Austin-Sparks.net

Das Evangelium der Herrlichkeit

von T. Austin-Sparks

Kapitel 4 - Das Bedürfnis des Herrn nach einem «Zion-»Volk

«Der Berg Zion freut sich, die Töchter Judas frohlocken um deiner Gerichte willen. Geht rings um Zion, geht rings um sie herum, zählt ihre Türme! Beachtet ihre Bollwerke, durchschreitet ihre Paläste, damit ihr es erzählt dem künftigen Geschlecht, dass dieser Gott unser Gott ist für immer und ewig; er führt uns über den Tod hinaus» (Ps. 48,12-15).

«Schön erhebt sich, die Freude der ganzen Erde, der Berg Zion auf der Seite des Nordens - die Stadt des großen Königs» (Ps. 48,3).

«Sie schreiten von Kraft zu Kraft, erscheinen vor Gott in Zion (Ps. 84,8).

«Ich freue mich an denen, die zu mir sagen: Lasst uns zum Haus des Herrn gehen! Nun stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem! Jerusalem, du bist gebaut als eine festgefügte Stadt, wohin die Stämme hinaufziehen, die Stämme des Herrn - ein Zeugnis für Israel - um zu preisen den Namen des Herrn. Denn dort sind Throne zum Gericht aufgestellt, die Throne des Hauses Davids» (Ps. 122,1-5).

«Wohin die Stämme hinaufziehen, die Stämme des Herrn, gemäß einer Anordnung für Israel», oder, «ein Zeugnis für Israel». Wir haben schon oft darauf hingewiesen, dass hinsichtlich der alttestamentlichen Repräsentation göttlicher Gedanken Zion das ausdrückt, was Gott für sein Volk im Sinn hat. In Zion finden sich all die Merkmale und charakteristischen Punkte eines Volkes, das völlig mit dem Sinn des Herrn übereinstimmt.

Zion ist ein repräsentatives Wort. Als ein kleines technisches Detail könnten wir darauf hinweisen, dass an bestimmten Stellen in der Schrift gesagt wird, das Haus Gottes befinde sich dort, in Wirklichkeit jedoch befand sich der Tempel überhaupt nicht dort, sondern auf Morijah. Was aber durch diese Tatsache angedeutet wird, ist dies, dass Zion für all das steht, was der Herr hinsichtlich seines Hauses im Sinn hat. Morija ist in Jerusalem angemessener und größer; das Haus ist dort; die Gemeinde ist dort, wenn ihr wollt.

In Zion jedoch ist die Gemeinde das, was der Herr möchte, dass sie es seinem Gedanken nach wirklich sein soll. Ich frage mich, ob ihr begreift, was das bedeutet? Als Ganzes betrachtet ist die Gemeinde nicht immer das, was der Herr mit ihr beabsichtigte. Wer könnte sagen, wenn er die Gemeinde heute als Ganzes betrachtet, dass sie nahezu ihrer Offenbarung im Worte Gottes entspricht? Jeder, der so etwas sagen wollte, weiß nicht viel über Gottes Offenbarung über die Gemeinde.

Doch Gott hält noch immer an seinem vollen Gedanken im Blick auf seine Gemeinde fest. Er hat sich nicht der Situation angepasst, wie sie heute herrscht, und sie etwa akzeptiert. Er hält stets noch an allem fest, was er je konzipiert und beabsichtigt hat, und in seinem Sohn, dem Herrn Jesus Christus, besitzt er diesen vollen Gedanken.

Und dann ist er durch seinen Geist am Werk, seinem Sohn ein Volk zu sammeln, das sich nicht von der Gemeinde als Ganzer unterscheidet, das seiner Wirklichkeit nach auch kein separater Leib ist, sondern eine repräsentative Gemeinschaft, die ihn zumindest voller befriedigt im Hinblick auf seinen vollen Gedanken hinsichtlich der Gemeinde; und genau das ist mit Zion gemeint. Das ist der Punkt, den wir am Ende der vorherigen Betrachtung erreicht haben, und wir sind jetzt zum Herzstück unseres Themas vorgestoßen.

Das ist es, wonach Gott strebt - ein «Zion». Es ist Jerusalem, aber so, wie der Herr es haben möchte, und nicht so, wie es tatsächlich ist. 0, wir könnten eine Menge von Schriftstellen anführen, um das zu belegen; ihr braucht nur auf den Ausschnitt von Schriftstellen zu schauen, die sich mit der Rückkehr eines Überrestes aus der Gefangenschaft befassen, und ihr könnt es dort erkennen.

