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Das Zeugnis des Blutes

von T. Austin-Sparks

Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Mai-Jun 1969, Vol. 47-3. Originaltitel: "The Testimony of the Blood". (Übersetzt von Manfred Haller)

«Und der Herr sprach zur Schlange... ich werde Feindschaft setzten zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen...» (Gen. 3,15)

«... die alte Schlange... und sie haben ihn überwunden wegen des Blutes des Lammes und wegen des Wortes ihres Zeugnisses, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod» (Offenb. 12,9.11)

Das Zeugnis Jesu wird in der Schrift zum ersten Mal durch den Herrn selbst in den obigen Worten erwähnt (Gen. 3,15). Es wird alles in dieser einen Wendung zusammengefasst: «Er», die Person, und «wird dir den Kopf zermalmen», das Werk; und dies mit einer bestimmten, speziellen Bedeutung: «deinen Kopf», was dasselbe ist wie «deine Herrschaft, dein Regiment, deine Oberhoheit, deine Krone». Dann wird unmittelbar das Kreuz eingeführt als Schauplatz und Zentrum der Errichtung dieses Zeugnisses in Ihm, wobei das zentrale Element des Kreuzes das Blut der Herrn Jesus ist. Das Blut – das ist der zentrale Faktor im Zeugnis Jesu – das Blut des Herrn Jesus. Ich möchte euch an die umfassende Bedeutung des Blutes unseres Herrn Jesus erinnern, dass es in erster Linie mit der Sünde zu tun hat. In diesem Abschnitt der Genesis wird es mit dem in Beziehung gebracht, was eben geschehen und was in die Welt herein gekommen war: Sünde, und Sünde in all ihren Aspekten; Sünde als Übertretung, das Überschreiten einer Grenze; Sünde als Gesetzlosigkeit, als Revolte gegen Gott; Sünde als Zukurzkommen, als Ermangelung der Herrlichkeit Gottes; Sünde in jeder Form und auf jede Weise. Das Blut des Herrn Jesus hat damit zu tun, dass ihr begegnet wird, dass sie zerstört wird, und dass sie schließlich aus diesem Universum hinausgefegt werden wird. Das Blut Jesu Christi richtet sich gegen die Sünde.

Dann, an zweiter Stelle, wird es auch auf all das bezogen, was mit dem symbolischen Wort «das Fleisch» gemeint ist. Und hier bedeutet «das Fleisch» nicht bloß das Prinzip der Sünde, sondern es bedeutet die Art von Person, die ein Mensch ist, wenn er in Sünde gefallen ist. Das heißt, das gefallene Geschlecht, die Spezies, die ins Dasein trat, als die Sünde Eingang fand – ein vollständig anderer Typus von Wesen, als was Gott beabsichtigt hatte. «Er wurde Fleisch» (Genesis 6,3). Das Blut Jesu Christi hat also nicht nur mit der Sünde als Prinzip und dem Gesetz des gefallenen Menschengeschlechts zu tun, sondern mit dem Geschlecht selbst; es sollte nicht nur die Sünde vom Universum weg waschen, sondern das Geschlecht selbst aus dem Universum zu entfernen; diese Art und diesen Typus von Mensch zu beseitigen und eine neue Schöpfung möglich zu machen und sicher zu stellen, einen Menschen, nicht nach der Art des Fleisches, sondern einen Menschen nach der Art des Geistes, wie Christus in der Auferstehung.

Das Blut wird aber auch, an dritter Stelle, auf die Konsequenzen bezogen, die unmittelbar auf den Fall folgten, und auf das Menschengeschlecht, das zu dem wurde, was es war, als die Sünde herein kam. Das ist der Tod. «Die Seele, die sündigt, die soll sterben». «An dem Tag, an dem du davon isst, wirst du gewisslich sterben». «Und», sagt der Geist durch Paulus, «wie durch den Ungehorsam des einen Menschen ... der Tod zu allen durchdrang, weil alle gesündigt haben», und tatsächlich ist der Tod die universelle und unmittelbare Konsequenz der Sünde und des Urteils in Bezug auf das Menschengeschlecht. Der Tod in allen Bereichen und Tiefen; der Tod auf jedem Gebiet – in Geist, Seele und Leib. Das Blut legt Zeugnis ab gegenüber dem Tod und hat in diesem Bereich ein Werk zu vollbringen.

