von T. Austin-Sparks
Kapitel 4 - Das Zeugnis der Gemeinschaft Zwischen Christus und der Gemeinde
Schriftlesung: Johannes 17
Während wir dieses Kapitel stets vor uns haben, wollen wir uns zwei andern Schriftstellen zuwenden.
1. Tim. 3,16: «Wahrhaftig, das Geheimnis der Religion ist groß: Er wurde offenbar im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, geschaut von den Engeln, verkündet unter den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit».
Bevor wir uns noch die anderen Stelle vornehmen, sollten wir beachten, dass das Wort, das hier mit «Religion» übersetzt wird, im Neuen Testament einzigartig ist. Es ist nicht das Wort, das gewöhnlich für Frömmigkeit verwendet wird. Eigentlich meint es die göttliche Natur, und richtiger würde es so heißen: «Groß ist das Geheimnis der göttlichen Natur, das im Fleisch sichtbar wurde». Wir erwähnen dies, weil es die Schwierigkeit beseitigt, die diese Schriftstelle so lange umgeben hat.
2. Eph. 5,30-32: «Denn wir sind Glieder Seines Leibes. Deshalb wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden, und die beiden werden ein Fleisch. Dies ist ein tiefes Geheimnis. Ich sage es im Hinblick auf Christus und die Kirche».
In diesen beiden Abschnitten, glaube ich, haben wir eine Interpretation von Kapitel 17 des Johannesevangeliums. Nehmt zum Beispiel diesen Abschnitt im Timotheusbrief, achtet auf jede einzelne Aussage und übertragt sie in jenes Kapitel im Johannesevangelium; ihr werdet sehen, dass eine doppelte Beziehung dazu vorliegt. Erstens der Bezug auf Christus persönlich; zweitens der Bezug auf diejenigen, die Seine Gemeinde darstellen.
«offenbar im Fleisch»
Die göttliche Natur wurde im Fleisch offenbar. Es ist wohl kaum nötig, dass wir Zeit darauf verwenden, diesen Satz auf Christus zu deuten. Zweifellos spricht er von Christus; Er ist derjenige, der hier hinein passt. Tatsächlich war Er Gott, der im Fleisch offenbar wurde, und tatsächlich nahm die göttliche Natur in Ihm fleischliche Gestalt an. Johannes 17 weist entschieden auf diese Tatsache hin:«sie haben geglaubt, dass du mich gesandt hast» (Vers 8).
Dann aber führt Johannes 17 den Gedanken weiter zur Gemeinde, und, obwohl es noch nicht die Enthüllungen der späteren neutestamentlichen Schriften wider gibt, als der Heilige Geist gekommen war, um die Fülle der Wahrheit zu eröffnen, deutet es doch klar die Wahrheit an und spricht davon, dass sie erfüllt werden wird. Ja, wir können sogar sagen, es stelle jene Wahrheit bereits vor: «Ich in ihnen...» (Vers 23). Dies deutet klar auf eine Gemeinschaft hin, die als Organismus konstituiert worden ist, als einen Leib, dessen erste Glieder sie sind: der Kern. dem andere ständig hinzugefügt werden würden durch die Verkündigung des Evangeliums. Und, indem sie ihren Platz in dem so geformten Leib einnehmen würden, würden alle, die glauben, zu einem Gefäß des Zeugnisses, zu einer Verkörperung von Ihm werden. Später wird es der Apostel auf diese Weise ausdrücken: «Durch sie wurden uns die kostbaren und großen Verheißungen gegeben, damit ihr an der göttlichen Natur Anteil erhaltet; doch ihr müsst der verderblichen Begierde, die in der Welt herrscht, entfliehen» (2. Petrus 1,4). Obwohl stets eine Kluft, eine Trennung, ein Unterschied zwischen diesem und der Annahme bestehen bleiben wird, dass wir dadurch zu Gott werden und an der Gottheit Anteil bekommen sollen, ist es dennoch wahr, dass die wunderbare und große Wirklichkeit, in die wir alle gerufen worden sind, die Bildung eines Leibes ist, dem Christus inne wohnt, von dem es heißt, die göttliche Natur sei im Fleisch offenbar geworden. Eines, das damit (mit der Fleischwerdung Christi) beabsichtigt war, war die Tatsache, dass die Manifestation mit der Rückkehr Christi in die Herrlichkeit in dieser Welt nicht aufhören sollte, sondern dass die irdische Manifestation der göttlichen Natur in Seinem Leibe fortgesetzt werden sollte, wie sie sich in Ihm selbst ereignet hatte. Das ist eine wunderbare und herrliche Wahrheit. Es ist eine wunderbare Berufung.
