von T. Austin-Sparks
Kapitel 1 - Die Beziehung Zwischen dem Kelch und dem Verstreuten Feuer
Schriftlesung: Mk. 10,35-39; Mt. 26,27.28.39.42; Lk. 22,20; Joh. 18,11; 1. Kor. 10,16; 11,26.
«Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie wünschte ich, es wäre schon angezündet. Ich habe aber eine Taufe, womit ich getauft werden muss, und wie bin ich bedrängt, bis sie vollbracht ist» (Lk. 12,49.50) font-family:Verdana">
Mit den Abschnitten, die wir soeben gelesen haben, frisch im Gedächtnis, sind wir, so glaube ich, imstande, zu erkennen, dass diese letzte Stelle sie alle zusammenfasst und in sich schließt, und dass das, was sie alle vor uns bringen, die Beziehung zwischen dem Kelch des Herrn und dem verstreuten Feuer auf der Erde ist. Der Herr band diese beiden Dinge zusammen und zeigte ihre Beziehung zueinander auf; damit deutete Er an, dass das Verstreuen des Feuers auf der Erde vom Trinken des Kelches abhing. Und indem Er dies tat, wies Er auf ein Gesetz hin und setzte es gleich ein, ein Gesetz, das die Geschichte demonstrierte und – sowohl negativ als auch positiv – auf so tiefe und so mächtige Weise bewies. Wo kein Kelch vorhanden war, da gab es auch kein Feuer; wo jedoch ein Kelch vorlag, da hat es stets auch ein Feuer gegeben. Es ist die Geschichte aller Verfolgungen, aller Leiden des Volkes Gottes, die stets ein Fortschreiten des Evangeliums zur Folge hatten. Das ist etwas, was wir sehr klar anzuerkennen und entschieden zu akzeptieren haben, dass mitten im Herzen von allem, was mit dem Vorsatz Gottes zusammenhängt, es einen Kelch gibt; und nur durch das Trinken dieses Kelches ist irgend ein echter, geistlicher Fortschritt, ein geistliches Wachstum, möglich. Aber, um es noch anders zu sagen, das Trinken dieses Kelches wird immer einen geistlichen Fortschritt, eine Zunahme oder eine Ausdehnung zur Folge haben. Es bedeutet stets einen Gewinn.
Nun müssen wir kurz innehalten, um die Schwierigkeit zu beheben, die stets auftritt, um unseren Sinn in dieser Sache zu verwirren, nämlich ein fundamentaler Konflikt oder ein Durcheinander. Auf der einen Seite sollte das Christenleben von Freude, Frieden, ruhe, Hoffnung, Leben charakterisiert sein. Auf der andern Seite jedoch kann dasselbe Christenleben – ohne irgend einen Widerspruch zur ersten – nicht nur, sondern sollte sogar auch von Leiden charakterisiert sein. Der Herr Jesus vermengte diese beiden Dinge in dem Moment, als er den Kelch ergriff. «Er nahm den Kelch und sagte Dank« - Er gab Dank. Wie ich gesagte, sollte kein Widerspruch zwischen diesen beiden Dingen bestehen: Freude und Kummer miteinander vermischt; -Ruhe, Frieden und Hoffnung auch in der Gegenwart von Leiden, Gegnerschaft und Trübsal.
Wenn wir dieses Sache in unserem Sinn nicht klären, begeben wir uns in Schwierig-keiten. Wir werden argumentieren, dass das Christenleben ein fortgesetzter, unge-brochener Gesang, Fröhlichkeit, Überschwänglichkeit, Enthusiasmus und Heiterkeit sein sollte, ohne «falsch» oder irgend sonst ein düsteres Element. Wenn ihr aber so denkt, dann habt ihr das Neue Testament nicht richtig gelesen. Auf der andern Seite ist es möglich, dass wir die Leiden und Trübsale, die Schwierigkeiten und Gegnerschaften als die Kennzeichen einer Art heiligen Christenlebens betrachten, die alles Überschwängliche , Fröhliche und Frohe ausschließen. Es gibt Leute, die einen solchen Komplex nähren: Sie haben Angst vor der Freude; sie haben Angst vor geistlichem Gelächter!