Dann, an vierter Stelle, verfährt das Blut nicht nur mit der Konsequenz und der Frucht, sondern auch mit der Ursache und der Wurzel, und Satan selbst ist einbezogen und in dieser mächtigen Angelegenheit des Blutes unseres Herrn Jesus Christus. Er wird im Zeugnis Jesu aufgegriffen, und zwar in zwei Eigenschaften:

Erstens als «der Fürst dieser Welt». «Der Fürst dieser Welt kommt»; «Nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen».

Zweitens wird auf Satan Bezug genommen als auch «den, der die Macht des Todes hat, das ist der Teufel». Es ist nicht nur der Tod, sondern der, der die Macht des Todes innehat, und das Wort «Macht» hier ist weder das bekannte Wort «dynamis», Kraft, noch «exousia», Autorität; sondern es ist das andere Wort: «kratos», was bedeutet, fest zu halten. Es ist der Zugriff des Todes; derjenige, der in seinen Händen den Tod festhält, derjenige, der den Tod im Griff hat; und in dieser Beziehung spricht das Blut in Bezug auf ihn, dass Er durch den Tod – und der Herr Jesus gelangte tatsächlich einen Moment lang in den festen Zugriff des Todes – den vernichten sollte, der den Tod festhielt, das ist der Teufel.

So verfährt das Blut mit ihm in diesen beiden Eigenschaften. Das ist das Zeugnis Jesu, wie es im Blut des Herrn Jesus wirksam wurde.

Es geht um Leben und Tod

Nun, wir sehen, dass der Hauptpunkt, um den es im Zeugnis von Jesus geht – im und durch Sein Blut – die Frage von Leben und Tod ist, bzw. Tod und Leben. Darum geht es hauptsächlich. O, bitte folgt mir sehr aufmerksam, denn ihr werdet in wenigen Augenblicken den großen Inhalt dieser Sache sehen. Wie gesagt, der Hauptpunkt, um den es beim Zeugnis Jesu im Zusammenhang mit dem Blut Jesu geht, ist die Frage von Leben und Tod. Wenn das Volk Gottes dies genügend realisieren würde, würde es auf festem Grund stehen, es würde genau wissen, was seine Aufgabe ist in der Welt, und es würde eine völlige Erklärung für alles haben, was ihm im geistlichen Bereich begegnet, wenn es mit dem Zeugnis Jesu in Verbindung gebracht wird. Es ist die Frage von Tod und Leben. Es geht nicht nur um Sünde und Heiligung, und es steht auch nicht nur der alte und der neue Mensch zur Debatte, sondern in all dem, über all dem und um all das herum geht es um die viel größere Frage, um die Frage von Leben und Tod. Und solange dies nicht erkannt wird, könnte die ganze Frage nach der Sünde, nach dem neuen Menschen, nach dem neuen Menschengeschlecht, nach der Einführung der neuen Schöpfung, nach der Befreiung von Männern und Frauen aus der Macht Satans zu Gott, gar nicht gelöst werden. Ihr werdet solange aufgehalten, bis ihr diesen Hauptpunkt erkennt. Wo beginnt denn eigentlich die ganze Frage nach der Heiligung? Wo beginnt die ganze Frage nach der neuen Schöpfung? Wo beginnt denn eigentlich die ganze Frage nach der Emanzipation der Seelen vom Zugriff Satans? Es beginnt alles dort, wo der Macht des Todes Einhalt geboten wurde. Es sind nicht die Sünden, mit denen ihr und uns auseinandersetzen, es ist auch nicht einfach die alte Schöpfung. Wir können eingeschlossen, gebunden, ja gefesselt sein durch die Beschäftigung mit und die fanatische Fixierung auf unseren alten Menschen und es doch zu nichts bringen. Wir können blockiert sein und gebundene Hände und Füße haben mit allen möglichen Wahrheiten und Lehren über Heiligung, der Frage der Sünden oder spezifisch «der Sünde» und es doch zu nichts bringen, weil wir den Hauptpunkt nicht beachten. Der Hauptpunkt ist der Tod, die Macht des Todes, und noch gilt es, zu diesem zentralen Punkt des Blutes des Herrn Jesus vorzudringen – zu der Frage von Leben und Tod. Das ist das Kreuz in seiner zentralen Bedeutung. Wenn der Herr nicht diese Frage ein für alle Mal in Seinem Blut am Kreuz geregelt hätte, dann wären alle anderen Dinge vollständig ungelöst geblieben und es hätte kein vollständiges Evangelium gegeben.