Aber solche Dinge sind stets sowohl Prüfungen als auch Zeugnisse, sowohl Heraus-forderungen als auch herrliche Wahrheiten. Was der Herr ständig mit Seinem Volk tun möchte, mehr und mehr jedoch gegen das Ende hin, ist, sie mit der wahren Natur ihrer Berufung zu konfrontieren, und zu verlangen, dass es ihr entspricht. Das erste, wozu die Gemeinde in Bezug auf Christus berufen ist, ist dies, dass sie Seine Mani-festation ist - die göttliche Natur im Fleisch offenbar geworden. «Ich in ihnen... ». Die Berufung der Gemeinde ist es, hier auf Erden ein Zeugnis für die Gegenwart, für die lebendige Gegenwart des Herrn aufrecht zu erhalten (maintain). Dies mag elementar klingen, aber es ist gar nicht so elementar, wenn ihr berücksichtigt, wie die Dinge heute liegen. Man ist von dem, was heute existiert, versucht zu glauben, der Zweck der Gemeinde auf Erden bestehe darin, religiöse Gottesdienste abzuhalten und alle möglichen guten, karitativen Werke zu tun, sozusagen, die Religion auf Erden am Leben zu erhalten. Das ist alles gut gemeint, es sind lauter gute Absichten dabei! Aber vieles kann in diesen Zusammenhang gebracht werden und wird auch in diesen Zusammenhang gebracht. Fast alles fällt in diese Kategorie.
Ich las von einer Kirche in Amerika, die einen berühmten Tänzer einlud, um die Predigten, die Wahrheiten des Neuen Testaments, vor der versammelten Gemeinde zu tanzen. Es ist furchtbar tragisch - da kam also einer in der Aufmachung eines Tänzers und tanzte vor der «Gemeinde», in der Meinung, er würde so neutesta-mentliche Wahrheit vorführen; dabei wird noch mit der Schrift argumentiert: «(David) tanzte vor dem Herrn» (2. Samuel 6,16). Dies bedeutet jedoch nichts anderes, als dass auf diese Weise die Welt des Theaters in die so genannte Kirche herein gebracht würde. Das ist natürlich ein extremes Beispiel, aber auch dies fällt unter das Bemühen, die Religion lebendig zu erhalten, und es gibt genügend Argumente, es als etwas Gutes hinzustellen. Es ist jedoch eine fürchterliche und ernste Abweichung von der Wahrheit, und im Licht von so etwas müssen wir zurückgehen und noch einmal genau hin sehen, wofür denn die Gemeinde wirklich da ist. Die Gemeinde wird im Neuen Testament als etwas geoffenbart, das konstituiert wurde, um in dieser Welt ein Zeugnis für die lebendige Gegenwart des Herrn, des Christus Gottes, aufrechtzuerhalten - sie sollte eine Verkörperung von Ihm sein. Nichts Geringeres als dies, und nichts anderes als dies rechtfertigt es, dass etwas weiter geführt wird, das für sich den Namen «Gemeinde» beansprucht (d.h. mit andern Worten: Alles, was sich Gemeinde nennt und nicht ein Zeugnis für die lebendige Gegenwart des Herrn Jesus ist, hat keine Daseinsberechtigung mehr). Wenn Männer und Frauen der Gemeinde begegnen, sei es in Gestalt einer Versammlung, oder in den einzelnen Gliedern beim täglichen Lebenswandel, sollten sie die Gegenwart des Herrn wahrnehmen; sie sollten gezwungen sein, die Gegenwart von etwas anzuerkennen, das nicht gewöhnlich, nicht natürlich ist; sie sollten nicht nur Männer und Frauen wahrnehmen. Die Gegenwart des Herrn in der Versammlung des Volkes Gottes sollte bedeuten, dass Fremde, Gottlose, wenn sie hereinkommen, sagen müssen: «Gott ist in eurer Mitte». Dies ist das Zeugnis, für das die Gemeinde ins Dasein gerufen wurde.
