von
T. Austin-Sparks
Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Sep-Okt 1947, Vol. 25-5. Originaltitel: "The New Day of the Holy Spirit". (Übersetzt von Manfred Haller)
Das Buch, das den Titel «Apostelgeschichte» trägt, ist dasjenige, das ein neues Zeitalter einführt; es markiert das Ende einer bestimmten Zeitdauer, eines bestimmten Zeitraumes, und den Beginn einer neuen Zeit, eines neuen Zeitalters. Doch schildert es nicht nur diesen Wechsel; es zeigt auch den Charakter des neuen Tages auf. Unter den vielen wichtigen Dingen, die das Volk Gottes aufs Neue erkennen sollte, ist auch dies, nämlich die wahre göttliche Natur des neuen Tages, der mit den Ereignissen begann, die in diesem Buch geschildert werden.
Der überlieferte und allgemein anerkannte Titel des Buches ist jedoch nur begrenzt richtig, ja, bis zu einem gewissen Grade sogar irreführend. Ihr dürft nicht vergessen, dass der Verfasser seinem Buch nie diesen Titel gegeben hat. Lukas, der es schrieb, nannte es weder «Apostelgeschichte», noch «die Taten der Apostel», auch nicht «die Taten des Heiligen Geistes». Er gab ihm überhaupt keinen Titel. Wenn es überhaupt je einen Titel hatte, befindet er sich in seiner Einleitung, und dies auch nur beiläufig. «Den ersten Bericht habe ich verfasst... von allem, was Jesus angefangen hat, zu tun und auch zu lehren», und was wir daraus schließen können, ist, dass es sich um einen weiteren Bericht von all dem handelt, was Jesus angefangen hat zu tun und zu lehren.
Ich sagte, der überlieferte Titel «Apostelgeschichte» sei nur begrenzt gültig, und bis zu einem gewissen Grade sogar irreführend; dafür gibt es folgenden Grund: Er legt die Betonung zu sehr auf die Aktivität , und dadurch verdunkelt er die Natur dieser Aktivität, die wahre Natur dessen, was eingeführt wurde, das wahre Wesen der Dinge; es verdunkelt weit gehend die Tatsache, dass dieses neue Heilszeitalter absolut geistlicher Natur ist, und zwar in jeder Hinsicht.
Wir wissen, dass Begriffe wie «Taufe mit dem Heiligen Geist», «die Erfüllung mit dem Geist», alles was mit dem Gebrauch des Wortes «Pfingsten» gemeint ist, von Menschen aufgegriffen und im Sinne von Manifestationen, von Dingen, die äußerlich wahrgenommen werden können, von Aktivitäten, Werken, die in einer bestimmten Art von Hitze, Enthusiasmus, Kraft und Konkretheit geschehen, interpretiert wurden. Ihr kennt die allgemeine Mentalität, die vorherrscht, wenn von der Erfüllung mit dem Geist die Rede ist. Sofort springt unser Geist zu bestimmten Formen von Manifestationen über. Aber das ist nicht das Entscheidende. Das Grundlegende ist, dass etwas vollständig anders geworden ist, das neue Zeitalter hat einen neuen Charakter angenommen. Und dies bedeutet, dass in diesem Zeitalter alles wesensmäßig und absolut geistlich ist.
Ich glaube, Paulus hat in seinem ersten Brief an die Korinther – zwar nicht mit diesem Gegenstand vor Augen, doch unter der Leitung und Inspiration desselben Geistes – eine vollständige Zusammenfassung dessen gegeben, was dieser Wechsel wirklich darstellt. Sie taucht in einem Satz in 1. Korinther 15,46 auf: «Aber das Geistliche ist nicht zuerst, sondern das Natürliche, danach das Geistliche». Zuerst das Natürlich, dann das Geistliche. Das will mit andern Worten besagen, dass die vergangene Zeit natürliche Tage waren, Tage, in welchen göttliche Dinge sich auf natürliche Weise, auf natürlichem Grund, manifestierten. Man konnte sie alle mit einer natürlichen Wahrnehmung begreifen, die Menschen konnten sie sehen, sie konnten es fühlen. Dieser ganze Bereich von Gottes Aktivität konnte auf natürliche Weise beobachtet werden. Jetzt aber ist das vorbei.