Wir müssen erkennen, dass wir jetzt nicht über natürliche Dinge reden. Es gibt dieses erhabene, wunderbare, göttliche Paradox - «als Traurige, aber allezeit uns freuend» (2. Kor. 6,10), mitten in Trübsalen und Prüfungen; «in mancherlei Versuchungen», sagt Petrus, und doch «mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude» jubelnd (1. Petr. 1,6-8). Irgendwie muss das anerkannt werden, oder wir befinden uns in Schwierigkeiten. Die richtige Wahrnehmung des Christenlebens ist nicht die von Frivolität oder Oberflächlichkeit. Es ist etwas, das – wie wir bereits gesagt haben – mitten in seinem Herzen einen Kelch liegen hat. Doch die wahre Erkenntnis des Kelches ist nichts Morbides oder Verhärmtes; sie bedeutet nicht ewige Traurigkeit.
Die Gefahr, einen Widerspruch in dieser Frage in unserem Hinterkopf zu haben ist weit realer als wir dies vielleicht wahrhaben möchten. Nehmen wir an, wir treffen jemanden, der eine sehr gute Zeit durchlebt. Er befindet sich in einer jener Phasen des Christenlebens, wo alles gut läuft – es ist Frühling, es ist Sommer - es gibt keine Wolken an seinem Himmel, und solche Leute haben die Neigung , diejenigen, die gerade eine schlechte Zeit erleben, zu erniedrigen, weil sie durch eine zeitweilige Finsternis oder Verdunkelung gehen, um ihnen das Gefühl zu geben, etwas mit ihrem Christentum stimme nicht. Andererseits, wenn wir es sind, die eine schlechte Zeit durchmachen, dann sollten wir sehr, sehr geduldig mit denen umgehen, denen es (im Augenblick) nicht schlecht geht. Lasst uns diese Dinge mit einander versöhnen und erkennen, dass sie nur zwei Aspekte einer einzigen Sache repräsentieren, und dass sie sich überhaupt nicht widersprechen.
Wir alle wissen, dass der Kelch des Herrn für das Leben der Gemeinde zentral und grundlagend ist, und genauso für unser Leben als Christen. Er stellt das eigentliche Zentrum dar, der eigentliche Fokus sowohl des Gemeindelebens als auch des Lebens jedes Gläubigen. Das ist der Ort, wo das Wort Gottes ihn platziert, das ist der Platz, den die Schrift ihm einräumt: Es ist das verbindende Zentrum des Volkes Gottes, das Fundament ihres individuellen wie auch gemeinschaftlichen Lebens. Aber das gibt es, so zu sagen, eine Trennung in diesem Kelch, den wir sofort erkennen müssen: Nämlich, da ist Seine Seite, und hier die unsere. Wir müssen das gleich klarstellen, bevor wir weitergehen.
Da ist einmal die Seite des Herrn Jesus in diesem Kelch, mit der wir nichts zu tun haben, was das daraus Trinken betrifft. Das gehört einzig Ihm; es ist Sein ausschließlicher Teil. Wie wir wissen, hat dies zu tun mit unserer Errettung. Es hat mit unserer Sünde zu tun, es hat mit unserem Gericht unter dem Zorn Gottes zu tun; es hat zu tun mit der endgültigen Auswirkung von Sünde und Gericht, d.h. es hat mit dem Tod zu tun. Und es hat auch etwas mit der Vergebung der Sünden zu tun: «Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, vergossen zur Vergebung der Sünden» (Mt. 26,28; Lk. 22,20). Es hat mit unserer Rechtfertigung vor Gott zu tun, dass wir in die Position eines Gerechten gebracht werden; es hat direkt mit unserem Leben zu tun - «dem ewigen Leben» (1. Joh. 1,2). In dem allem haben wir, ihr und ich, keinen Anteil, außer, dass wir es durch Glauben annehmen. Wenn wir also den Kelch trinken, dann bewirken wir natürlich nicht unsere Errettung, auch haben wir keinen Teil oder Platz in diesem großen sühnenden, stellvertretenden, repräsentativen Werk für uns: das ist ausschließlich Seine Angelegenheit. Niemand kann diesen Weg mit dem Herrn in Seinem Leiden gehen; es ist Sein Weg. Unsere Leiden mit dem Herrn haben keinen stellvertretenden Charakter wie die Seinen.