Wir können auf keinem andern Grund weiterfahren. Wir wollen nicht einfach im Allgemeinen auf vorherrschende Zustände hinweisen, sondern uns selbst die Frage vorlegen. Das Einzige, was unser Zusammensein hier als das Volk des Herrn rechtfertigt, ist dies, dass das Zeugnis für die Gegenwart des Herrn in Form von Leben in unserer Mitte das eine, hervorstechende Merkmal unter uns ist, und dass irgendwie das Bekenntnis abgelegt wird, dass der Herr in der Mitte dieses Volkes ist. Wenn wir dies verlieren, haben wir unsere Berufung verloren. 0, wenn wir doch das sehen könnten! «Ich in ihnen...»
Das also ist das Geheimnis der göttlichen Natur, wie es in Christus im Fleisch geoffenbart wurde und nun in den Seinen seine Fortsetzung findet. «Dieses Geheimnis ist groß: Ich rede aber von Christus und der Gemeinde».
«Gerechtfertigt im Geist»
Was bedeutet das? Wann wurde der Herr Jesus im Geist gerechtfertigt? Denn zweifellos bezieht sich dieses Wort zu allererst auf Ihn. Was ist die Bedeutung dieses «gerechtfertigt im Geist?» Ich glaube, dies ist die Antwort: Seine Auferstehung. Ich glaube, dass die Rechtfertigung des Herrn Jesus darin besteht, dass Gott Ihn von den Toten auferweckte. Es mag noch eine weit reichendere Bedeutung darin stecken, eine breitere Erklärung, aber ich glaube, sie ist das Herz der Sache: Seine Rechtfertigung geschah, als Gott Ihn von den Toten auferweckte. Petrus sagt von Ihm, Er sei im Fleisch gekreuzigt, im Geist aber auferweckt worden (l. Petr. 3,18). Als Gott im Blick auf jenen Tod intervenierte und Ihn von den Toten auferweckte, rechtfertigte Er Ihn. Das war Seine Rechtfertigung. Er stand dann vor Gott auf einer Stufe, wo alle Sünde, deren Gericht er freiwillig duldete, beseitigt worden war; wo jede einzelne Verurteilung, die sich auf Ihn legte, als Er für uns zur Sünde gemacht wurde, vernichtet wurde. Nachdem alle Sünde, die auf Ihn gelegt wurde, durch das Kreuz beseitigt war, weckte Gott Ihn auf; Er befindet sich nun an einem Ort, wo Er gerechtfertigt ist: Er ist der Gerechtfertigte, Jesus Christus, der Gerechte. Diese Rechtfertigung bezieht sich auf etwas anderes als auf die Gerechtigkeit, die Heiligkeit, die Er in sich selbst schon immer war; vielmehr bezieht sie sich auf die Gerechtigkeit, auf die Heiligkeit, die Ihm zukommt, nachdem Er Mensch wurde, zur Sünde gemacht wurde und die Sünde im Gericht beseitigt hatte, so dass Gott gerecht blieb und der Rechtfertiger von allen wurde, die glauben. Als Gott Ihn von den Toten auferweckte, war dies Gottes großer Akt der Rechtfertigung des Herrn Jesus.
Nun, wo finden wir «Auferstehung» in Johannes 17? «Wie du ihm Macht gegeben hast über alles Fleisch, dass, was immer du ihm gegeben hast, er ihnen ewiges Leben gebe» (Vers 2). Es gibt kein ewiges Leben, es sei denn auf der Grundlage der Auferstehung, und hier spricht Er, als wäre Er bereits auferstanden. Wie oft in diesem Kapitel verwendet der Herr diesen Satz: « ... die du mir gegeben hast». Er gibt denen, die der Vater Ihm gegeben hat, drei Dinge: - Er gibt ihnen ewiges Leben (Vers 2); - Er gibt ihnen die Offenbarung vom Namen des Vaters (Vers 6); - Er gibt ihnen die Worte Gottes (Vers 8).
