeführt wurde. So universal war diese Verderbnis, dass über die ganze Schöpfung ein «Urteil der Nichtigkeit» ausgesprochen wurde. Dies hatte, und hat immer noch, zum Effekt, dass die Schöpfung nie den Grund für ihr Dasein wahrnehmen kann, es sei auf der Grundlage von Heiligkeit und Gottgleichheit.
Hierher gehört auch der ganze Bereich der «Erlösung, die in Christus Jesus ist»; das universale Werk, das Er durch Sein Kreuz vollbracht hat, indem Er das Werk des Teufels, und, wenigstens, der Möglichkeit nach, den Teufel selbst zerstörte; mit der ganzen sünde-vernichtenden und verderbnis-zerstörenden Kraft Seiner sündlosen Natur und Seinem Leben, der Wirksamkeit Seines unverderblichen Blutes, und schließlich der Bereitstellung einer Rechtfertigung und Heiligung für alle, die glauben, so dass sie durch die Wiedergeburt «eine neue Schöpfung in Christus Jesus» werden konnten (1. Kor. 5,17).
Allein durch dieses Mittel kann die Schöpfung befreit werden. Wenn diese Söhne Gottes in Erscheinung treten – d.h., wenn ihre Vollzahl erreicht ist – und all diejenigen, die dieses Heil abgelehnt haben, aus dem Bereich Gottes entlassen worden sind, dann wird die Schöpfung befreit werden, und ihre ursprüngliche Absicht wird verwirklicht werden, indem Christus alles und in allen sein wird.
2. Die Erklärung des Menschen
Dann haben wir, an nächster Stelle, als zentralen Teil der Schöpfung, den Menschen. Welches ist die Erklärung für den Menschen? Welches ist die Erklärung dafür, dass Adam der erste Mensch war? Es gibt einen kleinen Abschnitt der Schrift, der diese Frage beantwortet: «Adams, der ein Bild des Zukünftigen ist» (Röm. 5,14). Ein Bild dessen, der kommen sollte; das ist die ganze Erklärung für den Menschen. Gott beabsichtigte, dass jeder Mensch, der in diese Welt kommt, dem Bild seines Sohnes Jesus Christus gleich gestaltet werden sollte. Zahllose Scharen werden das versäumen, aber eine große Schar, die niemand zählen kann, aus jedem Stamm, jeder Verwandtschaft, jeder Nation und Sprache, werden sie[1] verwirklichen. Was für eine hohe Berufung! Was für eine ganz andere Vorstellung vom Menschen im Vergleich zu derjenigen, die man allgemein für richtig hält, und was kann man da doch versäumen! Und doch gibt es viele, die sagen, wäre es nur nach ihnen gegangen, sie wären nie in diese Welt gekommen. Es hat solche gegeben, die, in einer Stunde der verdunkelten Sinne, den Tag verfluchten, an dem sie das Licht erblickten. Ah, da ist etwas schief gelaufen; so hat es der Herr gewiss nicht gemeint, und wie oft wir auch solche «blauen» Tage haben mögen, an denen wir uns fragen, ob es das alles wirklich wert ist, so lasst uns doch zum Gedanken Gottes hinsichtlich unseres eigentlichen Wesens zurückkehren. Es ist unser gewaltiges Vorrecht, die höchste Ehre, die uns je vom göttlichen Standpunkt aus gewährt werden konnte, dass wir geboren wurden.
Nicht immer fühlen wir uns oder reden wir so, aber ständig werden wir dazu gedrängt, uns diesbezüglich auf Gottes Standpunkt zurückzubesinnen und uns daran zu erinnern, dass es Sein Vorsatz ist, ein Universum zu haben, das von solchen bevölkert ist,die dem Bild Seines Sohnes, Jesus Christus, gleichförmig geworden sind, die eine universelle Manifestation Christi sind, verherrlicht mit der Herrlichkeit des Vaters. Das ist ein Privileg, eine Ehre, etwas wofür man geboren sein muss! Das ist die Erklärung des Menschen.
Wir können diese Dinge nur leicht berühren, und dann müssen wir fortfahren.
