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Die Ausrüstung für den Dienst

von T. Austin-Sparks


«Mose aber antwortete dem Herrn: Ach, Herr! Ich bin kein redegewandter Mann ... denn unbeholfen ist mein Mund und unbeholfen meine Zunge» (Exodus 4,10)

«Da wandte sich der Herr zu ihm und sprach: Geh hin in dieser deiner Kraft und rette Israel aus der Hand Midians! Er aber sagte zu ihm: Bitte, mein Herr ... siehe ... ich bin der Jüngste im Haus meines Vaters» (Richter 6,14-15).

«Da sprach ich: Weh mir, denn ich bin verloren ... und er (der Herr) sprach» (Jes. 6,5.9).

«Da sagte ich: Ach, Herr, Herr! Siehe, ich verstehe nicht zu reden, denn ich bin zu jung ... da sprach der Herr zu mir ... zu denen ich dich sende, sollst du gehen» (Jeremia 1,6.7).

«Ich bin kein Prophet und bin kein Prophetensohn ... aber der Herr holte mich ... und der Herr sprach zu mir: geh hin» (Amos 7,14.15).

«Und er berief zwölf, damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende zu predigen» (Mk. 3,14).

«Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein» (Apg. 1,8).

Die letzten Worte, die oben zitiert werden, sind die Antwort auf alle andern. Obwohl Pfingsten eine neue Epoche und Methode der Aktivitäten des Heiligen Geistes kennzeichnete, geschah doch zu allen Zeiten das Werk Gottes durch die Vermittlung des Heiligen Geistes. Würde man uns fragen, welches die wesentliche und unerlässliche Ausrüstung für das Werk Gottes sei, würden wir ohne zu zögern sagen: Die Salbung und Erfüllung mit dem Heiligen Geist.

In den Vorfällen, die oben zitiert werden, haben wir Menschen von weit auseinander liegenden Typen, doch werden alle auf eine gemeinsame Basis gebracht. Moses war ein Mann von gewaltigen natürlichen und erworbenen Fähigkeiten. Da gab es auf der emotionalen und willensmäßigen Seite Initiative, Tatendrang, Leidenschaft, Hingabe und Mut; und offensichtlich auch beträchtliche Kraft auf der physischen Seite. Jesaja und Jeremia waren nicht ohne eine reichliche Ausstattung von ererbten sozialen, religiösen «kirchlichen» Vorteilen und von guter Bildung. Und was brauchen wir diesbezüglich noch über Paulus zu sagen? Andererseits waren Gideon, Amos und die meisten Apostel von geringer und einfacher Geburt, sie besaßen eine magere Bildung und hatten wenig irdische Vorteile. Von den letzteren wird uns berichtet, sie seien «unwissende und ungebildete Männer» gewesen. Sie alle, so sagten wir, mussten auf eine gemeinsame Basis gebracht werden. Durch schmerzhafte und manchmal langwierige Disziplin und Prüfungen mussten die ersteren an einen Punkt kommen, da sie anerkannten, dass nur Gott Sein eigenes Werk tun konnte, und dass Er nie irgend einen Menschen oder dessen natürliche Ausrüstung benutzte, es sei denn auf der Grundlage einer äußersten Abhängigkeit von Ihm: Gaben, Bildung, Fähigkeiten an sich zählen bei Gott nicht und leisten nur einen Dienst, wenn der Mensch von einem natürlichen Grund durch ein tiefes inneres Wirken des Kreuzes mit seinen Prinzipien und Gesetzen auf eine geistliche Ebene versetzt wird. Nichts anderes als eine geistliche Ausstattung kann geistlichen Kräften entgegentreten, und dies ist der Hintergrund von allem Werk Gottes.

Gott kann die Gaben, mit denen Er Menschen ausgerüstet hat oder die sie auf natürliche Weise erworben haben, benutzen, aber erst, wenn sie durch den Tod auf der natürlichen Ebene zum Leben auf der geistlichenEbene gebracht worden sind. Moses ging diesen Weg; Paulus ging diesen Weg; und so ist es mit allen, die wirklich von Gott für geistliche und ewige Ziele gebraucht wurden; das heißt, wenn der Arbeiter und das Werk (von Gott) angenommen werden sollte.