Er gibt ewiges Leben. Ewiges Leben ist die Frucht Seines Todes und Seiner Auferstehung. Man könnte nicht von ewigem Leben sprechen, wäre der Tod nicht (durch die Auferstehung) zunichte gemacht worden, wären nicht alle Möglichkeiten, dass es verdorben werden könnte, aufs äußerste beseitigt (abolished) worden. Dieses Leben gehört uns aufgrund der Tatsache, dass Christus den Tod zerstört hat, und dass Er für uns in ein Leben eingegangen ist, das keinen Tod mehr kennt.
Welches ist die Berufung der Gemeinde? Sie wurde erweckt (raised), um in dieser Welt das Zeugnis eines Lebens aufrecht zu erhalten, das über den Tod triumphiert. Wie oft wurde das schon gesagt! Es ist das Herzstück des Wortes Gottes an uns für diese Konferenztage: die Kraft eines todlosen Lebens, eines Lebens, das vom Tod weder besiegt noch ausgelöscht werden kann. Dies wird in Johannes 17 dem Hintergrund einer Welt entgegen gestellt, die feindselig, gegnerisch und hasserfüllt ist: «...die Welt hasste sie» (Vers 14); «Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt herausnehmen sollst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst» (Vers 15; das Wort steht in der männlichen Form). Hier ist ein Böser vorhanden und eine hasserfüllte Welt, und jede geistliche Person wird euch sagen, dass dies Tod ist; dass der Geist und die Macht des Todes das Volk des Herrn umschließt. Der Herr bittet nicht darum, Seine Gemeinde möge aus der Welt herausgenommen werden; vielmehr soll sie, da sie in ihr existiert, ein Zeugnis im Gegensatz zum Geist des Todes sein. Es ist das Zeugnis eines Lebens inmitten von Tod. Die Herausforderung bezüglich der Treue der Gemeinde, bezüglich ihres Dienstes, ihrer wahren Berufung, besteht darin, dass sie zeigt, ob ihr Zustand Zeugnis davon ablegt, dass sie nicht vom geistlichen Tod überwunden wird, dass sie wirklich ein Leben zum Ausdruck bringt, das stärker ist als die Macht des Todes und alles, was sie umgibt.
Denke nicht, das Wort «Gemeinde» habe nichts mit dir zu tun; die Gemeinde sei etwas, das unabhängig von dir existiere. Wir müssen das alles auf uns persönlich anwenden, denn wenn wir in lebendiger Verbindung mit Christus leben, sind wir Glieder von Ihm, dann sind wir (automatisch) ein Teil der Gemeinde, die Sein Leib ist, und das, wovon wir reden, gilt sowohl für uns persönlich als auch gemein-schaftlich. Es ist nicht für uns alle möglich, den Vorteil einer kollektiven Gemeinschaft des Volkes des Herrn zu genießen. Einige von uns müssen an Orten aushalten, wo sie verzweifelt allein sind. Es kann sein, dass es dort nicht sehr viel geistliches Leben gibt, wo wir sind, nicht viel Hilfe von Seiten einer geistlichen Gemeinschaft. Dennoch gilt dieses Wort auch für solche. Wir haben es nicht nur mit der Verantwortung und der Herausforderung zu tun, sondern mit der herrlichen Tatsache, dass das, wozu wir berufen wurden und was der Herr vorbereitet und bestimmt hat, dies ist, dass Sein Volk hier - ob es nun die Möglichkeit hat, sich mit allen Vorteilen, die damit verknüpft sind, zu versammeln, oder ob die Gläubigen zerstreut und isoliert sind - in sich Sein Leben besitzt, das die Macht des Todes um es herum überwindet.
Wenn dies als des Herrn Willen geoffenbart worden ist, wollen wir zu allererst deutlich aussprechen, dass die Verwirklichung eines solchen Zeugnisses möglich ist, und dann, wenn wir die Tatsache akzeptiert haben, dass es möglich sein muss, weil es des Herrn Wille ist, dafür einzustehen. Was euch und mich betrifft, lasst uns in unserem Geist für diesen lebendigen Ausdruck des auferstandenen Herrn stehen, der den Tod überwinden wird, den wir rund um uns herum sehen und der uns niederdrückt - den Bösen und den Hass der Menschen. Der Herr sagte: «Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt herausnehmen sollst, sondern dass du sie bewahrst...». Die Kraft in ihnen ist die Kraft Seines Auferstehungslebens.