3. Die Erklärung der Erlösung
Dieses Wort «Christus ist alles und in allen» ist ferner auch die Erklärung für die Erlösung. Natürlich liefen die Dinge schief: Gottes Vorsatz wurde dazwischen gefunkt. Zwar konnte er nie endgültig zu Fall gebracht werden, aber da war ein anderer, der sich vorgenommen hatte, dass, sofern es in seiner Macht stand, diese universelle Darstellung von Jesus Christus – diese «All-in-Allheit» des Herrn Jesus – nie zustanden kommen sollte. Es war einer, der das für sich selber wollte – dass er der universelle Herr von Himmel und Erde sein würde. Diese Einmischung für eine Zeitlang hat einen ganz großen Unterschied bewirkt. Sie hat sich beim Menschen eingemischt und ihn zu einem andern Wesen werden lassen, als Gott es für ihn beabsichtigt hatte. Es hat sein Image verdorben.
Aber da gibt es eine Erlösung durch das Kreuz des Herrn Jesus. Welche Erklärung gibt es für das Kreuz? Was für eine Erklärung gibt es einerseits für diese ganze Versöhnung, für das Rettungswerk des Herrn Jesus, wodurch Er mit der Sünde verfuhr, und dafür, dass die universelle Sünde auf Ihn gelegt und Er zu einem Fluch für uns wurde, an unserer Stelle?
Und dann, auf der andern Seite, gleichsam als Ergänzung dazu: Welche Erklärung gibt es dafür, dass das Kreuz so in den Gläubigen hineingewirkt werden muss, dass er mit Ihm eins wird in der Gleichförmigkeit mit seinem Tod und seinem Begräbnis, als einer geistlichen Erfahrung? – diese ganze (subjektive und persönliche) Anwendung von Golgatha, die so schmerzhaft, so schrecklich durchzumachen ist: ja, das Auseinanderbrechen des «alten Menschen», das Wegschneiden des «fleischlichen Leibes», diese innere Kenntnis der Kraft des Kreuzes, die für das Fleisch so furchtbar ist. Welche Erklärung gibt es? Ihr Lieben, es ist dies, dass Christus alles in allen sein soll.
Warum werden wir zerbrochen? Damit Platz entsteht für den Herrn Jesus. Warum werden wir durch den Heiligen Geist in den Staub hinab gebracht, wenn Er Golgatha’s Tod in uns hineinwirkt? Damit der Herr Jesus den Platz einnehmen kann, den wir im Fleisch besetzt gehalten hatten. Manchmal liegen wir falsch bezüglich der Anwendung des Kreuzes. Der Feind ist stets darauf erpicht, uns einzuflößen und zu suggerieren, wie unfreundlich es von Gott sei, uns so zu zerschmettern, uns so zu demütigen, uns zu erledigen und uns zu sagen, dass das nie aufhören würde; so will er erreichen, dass wir aufgeben.
Ihr Lieben, das Kreuz dient nur einem einzigen Zweck: Christus für uns zu «alles in allem zu machen». Und trifft es nicht zu, dass gerade wegen der Art, wie der Herr mit uns verfuhr, wie Er das Kreuz auf uns anwandte, indem Er uns in Seinen Tod und Sein Begräbnis einpflanzte, wir Ihn auf eine Weise kennen, wie wir ihn vorher nie gekannt haben? Geschah es nicht gerade auf diesem Weg, dass er für uns zu dem geworden ist, was Er jetzt ist, unserem Herzen immer kostbarer und kostbarer? Die Zunahme des Herrn Jesus in uns und für uns kommt durch das Kreuz zustande. Wir wissen nur zu gut, dass unser hauptsächlicher Feind wir selbst sind, unser Fleisch. Dieses Fleisch verschafft uns keine Ruhe, keinen Frieden, keine Befriedigung; wir haben keine Freude daran. Es macht besessen, es nimmt in Besitz, ständig kreuzt es unseren Weg und raubt uns jede Freude am Leben. Was soll damit geschehen? Nun, im und durch das Kreuz werden wir von uns selbst befreit; nicht nur von unseren Sünden, sondern von uns selbst; und von uns selbst befreit zu werden bedeutet, in Christus hinein befreit zu werden, und Christus wird zu weit mehr als wir selbst.
Es ist zwar ein schmerzhafter Prozess, aber er erzielt ein gesegnetes Ergebnis; und jene unter uns, die wahrscheinlich den grössten Todeskampf in diesem Zusammenhang erlebt haben, können, so glaube ich, bezeugen, dass das, was er uns an Erkenntnis und Reichtümer des Herrn Jesus gebracht hat, dieses Leiden bei weitem aufgewogen hat. So hat also das Werk des Herrn für uns und das Werk des Herrn in uns durch das Kreuz im göttlichen Sinn lediglich die Absicht, Raum zu schaffen für den Herrn Jesus.