Aber dann ist da auch noch unser Weg. Wir werden dazu gebracht, diesen Kelch zu teilen, aber unser Teil bewegt sich in einem anderen Bereich. Es ist der, dass wir Seine Schmach teilen. Es ist so, weil wir mit Ihm für Seine Rechte einstehen, die Ihm in diesem Universum und in dieser Welt streitig gemacht, in Frage gestellt und fürchterlich bekämpft werden. Es ist so, weil der Heilige Geist etwas in Bezug auf den Charakter des Herrn Jesus in uns tut. Ihr wisst sehr wohl, dass, sobald auch nur das kleinste Anzeichen von Christusähnlichkeit in einem einzelnen Gläubigen wahrzunehmen ist, sich sofort etwas herausgefordert fühlt: Ein Antagonismus bricht aus, der im Grunde sagt: «Ihr dürft nicht wie Christus sein!» Unsichtbare Mächte «nehmen zur Kenntnis, dass wir mit Jesus gewesen sind», und beraten sich, um uns zu töten.
Seht ihr, es ist etwas im geistlichen Bereich, das diesen Charakter von Jesus hasst, weil sein Vorhandensein auf eine Bloßstellung und Verurteilung der Sünde hinausläuft. Das Böse hasst das Gute und kann seine Gegenwart nicht ertragen – schon nur die pure Gegenwart des Guten verursacht Elend und Leiden. Und es gerade darin, in diesem Christus ähnlich Sein, dass wir durch diesen Kelch involviert sind. Weil wir uns gegen einen großen Feind auf Seine Seite geschlagen haben, gegen Seinen Jahrtausende alten, verschworenen Feind, der mit seiner ganzen verwerflichen Boshaftigkeit dazu entschlossen ist, auch die letzte Ähnlichkeit mit und die letzte Spur dieses Einen auszulöschen, wenn er es schaffen sollte. Ihr und ich, wir beabsichtigen, als Christusähnliche in dieser Welt zu leben, und so geraten wir (automatisch) unter diese bösen Ratschlüsse. Das ist unser Teil. Wir sind Seine Partner in dieser Position in dieser Welt, und das schließt das Trinken Seines Kelchs, des Kelchs des Leidens, mit ein.
Das ist es, wo wir mit dem Kelch beginnen müssen. Er steht da als unser Fundament: Das Fundament unserer Erlösung, unserer Errettung, unserer Rechtfertigung, unseres Lebens. Wir stehen auf diesem Fundament. Wir nehmen den Kelch dankbar und mit Danksagung entgegen. Aber, indem wir dies tun, verpflichten wir uns auf diese Seite des Kelches. Wir werden in diese Seite Seiner Leiden involviert, und es gibt hier kein Entrinnen, kein Vermeiden, und auch kein Verschontbleiben davon. Das ist etwas, das wir klar anerkennen und entschieden und bewusst akzeptieren müssen, und zwar von Anfang an, und wir müssen es auch ständig im Sinne behalten.
Dann aber sind da noch andere Dinge im Zusammenhang mit dem Kelch. Dieser Kelch demonstriert und repräsentiert die absolute Heiligkeit und Absonderung Christi und all dessen, was sich auf Christus bezieht. Ihr erinnert euch an 1. Kor. 10: «Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und (gleichzeitig) den Kelch der Dämonen» (V. 21); ihr könnt diese beiden nicht zusammenbringen. Das würde ein äußerstes Versagen diesbezüglich beweisen, die absolute Unvereinbarkeit dieser beiden Bereiche zu erkennen. Dieser Kelch spricht von eben der Unvereinbarkeit, der Heiligkeit, der Absonderung Christi und all dessen, was mit Christus in Verbindung steht. Er kennzeichnet den Unterschied, den fundamentalen und radikalen Unterschied zwischen einem Christen und allen andern.
