von
T. Austin-Sparks
Zuerst veröffentlicht in den Zeitschriften "A Witness and A Testimony", Mai-June 1943, Vol. 21-3. Originaltitel: "The Anointing: Light Within Our Dwellings". (Übersetzt von Manfred Haller)
Wann wird das Volk Gottes, das die Schrift besitzt und das die Schrift dem Buchstaben nach so gut kennt, wann werden die Gläubigen anfangen zu begreifen und anzuerkennen, dass wenn sie wirklich mit Christus gekreuzigt worden wären, wenn sie in seinem Tod gestorben, mit ihm zusammen auferweckt worden wären und den Geist empfangen hätten, sie Licht in ihren Wohnungen hätten? «Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand belehrt, sondern... seine Salbung belehrt euch über alles...» (1. Joh. 2,27). Wann werden die Gläubigen, wann werden die Christen dies realisieren? Warum müssen Christen, die die Schrift dem Buchstaben nach kennen, da und dorthin rennen, um bei andern um Rat über Dinge zu fragen, der ihre eigene geistliche Erkenntnis entscheidend beeinflusst? Damit meine ich nicht, es sei falsch, Rat einzuholen, es sei falsch, zu wissen, was andere Kinder Gottes von Erfahrungen denken oder hinsichtlich bestimmter Dinge fühlen. Doch wenn wir anfangen, unsere Positionen auf ihren Schlussfolgerungen aufzubauen, befinden wir uns in großer Gefahr. Die letzte Autorität und der Schiedsrichter in allen Dingen ist der Geist Gottes, der Geist der Salbung.
Wir können von einander Hilfe empfangen, aber ich hoffe, dass ihr eure Position nicht auf dem aufbaut, was ich jetzt sage, nur weil ich es sage. Tut das bitte nicht. Ich möchte nicht, dass ihr das tut. Ich bitte euch auch nicht, das zu tun. Was ich sage, ist: Hört, nehmt es zur Kenntnis! Dann aber geht zu eurer letzten Autorität, der in euch ist, falls ihr denn ein Kind Gottes seid, und bittet ihn, die Wahrheit zu bestätigen oder euch etwas anderes zu zeigen. Das ist euer Recht, euer Geburtsrecht, das Geburtsrecht jedes Kindes Gottes: im Licht des innewohnenden Geistes des Lichtes, des Geistes Gottes, zu stehen.
Ich frage mich, was Paulus wohl getan hätte, hätte er den gegenteiligen Kurs von dem eingeschlagen, den er schließlich einschlug? «Als es aber Gott, der mich von meiner Geburt an ausgesondert hat... wohlgefiel, seinen Sohn in mir zu offenbaren... ging ich nicht mit Fleisch und Blut zurate; auch zog ich nicht nach Jerusalem hinauf zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern ich ging weg nach Arabien» (Gal. 1,15-17). Ich frage mich, was geschehen wäre, wäre er nach Jerusalem hinauf gezogen und hätte alles denen vorgelegt, die vor ihm Apostel waren? Aus voraus gegangen Vorfällen wissen, dass eines, das sie ihm gesagt hätten, bestimmt gewesen wäre: «Schau, sei bloß vorsichtig, Paulus! Du sagst uns, habe Jesus dir offenbar etwas gesagt hinsichtlich der Heidenvölker! Sei bloß vorsichtig!» Sie hätten ihn von dieser Beschäftigung mit den Heiden abzubringen versucht. Ihr wisst, was nachher geschah. Ihr wisst, wie selbst Petrus an diesem Punkt Jahre später noch in eine Heuchelei verwickelt wurde. Ihr wisst, wie jene Apostel, die vor ihm in Jerusalem waren, in Bezug auf diese Angelegenheit der Heiden ständig sehr zurückhaltend blieben; und hätte Paulus vor ihnen kapituliert, hätten wir nie diesen großen Apostel für die Heiden bekommen, diesen großen Apostel für den Leib Christi mit seiner Offenbarung des Geheimnisses, von der Einheit aller in Christus, von Juden und Griechen. Diese Sache legte er nicht einmal jenen vor, die vor ihm Apostel waren, um sie zu fragen, ob er Recht habe oder nicht, ob dies gesund war oder nicht. Oh nein! Er empfing die Salbung in Damaskus; Ananias legte ihm die Hände auf und dort empfing er den Geist, und von jenem Tage an, obwohl Paulus absolut bereit und glücklich war, mit seinen Brüdern Gemeinschaft zu haben, obwohl er nie eine höhere oder unabhängige Position einnahm, obwohl er stets offen war für Aussprachen, war er dennoch ein Mann, der stets vom Geist beherrscht wurde.