Es ist eine Rückkehr, nicht nach Jerusalem, sondern nach Zion, und zwar jedesmal. «Die Erlösten des Herrn werden zurückkehren und nach Zion kommen mit Jauchzen» (Jes. 35,10); und der Herr sagt: «Ich kehre zurück nach Zion» (Sacharja 8,3). Ja, «ich bin nach Jerusalem zurückgekehrt» (Sacharja 1,16), aber «(eigentlich) bin ich nach Zion zurückgekehrt», denn Zion ist das, was Jerusalem in seinem Sinn sein sollte. «Ich eifere für Zion mit großem Eifer, und mit großem Grimm eifere ich für es» (Sacharja 8,2). Zion ist Gottes voller Gedanke dessen, was sein Volk sein sollte, und es ist der zentrale Punkt des göttlichen Interesses.

Im Neuen Testament gibt es dafür eine geistliche Interpretation, ein geistliches Gegenstück zum historischen. «Ihr seid zum Berg Zion gekommen, und zur Stadt des lebendigen Gottes, zum himmlischen Jerusalem» (Hebr. 12,22). «Ihr seid gekommen», nicht «ihr kommt, ihr seid auf dem Weg nach Zion», was immer wir auch meinen mögen, wenn wir «Wir marschieren nach Zion» singen. Wir sind nach Zion gekommen.

Das ist der Gedanke des Hebräerbriefes - dass wir zu etwas gekommen sind, das im Himmel vollständig, absolut, endgültig ist. Wir haben das Stückwerk, die Figuren, die typologischen Vorläufer, die Bilder des Alten Testamentes hinter uns gelassen, von denen keines die Fülle und Endgültigkeit erreichte; sie konnten uns nur so weit führen und ließen uns dort stehen, doch jetzt sind wir ans Ende von dem allem gelangt. «Gott... hat am Ende dieser Tage zu uns geredet in seinem Sohn» (Hebr. 1,2), und wir sind nach Zion gekommen. In seinem Sohn sind wir nach Zion gekommen - zu Gottes vollem Gedanken in Christus.

In neutestamentlicher Interpretation ist es daher dieser Christus, die Verkörperung des vollen Gedankens hinsichtlich der Gemeinde, und ein Einsammeln in Ihn all derer, die diesen vollen Gedanken befriedigen, die Sammlung eines Volkes, das ein «Zion»-Volk sein soll. Nun, das ist die Grundlage von allem. Um das herum gruppieren sich zahlreiche Dinge; wenn ihr wissen möchtet, wie zahlreich, dann setzt euch mit einer Konkordanz hin und schaut das Wort «Zion» nach. Das wird euch eine beträchtliche Weile beschäftigen. Zion ist ein sehr umfassender Gedanke Gottes, mit zahlreichen Aspekten.


Zion, ein Zeugnis gegenüber Israel

Wir kommen nun zu einem der wichtigsten Dinge in Verbindung mit diesem Verlangen Gottes. Wir finden es hier in diesem Psalm 122. «Wohin die Stämme hinaufziehen... als ein Zeugnis für Israel». Ein Volk in Zion als ein Zeugnis, nicht für die Ungläubigen in diesem Fall, sondern für Israel. Es wird über Israel hinaus auch die Ungläubigen erreichen, doch dies ist Gottes Vorgehensweise - vom Zentrum zur Peripherie und darüber hinaus; Zion, Israel, die Nationen.

Doch im Moment sind wir hier auf die erste Reichweite des Zeugnisses beschränkt, von Zion zu Israel. Nun, dass dies im Prinzip wahr ist, wird dadurch erhärtet, wenn wir uns daran erinnern, dass es eine von Gott eingesetzte Anordnung war. Wir befinden uns wieder am Anfang, als Israel als Nation konstituiert wurde. Ihr braucht nur einen Blick auf ein Fragment im Buch Deuteronomium zu werfen: «Dreimal im Jahr sollen alle deine männlichen Mitglieder vor dem Herrn, deinem Gott erscheinen an der Stätte, die er auswählen wird; am Fest der ungesäuerten Brote, am Fest der Wochen und am Fest der Laubhütten, und sie sollen nicht mit leeren Händen vor dem Herrn erscheinen» (Deut. 17,16).

Nun, natürlich würdet ihr falsch liegen, wenn ihr in diesen Abschnitt in Psalm 122 hineinlesen würdet, ganz Israel sei dreimal im Jahr nach Jerusalem gezogen, oder auch nur einmal pro Jahr. Sie konnten nicht alle nach Jerusalem gehen, um es gleich vorweg zu sagen; sie konnten nicht einmal in die Nähe Jerusalems gelangen; aber sie gingen in Stellvertretung hinauf. Alle männlichen Mitglieder besorgten dies dreimal im Jahr; Israel zog in Stellvertretung hinauf, und wenn sie dann nach Zion kamen, nun, dann ereignete sich eine Anzahl von Dingen.