Der eherne Altar der Stiftshütte wie jener des Tempels war ein sehr grosser Altar. Ihr hättet das restliche Mobiliar der ganzen Stiftshütte darin unterbringen können. Ja, der Altar muss gross sein; es muss ein grosser Platz geschaffen werden für den gekreuzigten Christus. Er muss alles ausfüllen, und Er muss die Fülle aller Dinge sein, und letztendlich soll es für uns keine Platz mehr geben. Versetzt das euch in Bestürzung? Gewiss nicht. So hat also das Kreuz, das Werk der Erlösung durch das Kreuz, als Erklärung einfach dies, dass Christus alles und in allem sein soll; Er soll in allem den Vorrang haben.
Dies ist daher die Erklärung für unsere Erfahrungen – weshalb der Herr so mit uns verfährt wie Er es tut; warum die Gläubigen die Erfahrungen durchmachen müssen, die sie durchmachen; warum sie durch Dinge hindurch gehen müssen, wozu niemand sonst berufen scheint, sie durchzumachen; warum sie zuweilen die Ungläubigen beinahe dafür beneiden, wie leicht viele von ihnen es doch haben. Das erklärt auch die Vorgehensweise des Herrn mit Israel in der Wüste. Selbst nach der Befreiung aus der Knechtschaft und Tyrannei von Ägypten gab es Herzzerbrechen und Todeskämpfe. Warum diese Züchtigung? In der Wüste zog es sie immer wieder nach Ägypten zurück. Das Werk, das der Herr in ihnen tat, hatte den Zweck, dass Er für sie und in ihnen alles sein konnte. Wenn Er sie von ihren natürlichen Hilfsquellen abschneidet, dann nur, um ihnen zu zeigen, welches ihre himmlischen Ressourcen sind. Wenn er sie um ihre natürliche Kraft bringt, dann nur zu dem Zweck, dass sie die Kraft des Himmels kennen lernen. Woraus immer Er sie holte oder in was hinein Er sie führte, hatte zum Ziel, sie aus sich herauszuführen, damit Er alles in allen sein konnte.
Dies ist auch die Erklärung für unsere Schwierigkeiten. Der Herr weiss am besten, wie Er mit jedem von uns umgehen muss, und Er benutzt keine standardisierten Methoden. Er verfährt mit dir auf die eine Weise und mit mir auf eine andere. Er weiss, wie Er uns in Erfahrungen hineinführen muss, die äusserst präzise berechnet sind, um uns dahin zu bringen, wo der Herr alles und in allem ist.
4. Die Erklärung des christlichen Wachstums
Was ist geistliches Wachstum? Was ist geistliche Reife? Was bedeutet es, im Herrn voranzugehen? Ich fürchte, wir haben diesbezüglich vermischte Vorstellungen. Viele meinen, christliche Reife sei eine umfassendere Kenntnis der christliche Lehre, ein grösseres Begreifen von geistlichen Wahrheiten, eine weitere Ausdehnung der Erkenntnis der Dinge Gottes; und viele solche Gesichtspunkte werden als Merkmale, Entwicklungen, geistlicher Reife genannt. Ihr Lieben, es ist nichts von alle dem. Das wahre Merkmal echter geistlicher Entwicklung und Reife ist dies, dass wir so viel kleiner geworden sind und der Herr Jesus so viel mehr gewachsen ist. Die reife Seele ist jemand, der in seinen/ihren Augen klein ist, in dessen/deren Augen der Herr Jesus jedoch um so grösser ist. Das ist Wachstum. Wir mögen eine ganze Menge wissen, eine wunderbare Fähigkeit haben, Lehrsätze, Lehren, Wahrheiten, ja selbst die Schrift zu verstehen, aber geistlich dennoch sehr klein, sehr unreif und sehr kindisch sein.[2] Echtes, geistliches Wachstum ist einfach dies: Ich nehme ab, Er nimmt zu. Es ist dies, dass der Herr Jesus mehr wird. Daran könnt ihr geistliches Wachstum überprüfen.