Niemand soll glauben, wir seien gegen eine umfassende Schulung und Ausrüstung. Es liegt uns fern, anzudeuten, dass dies keine wesentlichen Konsequenzen nach sich ziehe. Was wir jedoch betonen, ist, dass trotz aller möglichen natürlichen oder erworbenen Ausstattung, Bildung, natürlicher Fähigkeit, Eifer, evangelikalem Glauben und evangelikaler Lehre und trotz guter Kenntnisse des christlichen Werkes usw., dennoch etwas Entscheidendes übrig bleibt, ohne das alles scheitern wird. Dieser superlative Faktor lautet: «erfüllt mit dem Heiligen Geist».

Auf der anderen Seite ist ein geisterfüllter Mann nie jemand, der sich für Unwissenheit stark macht oder solchen Wissenserwerb verachtet und vernachlässigt, die den Grund darstellen, auf dem der Herr wirken möchte. Es ist eine der Romanzen der Aktivität des Heiligen Geistes, dass unter Seiner Anregung und Belebung viele der Ungebildetsten fähig und fleißig wurden, Dinge zu meistern, nach denen sie weder Verlangen hatten, noch wozu sie vorher je fähig gewesen wären.

Nun, diese einfachen, grundlegenden Dinge führen uns weiter. Der Herr Jesus als

Der Muster-Diener

erklärte: «Ich tue nichts von mir selbst aus; was ich höre, das rede ich». «Die Worte, die ich rede, rede ich nicht von mir aus». «Die Werke, die ich tue, tue ich nicht von mir aus». Hier weigert sich sogar ein sündloses «Ich», seine eigenen Worte zu sprechen und seine eigenen Taten zu tun. Er machte sich für alles vom Vater abhängig und bezog alles von Ihm. Es wird deutlich, wie sehr er sich bewusst war, dass dies selbst in seinem eigenen sündlosen Fall notwendig war, und es anders zu tun hätte seine Mission unendlichen Gefahren von außen ausgesetzt. So vollzog Er eine äußerste Hingabe an Gott. Für eine solche äußerste Hingabe – die, das wollen wir unterstreichen, all diejenigen charakterisieren muss, die Gottes idealem Diener am nächsten kommen möchten – muss es irgendwo und zu irgend einem Zeitpunkt auf der menschlichen Seite zu einem Nullpunkt kommen. Dieser Nullpunkt lässt sich im Leben so vieler der Diener des Herrn nachweisen – eine Zeit, da eine Verzweiflung an allem sie fast verschlang und Gott ihr einziger Aktivposten war.

Doch, muss es notwendigerweise so sein, dass dieser Punkt erst in einem mehr oder weniger späten Zeitpunkt eines christlichen Lebens und Dienstes erreicht wird, oder vielleicht erst nach Jahren großer Geschäftigkeit? Ist ein beträchtliches Maß an Ineffektivität, Versagen und Fehlgriffen nötig, weil ein so großer Prozentsatz der Bemühungen und Aktivität «im Fleisch», d.h. vom Menschen geschieht? Es ist notwendig, dass letzten Endes, vielleicht allerletzten Endes der große Rahmen, das laute Hämmern, die fieberhafte Geschäftigkeit usw. anfängt, abzufallen, wobei das echte geistliche und ewige Ergebnis wahrscheinlich vergleichsweise gering ausfallen wird. Wir sollten dies ein für allemal für gesichert akzeptieren, dass nur das, was der Heilige Geist tut, Gottes Ziel dienen und ewig andauern wird.

Ganz sicher möchte Gott, dass der Nullpunkt auf der Seite des Menschen schon am Anfang erreicht wird. Gewiss ist dies die Erfahrung der Menschen in der Schrift. Zumindest war es ein entschiedenes Gewahrwerden dieses Punktes, an den sie ständig zurückgebracht wurden, wenn sie dazu neigten, in Selbstzufriedenheit darüber hinaus zu gehen.

Wir glauben sehr ernsthaft, dass dies die wahre Natur der Schulung für das Werk des Herrn ist, in Verbindung und in Gemeinschaft mit einer wachsenden Erkenntnis von Ihm in Seinem Wort und in der Erfahrung. Die einzige Erkenntnis des Wortes Gottes, das im Dienst von einigem Nutzen ist, ist erfahrungsmäßige Erkenntnis. Diese Erkenntnis ist die Kenntnis Gottes selbst, die das Wort lebendig macht.