Das ist das ganze Argument des ersten Briefes an die Korinther. Durch diesen ganzen Brief hindurch haben wir ein unstatthaftes Zusammenbringen von Dingen, wobei alles kulminiert in dem Zusammenbringen (dieser Dinge) am Tisch des Herrn. Es ist ein fürchterlicher Brief, der wirklich seinen Mittelpunkt in der Angelegenheit dieses Kelches hat. Was der Apostel tut, ist aufzuzeigen, dass es eine Unterscheidung gibt, die man unbedingt machen muss, einen Unterschied, den man erkennen muss. Es ist eine Frage, nicht von verschiedenen Graden des Christenlebens, der eigentlichen Basis und Natur des Christenlebens – dass ein Christ eben dies und nichts anderes ist. Diese Dinge werden durch den Kelch von einander getrennt. Der Kelch ist etwas sehr Heiliges, etwas sehr Abgesondertes, etwas sehr Verschiedenes; und wenn wir, ihr und ich, den Kelch trinken, dann wird von uns erwartet, dass wir anders sind als alle andern, d.h. als alle, die nicht dem Herrn gehören. Es wird von diesem Kelch ein bestimmter Charakter gefordert, ein Charakter, der anders ist; da liegt ein anderes Leben, ein anderer Mensch vor. Der Kelch deklariert das. Er fordert alles heraus, was nicht zu Christus gehört: er steht dem entgegen, weil es gegen den Kelch ist. Das ist etwas Heiliges.
Kein Wunder war der Apostel so stark in dieser Sache – und kein Wunder, dass in Korinth traurige und tragische Dinge geschahen! «Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen» (V. 30) – weil sie den Tisch des Herrn nicht unterscheiden konnten. Das forscht uns aus.
Doch beachtet wiederum, dass dieser Kelch mit dem Grund Satans verfährt und ihn beseitigt. Satans Grund ist selbstverständlich der natürliche Grund: eure und meine Natur – was wir in uns selbst sind. Das ist die Spielfläche Satans. Damit verfährt der Kelch und nimmt Satan seinen Grund weg; er wirft ihn hinaus. Darum musste Judas gehen; der Kelch stieß ihn hinaus. Die eigentliche Bedeutung des Kelchs gipfelt darin, dass er nicht dazu gehörte; er gehörte einer anderen Ordnung an; er musste gehen. Er war Satans Grund in diesem heiligen Kreis, und darum musste er eliminiert werden.
Aber dann wiederum: Der Kelch ist auch der große vereinigende Faktor für die, die zum Herrn gehören. Er ist in erster Linie das große Mittel zur Vereinigung mit Ihm selbst, denn er verkörpert unsere gemeinschaftliche Teilnahme an Ihm. Der Kelch verbindet uns mit Ihm. Er zeichnet uns nicht nur als die Seinen aus, als diejenigen, die anders sind, sondern er deklariert auch eine Beziehung, die – um eine Symbolik zu verwenden – in Wahrheit eine Blutsbeziehung ist. Und in zweiter Linie errichtet sie eine Beziehung dieser Art zwischen allen, die dem Herrn zugefügt worden sind. Der Kelch ist das, was die Seinen eint.
Das mag klingen, als handle es sich um einfache Dinge, doch sind sie auf tiefgründige Weise herausfordernd. Lasst uns nochmals einen Blick werfen auf diesen ersten Korintherbrief, Kapitel 10, Vers 16: «Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er die nicht Gemeinschaft (d.h. die Teilhabe an) des Blutes Christi?». Nun, wechselt ins nächste Kapitel hinüber (natürlich ist es im ursprünglichen Brief eine fortlaufende Erzählung). Da kommen wir zu folgendem: «Zuerst, wenn ihr als Gemeinde zusammenkommt» (oder: «in der Versammlung»), «so höre ich, dass es Trennungen unter euch geben soll, und zum Teil glaube ich das sogar» (11,18). Seht ihr den Widerspruch? Es ist nicht bloß so, dass wir an Christus teilhaben, sondern wir stehen gemeinsam auf einem gemeinschaftlichen Grund bei dieser Teilnahme: Es ist kollektiv, es ist gemeinschaftlich – eine gemeinsame Teilhabe, eine Zusammenteilhabe, eine vereinte Teilhabe. Es ist die Gemeinde. «Nun, wenn ihr als Gemeinde zusammenkommt, dann gibt es (offensichtlich) Trennungen unter euch» - das ist ein Widerspruch, es ist eine Verletzung der eigentlichen Bedeutung des Kelches.