«Und danach wird geschehen...»; «danach das Geistliche». Das repräsentiert eine göttliche Ordnung und eine festgelegte Ökonomie in der Anordnung der Geschichte dieser Welt. Zuerst kommt bei allem das, was natürlich ist; danach das Geistliche, und dieses Buch (wir werden weiterhin den überlieferten Titel «Apostelgeschichte» verwenden) ist das, was «danach» kommt, also das Geistliche. Und etwas vom Wunderbarsten ist, dass dieses Buch das Alte Testament enthält und es direkt in den geistlichen Bereich hinüber transponiert.
Wenn ihr zu den ersten Kapitel des Propheten Ezechiel zurückkehrt, findet ihr alle göttlichen Absichten und Gedanken im voraus dargestellt; die Ratschlüsse und Vorsätze Gottes treten ins Gesichtsfeld – die Räder und die Lebewesen und der Geist in den Rädern: die göttlichen Ratschlüsse, die Vorsätze Gottes in Bewegung, und sie alle befinden sich unter der Herrschaft dieses Einen, der auf dem Thron sitzt. All diese göttlichen Bewegungen bezüglich der göttlichen Absichten in Verbindung mit einem Volk für Gott unterstehen alle der Herrschaft desjenigen auf dem Thron; und sie bewegen sich gerade aus, sie wenden sich nicht seitwärts während sie gehen. Sie weichen nicht ab, sie werden auch nicht behindert. Sie gehen gerade aus, weil da Einer ist, der den Platz absoluter Souveränität einnimmt, und nichts, wie anders es auch immer aussehen mag, kann Seine Vorsätze wirklich ablenken. Und so finden wir in diesem Buch «Apostelgeschichte» am Ende – was immer auch wie eine Ablenkung, oder eine Unterwanderung, eine Behinderung oder ein Widerspruch aussehen mag, und wie sehr es auch außerhalb des geraden Weges scheinen mag – dass alles, von einer regierenden Hand gezwungen, auf dem Weg ist, Gottes Ziel zu erreichen, es zu erfüllen und nicht zu verhindern. Er geht gerade aus. Und dies wegen des Menschen in Herrlichkeit.
Ja, Er ist der Sohn Gottes, Gott selbst, aber es geht um den MENSCHEN («Ich sehe den Menschensohn...»). Als Mensch ist Er die volle Verkörperung der Vollendung von Gottes Gedanken hinsichtlich des Menschen, wie sie schließlich sein wird: der Mensch, der schließlich Gottes Bereich einnehmen wird; und als Menschensohn ist er eingesetzt, inthronisiert, als das vollkommene Modell von dem etabliert worden, wie die Dinge einmal sein werden. Und Gott verfolgt diesen gerade Kurs in der Kraft des Geistes auf dieses Ende hin, die Dinge dem Menschen in der Herrlichkeit entsprechend zu haben.
Pfingsten in seiner Auswirkung, oder die Gegenwart des Heiligen Geistes hier, bedeutet, dass diejenigen, in denen der Geist operiert und Seinen Weg gehen kann, nie zur Ruhe gelangen werden, solange sie nicht Gottes vollen Gedanken für sie selbst und für andere erreicht haben; was dort der Fall ist, sollte auch hier gefunden werden – was für Christus, den Menschen in Herrlichkeit, zutrifft, sollte hier in noch größerem Maße in diesem neuen Menschen, in der Gemeinde, im Leib, zum Ausdruck gebracht werden. Was ist der Ort der Herrlichkeit, wo Gott wohnen wird? Es ist kein Ort auf dieser Erde, der geographisch geortet oder materiell konstruiert werden kann. Er ist ein geistliches Heiligtum, eine Wohnung Gottes durch den Geist. Es ist etwas, das geistlich konstruiert, konstituiert und vollendet wurde, und da wird Seine Bleibe, Seine Wohnung sein. Und es wird der Ort Seiner Herrlichkeit für alle Zeitalter sein, für immer und ewig.