Was wir soeben gesagt haben, befindet sich in voller Übereinstimmung mit der größeren Offenbarung des Epheserbriefes: «die überschwängliche Größe Seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Kraft Seiner Stärke, die Er in Christus wirksam werden ließ, als Er Ihn von den Toten auferweckte und Ihn zur Rechten Gottes in himmlischen Örtern Platz nehmen ließ, hoch über allem...» (Eph. 1,19-21): « ... an uns, den Glaubenden». Dafür müssen wir kräftig und entschieden einstehen, denn das ist das Zeugnis des Herrn Jesus.
«Gerechtfertigt im Geist». Was ist die Rechtfertigung der Gemeinde? Es ist dies, dass sie auf Auferstehungs-grund steht und Auferstehungsleben manifestiert. Gepriesen sei Gott! Was unsere Errettung betrifft, sind wir aufgrund der Tatsache gerechtfertigt, dass wir mit Christus auferweckt worden sind. Für uns gilt: Wenn wir mit Ihm zusammen auferweckt worden sind, sind wir auch (mit Ihm) gerechtfertigt worden. Gott hätte uns nie in eine Auferstehungsverbindung mit Sich Selbst bringen können, ohne uns auch zu rechtfertigen. Was jedoch unsere Berufung betrifft, so sind wir nur dann gerechtfertigt, wenn wir das Zeugnis Seiner Auferstehung (in uns) aufrechterhalten (und manifestieren). Es ist jene Art von Rechtfertigung, die für unseren Dienst, für unsere Funktion als (Seine) Werkzeuge gilt.
«Gesehen von Engeln»
Nach Seiner Auferstehung wurde Er von Engeln gesehen. Wir brauchen nur zu den Evangelien zurückzugehen, um nach Seiner Auferstehung die Anwesenheit von Engeln nachzuweisen. Da war jener Engel, der den Stein weg rollte. Da waren zwei, die beim Grabe saßen. Da waren jene Engel, die vom auferstandenen Herrn sprachen und gewissen Frauen genau sagten, wo sie Ihn finden konnten. Ja, Engel sahen Ihn nach Seiner Auferstehung. Nun, in welchem Zusammenhang steht die Gemeinde damit? 0, die Gemeinde steht auf wunderbare Weise in Beziehung dazu. öffnet nochmals den Epheserbrief und lest: «Damit jetzt den Fürstentümern und Gewalten in himmlischen Örtern durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit kund getan werde» (Eph. 3,10). Ich glaube, es besteht kein Zweifel, dass diese Bezugnahme auf Fürstentümer und Gewalten auch die nicht gefallenen himmlischen Wesen einschließt, nicht nur die diabolischen. Mir ist nicht bekannt, dass Engel Satans Unterweisung über die mannigfaltige Weisheit Gottes benötigen; vielmehr offenbart Gott sich auf wunderbare Weise Seinen eigenen Engeldienern durch das, was Er durch die Gemeinde tut. Ich kann das nicht verstehen, es geht über mein Begreifen. Aber die Aussage ist da. Es wird klar ausgesagt, dass Gott Fürstentümer und Gewalten im Blick auf sich selbst und auf Seine Aktivitäten in der Gemeinde belehrt. Das bedeutet nichts Anderes, als dass es einen Bereich geistiger Intelligenzen gibt, sehr hohe geistige Intelligenzen, engelhafte Intelligenzen, die durch die Gemeinde Unterweisung empfangen. Gewiss ist dies etwas von sehr großer Bedeutung.