Ihr wisst, dass, wenn ihr an den Anfang dieses Briefes zurückkehrt, der Apostel viel mehr zu sagen hat über diese Spaltungen. So früh schon beginnt er mit der Frage der Spaltungen (1,10-13). «Es gibt Zwistigkeiten unter euch: Der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus» (ihr könnt irgend einen Namen hier einsetzen), «und ich gehöre zu Apollos, und ich zu Kephas». Das bedeutet Parteien, nicht wahr? Parteien in der Gemeinde. Der Punkt ist der: Der Apostel arbeitet sich ständig auf dem Wege vorwärts zur Angelegenheit des Tisches, und er macht dies zum Höhepunkt. Im Grunde sagt er: «Ihr könnt nicht in Wirklichkeit den Tisch (unter euch) haben, solange diese Zustände andauern! Es ist ein Widerspruch, eine Verleugnung, es ist ein Hohn; es ist eine fundamentale Untergrabung der eigentlichen Bedeutung des Kelches, wenn es so ist. Ihr könnt ihn in Wirklichkeit gar nicht haben – ihr könnt ihn jedoch zu eurer Erledigung und zum Gericht haben.»
Seht ihr, dieser Kelch, der Kelch des Herrn, redet vor allen Dingen von der Liebe - von der Liebe des Vaters, von der Liebe des Sohnes, von der Liebe des Geistes, und von der gegenseitigen Liebe der Gläubigen.
«Ich habe eine Taufe, mit der ich getauft werden muss...». «Seid ihr bereit, den Kelch zu trinken, den ich trinken werden? Oder mit der Taufe getauft zu werden, mit der ich getauft werde?» (Mk. 10,33). Was der Herr, mit andern Worten, wirklich sagen wollte, war dies: «Ich habe eine Kelch, den ich trinken muss; und solange ich den nicht getrunken habe, ist der eigentliche Zweck, zu dem ich gekommen bin, noch nicht erfüllt. Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu streuen». Die beiden Dinge gehen zusammen.
Vielleicht werden wir uns später das Ausbreiten des Feuers anschauen. Seht ihr, wir sind alle sehr daran interessiert, dass sich das Feuer ausbreitet – nennt es, wie ihr wollt: Der Fortschritt des Evangeliums, die Ausdehnung des Reiches Gottes, die Errettung der Seelen, die Erweiterung des Zeugnisses. Es ist alles dasselbe; es ist das Ausbreiten des Feuers. Die Erde soll eine Berührung erfahren von etwas von Christus – sie soll ein Brennen registrieren, etwas Lebendiges, etwas Verzehrendes, etwas, gegen das sie nicht ankommen kann. «Ich bin gekommen, ein Feuer auf die Erde zu werfen».
Doch beachtet, das hängt alles vom Kelch ab, von Anfang bis Ende, und von allem , was immer der Kelch beinhaltet. Ihr stellt fest, dass der 2. Korintherbrief vollständig auf diesen beiden Dingenberuht. «Denn wie die Leiden des Christus überreich auf uns kommen...» (1,5): da haben wir den Kelch. «Darum, da wir diesen Dienst haben ...» (4,1): Der Dienst beruht auf dem Kelch. Dieser zweite Brief ist, wie ihr wisst, der Brief des Dienstes, doch beachtet, dass er mit den Leiden Christi beginnt, die überreich auf uns gekommen sind. Die Ausbreitung des Feuers, die Erfüllung des Dienstes, der Dienst des Herrn, die Ausdehnung des Evangeliums – wie immer ihr es nennen mögt – es beruht auf dem Kelch: und nicht nur auf dem Kelch in Bezug auf unsere Errettung, sondern auch auf dem Kelch in allen anderen Aspekten eines heiligen Lebens, einer inneren Absonderung, von etwas, das allein für den Herrn gedacht ist.