Was ist es denn wirklich? Mit andern Worten: es ist die Verwirklichung (des Gedankens Gottes) in einem Volk von dieser Gleichförmigkeit mit dem Bild Seines Sohnes. Gott arbeitet durch Seinen Geist daran, uns zu einer herrlichen Gemeinde zu machen, die weder Flecken noch Runzeln oder etwas dergleichen hat, für Seine Wohnung. «Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herab kommen ... und sie hatte die Herrlichkeit Gottes» (Offenb. 21,2-3; 10-11). Dies ist nichts anderes als der gemeinschaftliche Mensch in Christus, vollendet und verherrlicht. Das ist eine Vision von Christus und von dem, was Christus in den Gedanken und Absichten Gottes bedeutet. Es ist eine Offenbarung dessen, wofür der Heilige Geist gekommen ist, und auch eine Erklärung dafür, was der Heilige Geist tut, um all das in uns zu beseitigen, was nicht verherrlicht werden kann! Nachdem Er durch das Evangelium Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat, arbeitet Er auf den Tag hin, da dieses Verderbliche Unverderblichkeit, dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen, und der Tod in Sieg verschlungen wird; da die Gemeinde eine herrliche Gemeinde sein wird, wo Gott ohne Einschränkung gefunden und in der Er in Seinem Universum angebetet werden wird.
Der Mensch in Herrlichkeit, erhöht zur Rechten Gottes, etabliert und eingesetzt, ist die gesicherte Verwirklichung von Gottes Ziel. Er kann nicht ohne Seine Glieder dorthin gelangen. Er kann nicht allein dorthin kommen. Die Gegenwart Christi, des Menschensohnes, dort würde für Ihn bedeutungslos, wenn die Gemeinde nie dorthin käme, wenn sie Ihm nie ähnlich würde; es würde überhaupt kein Sinn darin liegen. Er ist ja schließlich «der Erstgeborene unter vielen Brüdern»; «Er bringt viele Söhne zur Herrlichkeit». Der Geist der Sohnschaft ist nicht gekommen, um irgend etwas zu versuchen oder zu unternehmen, auch nicht mit der bloßen Hoffnung, dass es irgend einmal soweit kommen könnte. Er ist mit der ganzen Souveränität dessen gekommen, der bereits dort ist, und es wird genau so sein.
Lasst euren Glauben darin zur Ruhe kommen. Wie viele Fragen ihr auch im Blick auf euch selbst noch haben mögt, wie oft ihr auch an euch selbst verzweifeln und an den Punkt gelangen mögt, wo ihr aufgeben möchtet – wer immer sein eigenes Herz kennt, kennt nicht die immer wiederkehrende Versuchung, das zu tun? Doch wir brauchen zu verzweifeln. Es gibt eine andere Sicht; da geht etwas anderes vor sich. Der Geist ist gekommen, Er ist in uns. Er sieht Einen zur Rechten Gottes, und trotz unserer Verzweiflung an uns selbst, trotz der Entmutigung und der Unmöglichkeit, die wir in uns vorfinden mögen, der Geist Gottes hält uns fest mit dem Menschen in Herrlichkeit zusammen und führt Sein Werk fort; und erst wenn wir den Glauben an die Allmacht des Geistes Gottes preisgeben, verlässt uns die Hoffnung die Verzweiflung setzt sich in uns fest. Solange wir glauben, dass der Geist Christi in der ganzen Allmacht des erhöhten Menschensohnes gekommen ist und dass Er in uns ist, um das Werk zu vollbringen, springt ewig Hoffnung auf; wir brauchen nicht zu verzweifeln. Er wirkt in Souveränität.
Ich glaube, dass dieses Buch der «Apostelgeschichte» dieses eine laut und deutlich sagt: Vom Himmel her ist der Geist des allmächtigen Gottes in Souveränität gekommen, um die Dinge auszuführen. Soll doch Herodes tun, was immer ihm beliebt; mögen die Könige und die Nationen ihre Beratungen abhalten; mögen alle Umstände gegen uns arbeiten; mögen Satan und alle seine Heerscharen operieren; die Gemeinde schreitet voran, und eben diese Dinge werden im Triumphzug Christi mitgeführt und müssen den göttlichen Zielen dienen. Alle Widerfahrnisse arbeiten an der Verbreitung des Evangeliums, und gerade die Dinge, die wie Desaster und Katastrophen aussehen, erweisen sich auf die Dauer als solche, die unter der Souveränität des auferstandenen Herrn zusammengewirkt haben. Der Geist Gottes hat die Verantwortung übernommen.
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