Moses wurde in der harten Schule der Untätigkeit für sein Lebenswerk geschult. Vierzig Jahr Schafe hüten in einer Wüste, und dies für einen Mann mit einer ungeheuer aktiven Disposition! Er hatte sich mit großen Visionen auf den Weg gemacht. Sein Motiv war gut und das Ziel, das er anvisierte, war richtig. Doch wie er die großen Linien ausfüllte, da lag er falsch. Wie man bei Unrecht geduldig bleiben kann, ohne es zu tolerieren, oder die Leidenschaft für das Richtige zu verlieren, ist eine der großen Lektionen, die diejenigen lernen müssen, die Menschen befreien wollen. Keinen Heiligenschein der Romantik einem Dienst für Menschen aufzuerlegen und zu glauben, dass wir ein Anrecht darauf hätten, dass die Leute unser Selbstopfer wertschätzten, ohne aufgrund der Desillusionierung zynisch zu werden, ist eine andere. Auf keine Weise, mit keinem Ton oder Verhalten Überlegenheit anzudeuten, ist eine dritte. Dies waren einige der kleineren Lektionen, die Moses zu lernen hatte, aber für sich selbst genommen waren es große. Abhängigkeit, Glauben, Gehorsam, Demut waren die ersten Dinge, und diese bekommt man nicht aus Büchern oder Vorlesungen.

Jesaja benötigte eine Vision, durch die er von seiner eigenen Untauglichkeit überwältigt wurde.

Paulus musste mit einem gewaltigen Schlag und Kriechen im Sand von seinem intellektuellen, kirchlichen, traditionellen hohen Ross herunterkommen und sich dem verhassten und verachteten Jesus unterwerfen.

Die Jünger mussten viele Lektionen lernen in Bezug auf ihre elende Unfähigkeit, das Herz des göttlichen Meisters zufrieden zu stellen, und schließlich wurden sie alle zuschanden, weil es sich herausstellte, dass sie unfähig waren, durch das Kreuz zu glauben.

Das alles ist die notwendige Schulung und Zubereitung. Wie wenige gibt es doch, die freiwillig einen solchen Verlauf ihrer Ausbildung akzeptieren würden. Doch ganz gewiss sollte dies die Natur des Werkes sein, das an einem Ort geschehen muss, wo Gottes Diener zubereitet werden. Es sollte eine Übergabe an den Heiligen Geist stattfinden, damit Er uns in und durch solche Erfahrungen geistlicher Disziplin führt, wie sie für eine tiefe Gotteserkenntnis notwendig sind. Der natürliche Boden unserer Ideen hinsichtlich des Werkes und Dienstes sollte herausgeschlagen werden. Alles sollte eine innere und nicht eine äußere Angelegenheit werden; es sollte geistlich und nicht natürlich, von Gott und nicht von uns selbst sein. Und wenn es nicht anders ging, müsste halt auch die Disziplin der Untätigkeit angewandt werden. Es ist so leicht, zufrieden zu sein, solange wir geschäftig und aktiv sein können, aber oft bringt uns eben nur dies (Untätigkeit) auf den Weg Gottes, und er muss uns unser Werk wegnehmen, um uns zu lehren, dass es nur um
Ihn Selbst
, und nicht um den Dienst als solchen geht. Bei vielen muss der Herr eine Auslaugpolitik anwenden, denn anders würden sie nie nachgeben.

Die ideale Schule der Propheten

Die «ideale Schule der Propheten» ist diejenige, in welcher das geistliche Leben zuallererst in Betracht gezogen wird. Wo der Heilige Geist mit dem Einzelnen verfährt, und wo das Wort Gottes unabdingbar ist für Licht, Kraft, Trost und Wegweisung. Wenn wir durch das Wort leben lernen, dann muss das Wort für uns lebendig sein, und unsere Erfahrung ist der Ort, wo Leben und Erkenntnis zusammentreffen.