Sehr oft scheint es in Zeiten des Leidens, der Prüfung, der Gegnerschaft; in Zeiten, da Satan uns hart unterdrückt - sehr oft scheint es uns dann ein schwacher Trost zu sein, wenn man uns sagt, dass, obwohl man die Bedeutung alles dessen nicht sehen könne, Gott Engel unterweise, und dass Fürstentümer und Gewalten die Nutznießer von allem seien. Das schenkt uns selbst wenig Trost, aber wenn wir verstehen würden, dann würden wir glaub ich erkennen, dass selbst wenn wir in solchen Zeiten keinen großen Dienst verrichten auf Erden, dennoch ein großer Dienst vor sich geht im Zusammenhang mit Fürstentümern und Gewalten, und zwar so, dass Gott uns als Werkzeuge benutzt. Glaubt nicht, das Rennen in die Versammlungen und das Verrichten irgend eines Dienstes für den Herrn sei das Einzige, was Glieder der Gemeinde als Dienst vollbringen können. Es kann ebenso sehr ein Dienst geschehen, wenn diese Dinge zu einem Stillstand gekommen sind, wenn alle irdischen Aktivitäten für den Herrn aufgehört haben und wir uns in einer jener schmerzlichen Perioden der Handlungsunfähigkeit befinden. Zieht dann nicht den Schluss, dass infolge solcher Inaktivität kein Dienst vor sich gehen könne, oder dass uns in einer solchen Zeit jede Möglichkeit eines Dienstes abgeschnitten worden sei. Hier ist das Wort: « ... damit jetzt den Fürstentümern und Gewalten in himmlischen Örtern die mannigfaltige Weisheit Gottes kund gemacht werde» - nicht in einem kommenden Zeitalter, nein: Jetzt. Sie lernen vom Herrn durch jene sehr schwierigen und zermürbenden Erfahrungen, durch die der Herr uns schickt, durch das, was der Herr in der Gemeinde tut.
Nehmen wir an, diese Fürstentümer und Gewalten, diese engelhaften Diener, die Ihm aufwarten, kämen eines Tages zu uns, um uns dafür zu danken, dass wir durch jene dunkle Zeit hindurchgegangen sind! «0, ich habe dadurch eine ganze Menge gelernt; ich habe auf wunderbare Weise die Weisheit Gottes kennen gelernt durch jene böse Zeit, die du gehabt hast.» Gewiss würdet ihr erstaunt sein, nicht wahr? Ihr würdet sagen: «0, ich kann mir nicht vorstellen, dass irgend jemand etwas davon haben könnte; ich glaubte, alles wäre ausgetrocknet, es würde überhaupt nichts geschehen». Dann würde jener Engelsdiener antworten: «0, da bist du aber falsch orientiert, ich habe einen großen Gewinn von deiner bösen Zeit gehabt». Das ist keine Ausschweifung der Phantasie. Es ist nichts anderes als die logische Folgerung aus einer solchen Aussage. Es gibt einen Dienst, den die Gemeinde erfüllt völlig abseits von Plattformen und Versammlungen und den zahlreichen Arten von Aktivitäten unter den Menschen hier. Es gibt einen mächtigen Dienst, der weit ausholt und sogar den Saum des Universums berührt. Gott tut dort draußen etwas durch das, was Er mit der Gemeinde hier vornimmt. Es ist dies ein Dienst, bei dem wir wohl tun, danach zu verlangen.
«Gepredigt unter den Nationen»
Ich denke, wir brauchen nicht dabei zu verweilen. Der Dienst der Gemeinde sollte in allen Nationen vor sich gehen, und ihr Dienst ist nichts anderes als Christus in allen Nationen. Ihr Zeugnis für Ihn sollte in allen Nationen vertreten sein.
«Geglaubt in der Welt»
Das trifft gewiss auf den Herrn Jesus zu. Johannes 17 sagt: «die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben; und sie haben sie angenommen und haben in Wahrheit erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie haben geglaubt, dass du mich gesandt hast» (Vers 8). Man glaubte an Ihn in der Welt.