Dann wiederum ist dieses Wort
5. Die Erklärung allen Dienstes
Was ist christliches Dienen im Sinne Gottes? Es ist nicht notwendigerweise dies, dass wir ein volles Programm christlicher Aktivitäten haben. Es ist auch nicht dies, dass wir stets mit dem beschäftigt sind, was wir «die Dinge des Herrn» nennen. Es ist nicht das Mass und die Menge unserer Aktivitäten und Geschäfte, auch nicht der Grad unserer Energie und unseres Enthusiasmus in den Dingen des Reiches Gottes. Es sind auch nicht unsere Konzepte und Unternehmungen für den Herrn. Ihr Lieben, der Test für alles Dienen ist sein Motiv ! Ist das Motiv, von Anfang bis Ende, dies, dass Er in allem den Vorrang haben solle, dass Christus alles und in allem sein soll?
Ihr kennt die Versuchungen und die Faszination des christlichen Dienstes; die Faszination, fleissig, mit vielen Dingen beschäftigt zu sein; unsere Programme, Konzepte, Unternehmungen zu haben; stets mitten drin und am Ball zu sein. Darin liegt eine Gefahr, die zahllose Diener des Herrn ereilt hat. Die Gefahr ist die, dass dies alles sie in den Vordergrund rückt, es macht das Werk zu ihrem Werk; es ist ihr Werk, es sind ihre Interessen, und je mehr sie diese Sache im Griff haben und beherrschen, desto mehr gefällt es ihnen.
Nein, es besteht ein grosser Unterschied zwischen dem, dass wir im christlichen Dienst rund um die Uhr tätig sind und unsere Aktivität einfach geniessen, mit all der Faszination, den Vorteilen und den Erleichterungen, die sie uns selbst verschafft, einschliesslich der Befriedigung unseres Fleisches – es besteht ein grosser Unterschied zwischen diesem und dem «Christus alles und in allen». Manchmal wird das letztere nur dadurch erreicht, dass wir ausser Gefecht gesetzt werden; und dann liegt der Test darin, ob wir uns damit zufrieden geben oder eben nicht, dass wir vollständig aus der Arbeit herausgenommen werden, wenn nur der Herr Jesus dadurch noch mehr verherrlicht wird. Wenn nur Er zu seinem Eigenen gelangen kann, dann spielt es überhaupt keine Rolle, ob wir gesehen oder gehört werden. Wir kommen irgendwie weiter, durch die Gnade Gottes, wenn wir ganz einfach zufrieden sind, in eine Ecke gestellt zu werden, ungesehen und unbeachtet, wenn dadurch nur der Herr Jesus schneller und völliger zu dem Seinen kommen kann.
Irgendwie haben wir uns in diese Sache hinein gesponnen und glauben, der Herr könne nur zu Seinem Eigenen kommen, wenn wir das Instrument sind. O, die Rivalitäten auf der Plattform und hinter dem Rednerpult; die Empfindlichkeit, weil einer dem andern vorgezogen wird, weil die Ansprache des einen mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als die eines andern; die günstigen Bemerkungen, die alle in eine einzige Richtung gemacht werden, usw.! Ich kenne das alles. Worum geht es uns denn wirklich? Versuchen wir, unsere Zuhörer durch unsere Klugheit zu beeindrucken, oder ihnen unseren Herrn bekannt zu machen? Was für ein grosser Unterschied! Manchmal gewinnt der Herr mehr für sich aus unseren schlechten Zeiten, als wir glauben, und es kann gut sein, dass wenn wir eine gute Zeit haben, der Herr dadurch sehr wenig gewonnen hat. Darum ist es nötig, dass wir beiseite gesetzt, schwach und demütig gehalten werden, damit Er den Vorrang hat.
Die Herausforderung des Dienstes gemäss dem Gedanken Gottes liegt ganz einfach darin – Wozu tun wir ihn? Möchten wir einfach am Werk beteiligt sein, weil wir gerne fleissig sind? Oder ist es aufs äusserste und einzig das, dass Er, durch was für Mittel auch immer, zu dem Seinen kommt, dass Gottes Ziel erreicht werden kann? Wenn er sowohl durch unseren Tod als auch durch unser Leben alles in allen sein kann, dann haben wir den Punkt erreicht, wo wir wahrhaft danach verlangen, «dass Christus verherrlicht werde in meinem Leib, sei es durch Leben oder Tod» (Phil. 1,20). Das ist, von Gottes Standpunkt aus, die Erklärung des Dienstes.