Ich weiß, ihr müsst aufpassen, das einfach so als bare Münze zu nehmen, was ich sage. Es ist für euch nur dann sicher, wenn ihr jemand seid, der sich nicht als unabhängige Partei mit dem Heiligen Geist etabliert, sondern vollkommene Gemeinschaft, Demut, Unterordnung, Offenheit des Herzens bewahrt, zu hören und dem zu gehorchen, was durch andere kommt, so wie der Geist der Wahrheit Zeugnis gibt. Doch hängt das alles von eurem inneren Zustand ab, ob ihr euch auf natürlichem oder geistlichem Grund befindet, auf dem Grund der alten Schöpfung oder auf Auferstehungsgrund. Doch befindet ihr euch auf Auferstehungsgrund, wo nicht das Leben der Natur, sondern des Geistes vorherrscht, dann, ihr Lieben, habt ihr das Recht, das Privileg und den Segen, zu erleben, wie der Geist in eurem Herzen Zeugnis ablegt, und wie die Salbung euch über alles belehrt, ob irgend eine Angelegenheit richtig oder falsch ist. Wann wird das Volk Gottes das erfahren, das anerkennen?
Seht ihr, es ist dieses andere, das so vielen die ganze Zeit über das Licht raubt, das der Herr ihnen schenken möchte. Der Herr möchte sie in eine größere Fülle der Erkenntnis seines Sohnes führen, der Erweiterung ihres geistlichen Verständnisses, doch vernachlässigen sie die Gabe, die in ihnen ist. Sie vernachlässigen den Heiligen Geist als ihren Erleuchter, Lehrer, Instruktor, Führer und Schiedsrichter, und so laufen sie zu diesem und jenem, zu dieser und jener Autorität und fragen: «Was denken Sie darüber? Wenn Sie meinen, es sei falsch, dann werde ich es nicht anrühren!» Es ist für die geistliche Erkenntnis fatal, das zu tun. Somit begeben wir uns auf natürliches Terrain.
Nun, der Herr möchte uns von diesem Grund wegholen. Diese Frage, ob wir auf Auferstehungsgrund stehen, ob wir ein Leben im Geist führen, ist alles entscheidend, wenn es darum geht, zur vollen Erkenntnis des Sohnes Gottes zu gelangen. Wie viel mehr könnten wir doch darüber noch sagen! Lasst uns vorsichtig sein, wer unsere Autoritäten sein sollen. So viele liebe Kinder Gottes sind, sowohl individuell als auch gemeinschaftlich, in schwere und schlimme Knechtschaft, Einschränkung und Verwirrung geraten, weil sie immer wieder auf menschliche Autoritäten zurück gegriffen haben, auf diesen oder jenen großen Leiter, auf diesen Mann, der groß von Gott gebraucht wurde, auf jenen Mann, der ein großes Maß an geistlichem Licht besaß.
«Der Herr hat noch viel mehr Licht und Wahrheit, die er aus seinem Wort hervor brechen lassen kann», als was dieser oder jener seiner Knechte bisher besessen hat. Könnt ihr sehen, was ich meine? Wir bekommen den ganzen Nutzen von all dem Licht, das frommen Menschen geschenkt wurde, und suchen, von diesem Licht zu profitieren, doch werden nie in Knechtschaft gelangen und sagen: Das ist das Ende dieser Angelegenheit! Das darf nie eintreffen! Wir müssen unseren Auferstehungsgrund bewahren. Und wer könnte das erschöpfend ausloten? Mit andern Worten: Wer kann die Bedeutung des auferstandenen Christus ausloten? Er ist ein uneingeschränktes Vorratshaus, das Land großer Distanzen. Niemand hat mehr als nur begonnen, die Bedeutung des auferweckten Christus zu erkennen. Wenn es einen einzelnen Menschen gegeben hat, der von dieser Bedeutung mehr wusste als irgend jemand sonst, so war es vermutlich Paulus. Doch bis zum letzten seiner Gefängnisse ruft er noch immer aus: «Ihn will ich erkennen!» «Ich achte alle Dinge für Verlust, um der Vorzüglichkeit der Erkenntnis Christi Jesus, meines Herrn, willen, für den ich den Verlust von allem erdulde und alles für Dreck achte...» (Phil. 3,8). Ganz am Ende eines Lebens wie diesem sagt er noch immer: «Ihn will ich erkennen»!
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