In Vers 21 haben wir die Worte: «damit sie alle eins seien ... auf dass die Welt glaube ... » . Es gibt einen Glauben seitens der Welt, welcher das Ergebnis davon ist, dass Er in der Gemeinde ist, und dass Er dadurch die Gemeinde zu einer geistlichen Einheit macht. Vielleicht ist es falsch, davon zu sprechen, dass an die Gemeinde geglaubt werde, aber in einem gewissen Sinne könnten wir sogar dies sagen. Ich bin völlig sicher, dass man nicht an die Gemeinde glauben wird, es sei denn, dass sie zu einer Manifestation des Geistes Christi in Form einer gegenseitigen Liebe wird. Die Welt wurde gerade durch ein Versagen der Gemeinde in dieser Hinsicht von Christus ferngehalten. Auch wenn die Situation im Allgemeinen hoffnungslos scheinen mag, entschuldigt dies uns nicht, für ein wahres Zeugnis (der lebendigen Gegenwart Christi) einzustehen. Nur so werden wir wahrnehmen können, dass Glaube an den Herrn Jesus gezeugt wird durch den Ausdruck Seiner Liebe unter uns.
«Aufgenommen in Herrlichkeit»
Das traf tatsächlich auf Ihn zu, und - Preis dem Herrn - es wird auch für Seine Gemeinde zutreffen. 1. Kor. 15 vermittelt uns eine großartige Offenbarung: «Wir werden nicht alle entschlafen, aber wir werden alle verwandelt werden, im Nu, in einem einzigen Augenblick, bei der letzten Posaune...» Wir werden «empor genom-men» werden, um dem Herrn in der Luft zu begegnen. Das ist vielleicht gar nicht so weit weg, wie viele Leute glauben. Es kann sehr bald eintreffen: je eher, desto besser, wenigstens, was Sein Volk angeht. Wir sagen wirklich aus tiefstem Herzen: «Komm, Herr Jesus». Es ist keine Heuchelei dabei im Spiel. Es gab wohl eine Zeit, wo der Gedanke (an Seine Rückkehr) uns Unbehagen verursachte, aber wir sind zur Einsicht gelangt, dass Sein Kommen der Weg aller Hoffnungen ist. Diese Welt wird keinen besseren Zustand sehen, ja, ihr Zustand wird sich zusehends verschlimmern, bis zu jenen Ereignissen, die erst eintreffen, nachdem Sein Kommen stattgefunden hat. Es wird ein Zeitalter kommen, da alles Böse aus diesem Kosmos ausgelöscht sein wird. Es wird keine Kriege mehr geben. Es wird keinen Streit mehr geben. Es wird kein Hass mehr vorhanden sein. Es wird keine Sünde mehr geben, auch keine Schmerzen mehr; weder Kummer noch Tränen wird es mehr geben. Auch der Tod wird nicht mehr sein. 0, was für ein Tag! Was für ein Zeitalter! Wir können es uns schwerlich vorstellen, aber unser Herz fängt schon nur beim Gedanken daran an, zu hüpfen.
Sagt ihr vielleicht, ihr fürchtet euch davor? Erschrecken euch solche Gedanken? Der Herr muss zuerst für seine Kirche kommen, und dann werden die Dinge rasch jenem Tag entgegeneilen. Es mag ein furchtbarer Abschnitt sein. Die Dinge mögen für eine Zeit schrecklich werden auf Erden, nachdem die Kirche weg geholt worden ist, aber die Ereignisse werden sehr schnell ablaufen, sehr hastig; sie werden sich auf jenen großen Tag zu bewegen, an dem Er einen neuen Himmel und eine neue Erde machen wird. Aber der Tag, an welchem die Gemeinde in die Herrlichkeit aufgenom-men werden wird, steht unmittelbar bevor. Keinem, der seine Bibel kennt und etwas geistliche Einsicht oder auch nur gesunden Menschenverstand besitzt, wird, wenn er die Bibel vor sich hat, entgehen, dass der Tag mit Riesenschritten heran naht. Die Ratschläge der Menschen werden vor Gott in Stücke zerschlagen. Sie können ihre Entschlüsse nicht für eine oder zwei Wochen beisammen halten. Ihre solidesten Entschlüsse, Absichten, Vereinbarungen gehen innerhalb weniger Tage in Brüche. Gott macht die Ratschläge der Menschen zunichte, die Ratschlüsse Gottes hingegen, sagt das Wort, bleiben für immer bestehen. Dies ist eines von den Dingen, die in den ewigen Ratschlüssen festgelegt wurden: «wir werden in den Wolken entrückt werden, dem Herrn entgegen, in der Luft...» (l. Thess. 4,17). «Aufgenommen in Herrlichkeit» ! Sein Ende wird auch unser Ende sein. Die Kirche wird das Gegenstück des Herrn als ihr Haupt kennen lernen, das heißt, sie wird ihrerseits erfahren, was ihrem Herrn widerfuhr, als Er in die Herrlichkeit aufgenommen wurde.