Natürlich ist dies auch die Erklärung für viele andere Dinge. Es ist z.B.
6. Die Erklärung des ganzen Alten Testamentes
Wir werden hier nicht verweilen, um zu prüfen, warum das so ist, wir wollen es nur aufzeigen und dann weiter gehen. Was ist das Alte Testament? Es ist alles zusammengefasst in grossen Darstellungen von Jesus Christus. Nehmen wir die zwei wichtigsten: die Stiftshütte und der Tempel. Beide sind umfassende Darstellungen des Herrn Jesus, von Seiner Person und Seinem Werk, und diese besetzen als solche den zentralen Platz im Leben eines auserwählten Volkes, dessen Leben mit ihnen verbunden ist. Diese beiden bedeuten dasselbe, und solange dieses erwählte Volk in der rechten Beziehung zu diesem zentralen Objekt, der Stiftshütte oder dem Tempel, steht – solange es ihm den Ehrenplatz und die Ehrerbietung gibt und ihn in seiner Stellung von höchster Heiligkeit erhält; solange sie seinem Geist, seinen Gesetzen und seinem Zeugnis die Treue halten: auch wenn sie unter allen Völkern der Erde natürlicherweise am unfähigsten sein sollten, sich um ihre Interessen zu kümmern, so sind sie doch das überragende Volk auf Erden; es gibt keine Nation und kein Volk auf dieser Erde, das imstande wäre, vor ihm zu bestehen. Sie waren nie in der Kunst der Kriegsführung geschult worden, sie haben keine lange Geschichte der Waffen und der militärischen Strategie hinter sich, und in sich selbst sind sie ein schutzloses Volk. Doch sie erringen die Überlegenheit nicht nur über einzelne Nationen, die grösser und mächtiger sind als sie, sondern auch über eine ganze Kombination von Nationen; und wenn alle sich gegen es verbinden, so bleiben sie, solange sie dem zentralen Objekt gegenüber treu sind, hoch über allen. Dieses zentrale Objekt ist eine Darstellung des Herrn Jesus in Seiner Person und Seinem Werk. Die geistliche Interpretation dieses Typus ist die, dass, wenn der Herr Jesus seinen zentralen Platz hat, Überlegenheit herrscht. Es herrscht absolute Überlegenheit, wenn er durch und in Seinem Volk in allem den Vorrang hat. «Christus ist alles und in allen». Wenn dies in Seinem Volk zutrifft, gibt es keine Mächte, die ihm widerstehen könnten. Das Geheimnis der absoluten Überlegenheit und Souveränität ist dies, dass der Herr Jesus im Leben und in den Herzen, in allen Angelegenheiten und Beziehungen Seines Volkes Seinen Ihm zukommenden Platz hat; dann können die Pforten des Hades es nicht überwältigen.
Es ist ferner auch
7. Die Erklärung des Neuen Testamentes
Das Neue Testament führt kleine Gemeinschaften ein, gering unter den Völkern dieser Erde, verachtet, vertrieben, denen kaum erlaubt wird, zu reden, ohne dass sie bitter belästigt werden, und über die schliesslich der organisierte Zorn und Hass der Nationen dieser Welt kommen wird, bis alle Ressourcen eines grossen eisernen Imperiums ausgeschöpft und in Gang gesetzt werden, um das Gedächtnis dieses demütigen, verachteten Volkes auszulöschen. Die Geschichte ist schlicht die, dass die Imperien zusammengebrochen sind, die Weltmächte aufgehört haben zu existieren. Wir können heute rund um die Welt reisen und die Überreste und Ruinen dieser grossen Imperien anschauen; doch wo ist das Volk vom Weg des verachteten Nazareners? Es ist eine grosse Menge, die niemand zählen kann! Der Himmel ist voll von ihnen, und hier auf der Erde gibt es Zehntausende, die den Herrn Jesus kennen und lieben, die «von diesem Wege» sind. Die Erklärung dafür ist, dass Gott beschlossen hat, dass Sein Sohn alles sein soll, und dass Er in allen Dingen den Vorrang habe. Tritt in eine lebendige Beziehung zu Gottes Sohn, und Menschen und die Hölle mögen tun, was sie wollen – Gott wird Sein Ziel erreichen und ein solches Volk wird triumphieren.