Kein Schulungszentrum ist angemessen, das nur intellektuell und praktisch ausgerichtet ist in dem Sinne, eine bestimmte Art von Arbeit zu verrichten. In erster Linie muss die Aufmerksamkeit dem geistlichen Leben gelten, dem, dass es genährt und geleitet wird, und besonders muss die Gegenwart des Heiligen Geistes für diese Arbeit gesucht und bewahrt werden, da sie niemals von außen getan werden kann.

Nun, nachdem wir all dies gesagt haben, kehren wir dazu zurück, anzuerkennen, dass dies im Prinzip die Basis der Aktivitäten Gottes gewesen war, von der Zeit der Erfüllung von Apg. 1,8 an. Das Kreuz wurde in seiner ganzen Fülle durch den Heiligen Geist ins Leben jener ersten Gläubigen und Zeugen hineingebracht, und die Veränderung im Charakter der Apostel ist recht beachtenswert. Sie wurden selbstlos, demütig, furchtlos, voller Liebe, Geduld und Langmut. «Position» oder «Platz», Reputation, Prestige, Erfolg, Popularität usw. waren nicht mehr das Motiv ihres Dienstes. Beachtet, wie sie in allem vom Heiligen Geist geleitet und kontrolliert wurden. Der Herr wird freigesetzt, wenn die Bande des Ich-Lebens in all seinen Formen bei Seinen Dienern vom Feuer verbrannt werden. Wie Er durch Sein Kreuz zu Seiner eigenen persönlichen Befreiung ins Grenzenlose gelangte, so ist Er, indem Sein Kreuz tief ins natürliche Leben Seiner Knechte eingepflanzt wurde, nun frei, Seine größeren Werke zu tun. O, dass wir doch früh genug in unserem Leben erkennen könnten, dass, als Christus ans Kreuz ging, Er nicht nur unsere Sünden, sondern uns selbst mit nahm! Und dies nicht nur als Sünder, sondern als Menschen! Als Prediger, Lehrer, Mitarbeiter und alles, so dass es nicht mehr «ich bin, sondern Christus». Allzu spät mussten einige von uns diesen Eigenschaften gegenüber gekreuzigt werden; und durch den Tod musste unser Predigen von der menschlichen Ebene weggeholt und von oben aufs neue geboren werden. Und dasselbe musste mit andern Dingen geschehen. O, möchte doch eine Gemeinschaft entstehen, die schon von Anfang an dorthin gebracht wird! Dann wird Gott Seine neue Sache tun, und wir werden eine frische Freisetzung des Herrn erleben! Er ist nicht in Sich selbst eingeengt, sondern Er ist in den natürlichen Aktivitäten Seiner Diener eingeengt, wenn diese Aktivitäten durch horizontale, satt durch vertikale Methoden in die geistlichen Dinge hinüber gebracht werden – d.h. entlang der menschlichen Linie, anstatt durch das Kreuz, die Auferstehung, Erhöhung und die Niederkunft von oben her.

Wie es zur Zeit der Vorbilder war, beherrschten die striktesten Gesetze die Salbung mit dem heiligen Öl, und es wurde wiederholt betont, dass «kein Öl auf das menschliche Fleisch kommen dürfe», so wird auch der Herr, der heute nicht weniger genau ist, ebenso wenig den Geist auf das Fleisch des Menschen – auf sein Ich-Leben, geben. All das muss zuerst unter die Kraft des Blutes kommen und vom Kreuz beseitigt werden, um dem Geist einen freien Weg zu bahnen. Die ersten Zeugen hatten nichts zu gewinnen, aber alles in diesem Leben zu verlieren, wenn sie schon nur den Namen Jesus nannten. Da gab es nichts, das auch nur in geringstem Grade ein Happen für die Sinne sein konnte. Diejenigen in Jerusalem verloren sehr früh alles und wurden weit herum zerstreut. Von außen her bewahrte der Herr alles rein und frei. Doch weicht Er nie von Seinem Prinzip, von Seiner ursprünglichen Prämisse, ab, und wo es Ihm erlaubt wird, wird Er diesen Zustand bis in den Geist und das Leben Seines Knechtes hineinarbeiten, damit alles von Ihm stammt, und «was immer Gott tut, wird ewig dauern». Das Gesetz des Weizenkornes ist höchst wirksam: Ausdehnung durch Einschränkung, Gewinn aus Verlust, Leben aus dem Tod.


Aus: «A Witness and A Testimony» Juli-August 1970


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