Und er beruht auch nicht nur auf unserer Einheit mit Ihm, sondern auf unserer Einheit in Ihm. Es werden keine Seelen gerettet, wenn es im Instrument eine Zerrissenheit gibt; es werden keine Seelen gerettet, wenn es Spaltungen gibt unter denen, die nach ihrer Errettung trachten. Das Werk wird nicht wachsen und sich ausdehnen und größer werden, wenn man Satan Raum lässt, das Volk Gottes zu trennen. Christus selbst auf das etablierte Gesetz hingewiesen; wir können uns nicht davon entfernen. Vielleicht versuchen wir es, vielleicht bemühen wir uns, tun alles, was wir können, doch kommen wir nirgends hin. Worum geht es? Es geht darum, dass irgendwo Sünde vorliegt, oder dass es irgendwo eine Spaltung gibt. Irgendwo kreisen wir um Leute, oder bilden Parteiungen; und wir zerstören ganz einfach unser eigenes Werk, wenn dies der Fall ist.
Seht ihr, das ist gemeinschaftlich – es ist die Gemeinde, von der der Apostel redet und an die er schreibt. Er spricht wieder und wieder von der Gemeinde in diesen Ko-rintherbriefen. «Wenn ihr als Versammlung, als die Gemeinde zusammenkommt ...» Diese Gemeinschaft ist der Kelch, denn die Ausbreitung des Feuers ist eine gemein-schaftliche Angelegenheit.
Da müssen wir uns fragen: Haben wir ein Recht, den Tisch (unter uns) zu haben, den Kelch zu haben? Haben wir den Grund dafür? Wir müssen unsere Basis, unser Fun-dament zurecht bekommen, bevor wir irgend etwas anderes haben können. Es wäre nett, mit dem Ausbreiten des Feuers fortzufahren, zu erleben, wie die Sache sich auf Seiten der Herrlichkeit und der Kraft auswirkt. Ja, wir wären darin völlig hingerissen; aber wir müssen zuerst unsere Basis zurecht bekommen, und diese Basis ist der Kelch.
Es besteht kein Zweifel darüber, dass der Ruin des Zeugnisses der Gemeinde und des Dienstes so oft das Ergebnis von eines von zwei Dingen ist: Entweder ein Widerspruch zum Kelch in seiner Mitte, oder dann eine Vermeidung des Kelchs – indem wir versuchen, uns dem Kelch nicht zu stellen und nicht in seine Leiden einbezogen zu werden. Wir möchte eine gute Zeit haben und tun alles, dass es so ist; doch der Kelch – nein danke! Der Ruin des Zeugnisses und des Dienstes kommt ebenso vom Vermeiden des Kelchs wie dadurch, dass wir ihm widersprechen. Doch der Kelch ist da; ihr könnt ihn nicht entfernen. Er ist in seiner ganzen Bedeutung aufgerichtet; man muss ihn nehmen.
Ich denke, diese beiden Jünger waren etwas frivol. Wie tiefgründig und furchterregend Recht hatte der Herr, als Er sagte: «Ihr wisst nicht, worum ihr bittet». «Wir sind fähig», sagten sie. «Sehr gut, ihr werdet ihn trinken». Der erste von beiden war der Prototyp von Märtyrer im Neuen Testament. Wir werden vielleicht später über ihn reflektieren. Er trank den Kelch. Herodes tötete Jakobus mit dem Schwert. «Ihr werdet..., ihr werdet...». Das ist etwas sehr Reales. Dennoch werden wir sehen, dass es sich zur Förderung des Evangeliums ausgewirkt hat.
Wenn unsere Einstellung zum Kelch in Ordnung ist, wird das andere folgen. Es wird ganz natürlich, ganz spontan folgen. Der Kelch führt zum sich ausbreitenden Feuer; und das ausgebreitete Feuer wartet auf den Kelch. «Er nahm den Kelch und gab ihnen den und sagte ... nehmt ..., trinkt ..., trinkt alle daraus».
Lasst uns den Herrn fragen, wie dieses Wort anzuwenden ist, wo es angewandt werden muss, was es bedeutet. Möge Er uns Gnade schenken, es zu empfangen!
In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.