Noch ein weiteres Wort. Es ist auch
8. die Erklärung der Gemeinde
Was ist die Gemeinde? Gott hat nicht das Christentum im Sinn; es geht nicht um Gemeinden als organisierte Zentren des Christentums. Es geht auch nicht um die Propagierung von christlichen Lehren und Unternehmungen. Gottes Gedanke ist der, auf dieser Erde ein Volk zu haben, in dem und in dessen Mitte Christus alles und in allen ist. Das ist die Gemeinde. Wir müssen unsere Vorstellungen revidieren. In den Gedanken Gottes beginnt und endet die Gemeinde damit – mit der absoluten Überlegenheit des Herrn Jesus Christus. Und wonach Gott stets trachtet, ist dies, dass er solche von Seinem Volk zusammenbringt, die auf volle Weise diesen Seinen Gedanken realisieren und die für Ihn die Befriedigung Seines eigenen, ewigen Verlangens darstellen: dass der Herr Jesus in allem den Vorrang haben soll, indem Er alles und in allen ist. Er geht an dieser grossen Institution, der so genannten «Kirche» vorbei, und Er ist bei denen, die in sich selbst demütig und eines betrübten Geistes sind und die zittern vor Seinem Wort, und bei denen der Herr Jesus das eine und einzige Objekt der Anbetung und Ehrerbietung ist. Diese befriedigen das Herz Gottes. Diese sind für Ihn die Antwort auf Seine ewige Suche.
Beachtet, dass das Wort Gottes dies sagt. Lest noch einmal Kol. 3,11: «Da ist weder Grieche noch Jude, Beschneidung noch Unbeschnittenheit, Barbar, Skythe, Sklave, Freier, sondern Christus alles und in allen». Da haben sie «den neuen Menschen angezogen, der erneuert wurde nach dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat». Seht ganz genau hin, und ihr werdet feststellen, dass dies der gemeinschaftliche Mensch, die Gemeinde, der Leib Christi, ist, «die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt» (Eph. 1,23). Und da, in diesem gemeinschaftlichen Menschen, kann es weder Griechen noch Juden geben. Achtet auf die Worte. Es heisst nicht, dass Griechen und Juden in gesegneter Gemeinschaft zusammen kommen. Nein, in der Gemeinde findet ihr keine Nationalitäten; ihr habt euch aller Nationalitäten entledigt, und ihr habt jetzt einen einzigen, geistlichen neuen Menschen, eine neue Schöpfung, in der es weder Griechen noch Juden, weder Knechte noch Freie gibt. Alle irdischen Unterschiede sind für immer verschwunden – es ist ein einziger, neuer Mensch. Der rechte Arm ist nicht ein Jude und der linke ein Grieche!
Nein, sie sind verschwunden. In dieser Gemeinde ist nur ein einziger neuer Mensch vorhanden – nicht eine Kombination, wo Anglikaner, Wesleyaner, Baptisten, Kongregationalisten und der ganze Rest zusammenkommen und für eine kurze Zeit alle Differenzen begraben; das ist nicht die Gemeinde. In der Gemeinde sind diese Unterschiede nicht bloss für eine bestimmte Zeit zugedeckt; sie existieren überhaupt nicht. Da ist ein Leib, ein Geist. Die Gemeinde ist dies: «Christus alles und in allen». Begreift das, und ihr habt die Gemeinde. Ihr könnt alles übrige Gemeinde nennen und es ohne dies belassen, dann ist es ein Widerspruch. Prüft es danach.
Wenn es zutrifft, dass das Christenleben im Gedanken und Sinn Gottes ganz einfach das ist: «Christus alles und in allen», seid ihr und ich dann wahre Christen? Denn wir haben gesehen, dass wir durch das Kreuz ausgeschieden wurden, um für den Herrn Jesus Platz zu machen. Wenn wir also bekennen, dass wir auf dem Wege von Golgatha zum Herrn gefunden haben, dann beinhaltet das doch, dass wir durch dieses Kreuz ausgeschieden wurden, damit Christus alles und in allen ist.