Wenn also dies das Kreuz und der Inhalt des Kreuzes ist, können wir erkennen, was das Zeugnis Jesu seinem Wesen nach ist. Es ist das Zeugnis für das Leben, das eine neue Schöpfung möglich machte. Dieses Zeugnis, wenn es wirklich in seinem Zentrum erkannt wird, ist ein Zeugnis bezüglich eines Lebens, das dadurch ins Dasein gelangte, dass der Tod vernichtet, die Macht des Todes gebrochen, und der, der die Macht des Todes inne hatte, erledigt wurde. Wenn dieses Zeugnis zustande kommt, und wenn es anerkannt wird, und jeder in dieses Zeugnis eingeht und es zu seinem Zeugnis macht, was geschieht dann? Dann tritt unweigerlich der Mörder auf.

Der Feind des Lebens tritt auf

Er, der – wie der Herr Jesus selbst sagte – ein «Mörder von Anfang an» war, ist stets in dieser Eigenschaft gegen jeden vorgegangen, der in der Zeugnis Jesu gerufen wurde, sei es im Alten oder im Neuen Testament.

Abel war der erste in der Geschichte, der dieses Zeugnis aufgriff. Was war Abels Zeugnis? Das Blut! Ob Abel den ganzen Gehalt dieses Symbols verstanden hat, beschäftigt uns hier im Augenblick nicht, aber Gott verstand, was es bedeutete. Er hat es eingesetzt, und es war Sein Weg durch die ganze Geschichte hindurch. Jenes Fragment im Hebräerbrief hat alle Opfer in der Vorstellung Gottes bestimmt: «Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung». Das Blut war in Gottes Sinn von der ersten Regung der Sünde in dieser Welt an der Schlüssel, und Abel selbst schritt in dieses Zeugnis des Blutes hinein mit allem, was es bezüglich der Sünde, des Todes, des menschlichen Geschlechts und dessen, der die Macht des Todes inne hatte, bedeutete – und sogleich trat der Mörder auf und Abel wurde ermordet, nicht von Kain, sondern durch Kain; und so ist es immer gewesen! Als Abram später seinen Altar errichtete und das Opfer teilte, begann der Konflikt. Ihr lest davon in Genesis 15. Die Raubvögel, die herabstürzten, das Wegscheuchen, bis die Sonne unterging, der Schrecken der großen Finsternis – und dann das Hindurchfahren des Herrn. Und womit wird das alles in Verbindung gebracht? Es wird mit der Offenbarung des Lammes und dem Blut des Lammes in Verbindung gebracht, durch welches seine Nachkommen nach vierhundert Jahren in ägyptischer Knechtschaft befreit werden würde. Der Herr gab ihm dort die Offenbarung Seiner Methode auf Erden. Wozu das? Um ein Volk zu bekommen, das abgesondert von den Nationen unter ihnen leben sollte, zum Zeugnis für Jahwe. Israel sollte Gottes gemeinschaftliches Zeugnis auf Erden sein, unter den Nationen, und es sollte eingesetzt und durchgetragen werden durch ein Prinzip des Blutes, des vergossenen Blutes. Und als Gott in Erscheinung trat, um die Natur des Zeugnisses auf Erden, nämlich gemeinschaftlich in Seinem Volk verkörpert, zu offenbaren, begegnet Abram der ganzen Wucht des Schreckens einer großen Finsternis, und schon in der Atmosphäre wird ein Zustand des Konflikts errichtet. Ihr könnt das im Falle von Moses weiterverfolgen: Der Konflikt in Ägypten, und der ständige Konflikt durch sein ganzes Leben hindurch.