Nun kann es sein, dass ein paar Unbekehrte durchs Fenster hereingeguckt haben und eifersüchtig geworden sind. Möchtet ihr denn draußen bleiben? Möchtet ihr nicht auch an all dem teilhaben? Nun, hier ist die Offenbarung einer göttlichen Berufung. Hier wird das Wort Gottes auf eine Weise dargeboten, die zeigt, was euch durch das Kreuz des Herrn Jesus ermöglicht wurde, sofern ihr glauben wollt. Wollt ihr das alles fahren lassen? Bestimmt möchtet ihr herzutreten. Bestimmt möchten diejenigen, die mehr am Rande stehen, weiter hereinkommen. Bestimmt wollen wir alle treuer, hingegebener sein, im Lichte jenes Tages stehen, der schließlich nicht mehr weit entfernt sein kann. Gottes Wort ging stets in Erfüllung, es hat sich noch immer als wahr erwiesen. Und auch dieses wird nicht zusammenbrechen. Es wird ebenso in Erfüllung gehen.
Der Herr brachte uns in diesen Ausführungen mitten in den Vorsatz unserer Berufung hinein. Es könnte noch sehr viel mehr über diese Sache gesagt werden, aber wir haben genug gesagt, um zu erkennen, dass das Geheimnis Christi in die Gemeinde übertragen wurde, die in jeder Hinsicht Sein Leib ist, und dass ein Teil dieses Geheimnisses - und was für ein Geheimnis für die Menschen dieser Welt, was für ein Geheimnis für die Ungläubigen, was für ein Geheimnis auch für den, der nichts von verborgenen geistlichen Dingen weiß - ein Teil eben dieses Geheimnisses die Entrückung Seiner Gemeinde ist, die darauf wartet, Ihm zu begegnen, bevor Er auf diese Erde zurückkehrt. Die Welt lacht über eine solche Entrückung zur Herrlichkeit, man spottet darüber, man tut sie als Phantasterei ab. Aber diejenigen, die das Geheimnis der Wiedergeburt kennen; jene, die das Geheimnis des Bewahrtwerdens durch Christus kennen angesichts der Intensität einer universellen Opposition - die wissen, dass sie mitten drin bewahrt werden; sie wissen auch, dass in ihnen nichts ist, das durchhalten könnte, sondern dass es der Herr ist, der sie befähigt, dass Er selbst ihr Leben ist - für jene unter uns, die dieses Geheimnis kennen, bedeutet es keine Schwierigkeit, auch diesen besonderen Teil dieses Geheimnisses zu akzep-tieren, der mit der Vollendung unseres Lebens in Zusammenhang steht, nämlich, dass wir entrückt, in die Herrlichkeit aufgenommen werden sollen. Es ist seltsam, dass die Menschen der Welt heute Dinge als selbstverständlich hinnehmen können, über die sie früher nur gelacht hätten - Radio, Flugverkehr, Fernsehen, all diese Dinge. Hättet ihr vor ein oder zwei Jahrhunderten von solchen Dingen gesprochen, die Leute hätten gespottet. Jules Verne wurde zu seiner Zeit als Sonderling betrachtet, aber alles, was er voraus gesagt hat, ist so gekommen. Dinge, von denen er sprach, sind heute selbstverständlich. Die Menschen können an alle diese Dinge glauben, aber der Entrückung einer Gruppe von Menschen, die Gott errettet hat, von der Erde in den Himmel, können sie keinen Glauben schenken. Aber wir sehen sie: In unseren Herzen sehen wir sie. Wir warten darauf, und wir eilen ihr entgegen, und wir werden sie freudig willkommen heißen. In unseren Herzen ist der Schrei: «Amen, komm, Herr Jesus!»
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.