Wie steht es damit? Möchten wir doch noch ein bisschen von der Welt? Hängen wir doch noch willentlich an dieser oder jener Sache außerhalb des Herrn, weil der Herr Jesus uns nicht völlig befriedigt hat und wir noch künstlich Gewicht zulegen müssen? Ein weltlicher Christ ist ein Widerspruch in sich selbst. Noch ein bisschen etwas ausserhalb von Christus zu haben bedeutet, Golgatha zu leugnen und in klarem Widerspruch zur ewigen Absicht Gottes hinsichtlich von Christus zu stehen. Möchtest du diese Verantwortung auf dich nehmen? Gott plante dies bezüglich Seines Sohnes in aller Ewigkeit; können wir da bekennen, zum Herrn Jesus zu gehören und es dennoch gleichzeitig bei uns nicht zutrifft, dass Er alles und in allen ist? Sollte dies so sein, dann ist etwas falsch, dann handelt es sich um eine Verleugnung, um einen Widerspruch. Wir stehen gegen Gottes Gedanken und Vorsatz. Ist es wahr, dass Er alles und in allen ist? Das wird Er sein, wenn wir den ganzen Weg gehen.
O diese subtilen Vorschläge, die ständig in unsere Ohren geflüstert werden, dass, wenn wir dies oder jenes aufgeben würden, wir die Verlierer sein würden; das Leben würde ärmer, und wir würden immer weiter eingeengt, bis nichts mehr übrig bliebe. Das ist eine Lüge! Es ist etwas, das Gottes grossen Gedanken für uns kontert. Gottes Gedanke für uns ist der, dass der Eine, kein Geringerer als Sein Sohn Jesus Christus, in welchem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt, unsere Fülle sein soll. Die ganze Fülle Gottes in Christus gehört uns! Ihr kommt nie so weit, wenn ihr Ihn verleugnet. Das Leben muss viel weniger sein, als es sein könnte, wenn ihr nicht den ganzen Weg mit dem Herrn geht; und was in der Angelegenheit unserer Hingabe an den Herrn, unsere ganze und vollständige Auslieferung an Ihn und unseren vollständigen Schnitt von allem, was nicht vom Herrn ist, gilt, gilt auch im Bereich des Dienstes. Das Fleisch liebt es, sich über das christliche Werk lustig zu machen, und es sagt uns, dass wenn wir uns vom Herrn abhängig machen, wir eine bange Zeit haben werden. Doch ein Leben der Abhängigkeit von Gott kann das Leben einer fortdauernden Romanze sein. Genau da ist es, wo wir Entdeckungen machen, die ein ständiges Wunder darstellen.
Ihr mögt in einer Minute tot sein, und in der nächsten gibt euch der Herr etwas zu tun und ihr werdet sehr lebendig, abhängig von Ihm für jeden Atemzug, der ihr einatmet. Aber so lernt ihr den Herrn kennen. Dann, nach dieser Erfahrung, seid ihr für eine Weile wieder ebenso hilflos und tot wie zuvor, doch erinnert ihr euch, dass der Herr etwas getan hat. Dann tut Er es aufs neue; und wo wird das Leben zu einer Romanze; und doch käme niemand je auf den Gedanken, dass ihr für jeden Atemzug vom Herrn abhängig seid. Es ist etwas höchst Segensreiches, zu wissen, dass der Herr es tut, wenn ihr es überhaupt nicht zustande brächtet. Es ist menschlich, natürlich gesehen unmöglich, aber der Herr tut es.
Fahrt fort, ihr Lieben, in der Angelegenheit der Gemeinde. Wendet den Test an. Ich spreche nicht in urteilendem Sinn, ich teile keine Zensuren aus, auch beabsichtige ich nicht, auf falsche Weise zu unterscheiden, aber lasst mich ehrlich sein – was uns betrifft, so muss unsere Gemeinschaft ein Ort sein, wo der Herr Jesus aufs Höchste geehrt wird. Unsere Gemeinschaft muss ein Ort sein, wo Gott das Seine aufs Vollste bekommt, wo Christus alles und in allen ist. Wir dürfen nicht durch Traditionen, durch Dinge gebunden sein, die den Anspruch erheben und den Namen annehmen. Dort, wo der Herr am meisten geehrt wird, müssen unsere Herzen sein; wo alles andere dieser einen Sache untergeordnet wird, dass Jesus Christus alles und in allen ist. Das ist Gottes Gedanke für die Gemeinde, und das muss auch der Ort sein, zu dem unsere Herzen hingezogen werden. Der Ort, wo Gott Sein Zeugnis registriert und die Wirkung dieses Zeugnisses auf andere überträgt, findet sich dort, wo der Herr Jesus am meisten geehrt wird. Und ihr könnt sicher sein, dass, wo es Hungrige gibt, ihr nicht um die Gelegenheit für einen Dienst verlegen seid, wenn ihr völlig mit Gottes Vorsatz im Blick auf Seinen Sohn übereinstimmt.