Das ist auch die Erklärung für die Attacke auf Elijah, als er seinen Altar aufgerichtet und sich für die Erhaltung des Zeugnisses des Herrn in Israel eingesetzt hatte. Als er auf dem Karmel für dieses Zeugnis bei seinem Altar stand und dieses Zeugnis neu eingesetzt und gegen die falschen Propheten, nein, gegen alles, was die falschen Propheten und ihr System überhaupt hervorgebracht hat – gegen die Macht, die dahinter stand - verteidigt worden war, dann bedrohte Isebel sein Leben. Satan nahm Moses vorweg, indem er alle Unschuldigen umbringen ließ, um einen einzigen zu bekommen, genauso wie er Golgatha im Herrn Jesus vorwegnahm, indem er die Unschuldigen umbrachte, um den Einen zu bekommen. Und hier, im Falle von Elijah, weil er für das Zeugnis in Israel stand, wurde Isebel, das beste und geeignetste Instrument Satans aufgegriffen, und Elijahs Leben wurde bedroht. Dies ist der Schlüssel zu allen mörderischen Versuchen an Einzelnen und an Gruppen vom Volk Gottes im Alten Testament. Es ist die Erklärung des Buches Esther, als Haman alle Juden massakrieren wollte. Warum? Weil sie Gottes Instrumente auf Erden waren. Der Teufel ist gegen das Zeugnis in diesem Volk; sie sind sein Ziel, weil sie das Zeugnis sind. Stellt euch in dieses echte Zeugnis des Herrn Jesus hinein, und zwar in der Kraft des Heiligen Geistes und nicht nur in der Theorie; steht fest darin, und so sicher wie nur irgend etwas sein kann wir der Feind des Lebens auftauchen, und das ist die Erklärung für alle eure Erfahrungen im Werk Gottes und auch in eurem persönlichen Leben, in Körper, Seele und Geist. Ich sage damit etwas vom Ungeheuerlichsten und Ernstesten, und doch etwas vom Wahrsten, wenn ich das sage.

Das Zeugnis eines Lebens, das über den Tod triumphiert

Nun nehmen wir das ganze in Angriff, wenn wir einen Teil davon aufgreifen, denn es gibt keinen Teil. Entweder seid ihr darin, oder ihr seid draußen, ihr könnt nicht nur ein bisschen davon haben. Sofort werdet ihr, durch Glauben und im Heiligen Geist, wirklich, wesenhaft mit dem Zeugnis Jesu verbunden, ihr seid in dieser großen Sache drin, in dieser erhabenen Sache des Blutes – in diesem Konflikt zwischen Leben und Tod, zwischen Tod und Leben. Ihr seid mitten drin, und in diesem Bereich gibt es nur eines, und das ist

Der kämpferische Glaube des Sohnes Gottes

In diesem Bereich kann es keine Passivität und keine Allgemeinheiten geben. Ihr könnt es euch nicht leisten, in diesem Bereich Pausen einzulegen. Das Beten muss ein kämpfendes Beten sein, und o, eine Erweckung des kämpferischen Gebetes ist dringend nötig! Wir müssen damit aufhören, einfach Gebete herzusagen, schöne Gebete zu sprechen, im Gebet überall hin Ausflüge zu machen, und stattdessen direkt zu den gewaltigen Fragen kommen, um die es in Wirklichkeit geht, und dann durchkämpfen im Namen des Herrn. Es muss mehr kämpferisches Gebet unter das Volk Gottes kommen. Bittet den Herrn, er möge euch im Gebet den kämpferischen Glauben des Sohnes Gottes schenken! Das bedeutet, dass wir einen sehr starken Stand in diesem kämpferischen Glauben einnehmen müssen, und dass wir uns weigern müssen, uns von den Umständen oder vom bloßen Anschein ablenken zu lassen. Ist das Zeugnis für euch etwas, wenn es weggenommen würde und euch nichts übrig bliebe, an dem ihr dennoch festhaltet, oder ist es etwas, das ihr einmal aufgegriffen habt und das ihr auswechseln könnt, wir ihr die Kleider wechselt? Würde euch alles genommen werden, wenn das Zeugnis des Herrn Jesus von euch genommen würde? Wenn dies der Fall ist, dann werdet ihr sagen: «Nun, da gibt es etwas, das für mich eine Frage von Tod oder Leben ist, und das ist das Zeugnis, in dem ich stehe, das Zeugnis des Herrn Jesus».

«Und sie haben ihn überwunden wegen des Blutes des Lammes und wegen des Wortes ihres Zeugnisses, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod». Tönt das für euch wie ein Widerspruch? «Bis zum Tod». Abel wurde getötet. Aber «sie» sind nicht tot, auch Abel ist nicht tot. Paulus wurde, wie Jesus, getötet. Und doch leben sie «in der Kraft unzerstörbaren Lebens», weil Jesus den Tod und den «der den Zugriff des Todes innehatte», besiegte. Und Sein Kreuz und durch Sein Blut trug Er den Sieg davon!


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