Alles lebendig
Erinnert euch daran, dass alles in Bezug auf den Christen auf Erfahrung beruht. Alles in Bezug auf den Herrn Jesus ist seinem Wesen nach auf Erfahrung gegründet. Es ist nichts bloss Lehrmässiges. Es ist auch nicht einfach eine Sache des Glaubensbekenntnisses. Es ist nicht so, dass wir bestimmte Lehraussagen oder Bekenntnisse akzeptieren und dann allein aufgrund dieser Tatsache mit dem Herrn Jesus in Beziehung gebracht werden. Wir sind nicht zu Christen geworden, indem wir Lehraussagen oder orthodoxe Bekenntnisse angenommen haben, oder bestimmte Dinge über den Herrn Jesus. Die Gemeinde besteht überhaupt nicht auf dieser Grundlage, obwohl die Gemeinde natürlich ganz bestimmte Dinge vertritt. Erfahrung muss ins Leben hinein gewirkt werden, und es muss ein Teil von uns werden. Es genügt nicht, zu glauben, dass Christus am Kreuz gestorben ist. Das muss in unserem Leben ankommen und zu einer Erfahrung werden, zu einer mächtigen, wirksamen Kraft, zu einem Faktor in unserem Wesen. Die Gemeinde wird nicht auf der Grundlage von Lehraussagen errichtet. Ihr könnt nicht Leute versammeln und sagen, das und das ist vollkommen gesund, wir wollen unsere Gemeinde auf diese Basis stellen. Ihr könnt das einfach nicht tun.
Die Gemeinde ist etwas, in das die Wahrheit hineingewirkt worden ist, in dem sie zur Erfahrung geworden ist. Glaubensbekenntnisse können euch nicht zusammenhalten, wenn sich die ganze Hölle erhebt, um euch auseinander zu reissen. Nein, auch das ultra-fundamentalistische Glaubensbekenntnis hat es nicht geschafft, Leute zusammen zu halten. Die Einheit des Geistes ist etwas im Innern Gewirktes. Wenn das nicht so ist, dann gibt es nichts, das den trennenden, schismatischen Geistern wiederstehen kann, die um uns herum sind. Alles muss auf Erfahrung beruhen, nicht bloss auf einer Lehre, es darf nicht bloss bekenntnismässig sein. Nun, da geratet ihr an Gottes Realität. Es ist eines, Lieder darüber zu singen, dass Christus alles und in allen ist, es als eine objektive Sache zu betrachten und ihr zuzustimmen. Doch ist es etwas ganz Anderes, in der Erfahrung an einen Punkt gebracht zu werden, wo die Wahrheit tatsächlich funktioniert. Es gibt so viele, die heute sagen, jawohl, das stimmt, Christus ist alles und in allen, und wenn ihr sie am nächsten Morgen über einer trivialen Sache angeht, die ihre Präferenzen tangieren, stellt ihr fest, dass offensichtlich Christus nicht alles und in allen ist. Wir müssen durch Erfahrung dahin gelangen. Möge der Herr uns dazu Gnade geben.
Der abschliessende Aufruf, den ich ergehen lassen möchte, ist der, dass wir doch alle die Inthronisierung des Herrn Jesus als überlegener Herr in unseren Herzen anstreben möchten, in jedem Teil unseres Lebens, in allen unseren Beziehungen. Und wenn es irgend etwas geben sollte, das wir bisher zurückgehalten haben, sollten wir es loslassen. Wenn wir irgend welche Vorbehalte hatten, sollten wir sie jetzt aufgeben. Wenn wir bisher weniger als Ihm ganz verpflichtet waren, dann sollte dies jetzt nicht mehr so sein, vielmehr sollte Er von nun an alles und in allen sein. Das sollte unser Verständnis sein, das, was wir mit dem Herrn unternehmen. Wollt ihr es tun? Bittet den Herrn, Er möge jede noch so zarte Bindung lösen, die dem im Wege steht, dass Er alles und in allen sein kann. Sind wir dazu bereit? Der Herr schenke uns Gnade.
[1] Die Absicht Gottes
[2] Es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen «kindisch» und «kindlich».
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