Natürlich kamen sie zu einer wunderbaren Erneuerung der Realisierung der Liebe Gottes. Wie denn? Der Hohepriester war dort mit den Namen der Stämme auf seiner Brust im Brustschild. So waren sie vor dem Herrn in der hohepriesterlichen Liebe - der Liebe Gottes in Christus, der sie alle auf seinem Herzen trug. Auch auf seinen Schultern ruhten ihre Namen - die Stärke Gottes in Christus, die sie durch ihr Leben trug. Sie gelangten zu einer erneuerten Wahrnehmung der Liebe und der Kraft Gottes in Bezug auf sie im Hohenpriester.

Nun, ich will mich nicht damit aufhalten, all die Dinge zu erwähnen, die geschahen, als sie hinaufzogen. Wir haben eine kleine Kostprobe davon, wenn wir aus entlegenen Orten dieser Erde, den harten Orten und den geistlich gesehen kalten und einsamen Orten wie hier zusammenkommen und die Liebe und Kraft Gottes berühren, und wenn wir aufs Neue die Einheit des Volkes Gottes spüren. Als wir getrennt von einander waren und das Gefühl hatten, wir seien die einzigen Christen auf Erden nicht wahr, manchmal fühlt ihr euch wie Elijah: «Ich bin als einziger übrig geblieben» (1. Könige 19,14) - und dann kommen wir zusammen, und alles, was nicht wahr ist, fällt von uns ab und die wirklichen Wahrheiten werden gestärkt, und alles ist so gut. Dreimal im Jahr kamen sie stellvertretend herauf, und sie brachten für ganz Israel das Gute von Zion zurück - ein Zeugnis für Israel.

Worum es mir geht, ist einfach dies - sie waren eine stellvertretende Gruppe in Zion; Zion war repräsentativ im Hinblick auf ein Zeugnis. Kann ich es deutlicher formulieren? Eine Gruppe von Leuten kam zu dem, was Zion repräsentierte, und diese Gruppe hatte ein Zeugnis für den ganzen Rest des Volkes Gottes. Wenn ihr das begreift, könnt ihr einen der souveränen Wege Gottes erkennen. Ich frage mich, ob ihr über den Lauf der Dinge im Neuen Testament nachgedacht habt.

Ihr fangt mit dem Tag von Pfingsten an, und der nachfolgenden Zeit, wie lang oder kurz sie auch gewesen sein mochte, als die Dinge wirklich in Fülle vorhanden waren, für den Herrn äußerst zufriedenstellend und erfreulich; für ihn wurde sein Gedanke in jenen ersten Tagen, Monaten oder, vielleicht waren es auch ein paar Jahre, weitgehend zum Ausdruck gebracht.

Doch dann begannen die Dinge sich zu verändern. Ihr stellt fest, dass die Temperatur zurückgeht, dass der Standard herabgesetzt wird, dass sich Vermischungen einstellten; es wurde notwendig, vieles zu korrigieren, was in der Gemeinde falsch lief; die Dinge waren nicht mehr dieselben. Und es hat den Anschein, dass der Prozess weiterging und sich noch steigerte.

Was aber unternahm der Herr diesbezüglich? Sagte er: «Es war großartig, solange es dauerte, aber sie können es nicht aufrecht erhalten, sie können den Standard nicht einhalten, es ist offensichtlich, dass sie das ursprüngliche Niveau nicht halten können, also muss ich mich mit dieser Situation abfinden, dieses niedrigere Niveau akzeptieren und versuchen, mich damit zufrieden zu geben?» Sagte der Herr das? Nein, niemals! Das Beeindruckende und Bemerkenswerte ist, dass der Herr anfing, noch vollere und umfassendere Offenbarung zu geben - ja, einer Gemeinde, die nicht mehr das war, was sie einmal gewesen ist. Dann kommt ihr zu den abschließenden Briefen vom Leben des Apostels Paulus. Wer kann ihrem Inhalt standhalten? Betrachtet den Zustand, die Schwachheiten, die Schäden, die Beschränkungen des Volkes Gottes, und doch geht Er weiter wie bisher, und häuft mehr auf.

Er findet sich niemals mit Kleinlichkeit ab, er akzeptiert die Situation nicht so wie sie ist, er beantwortet sie mit mehr und noch mehr und noch mehr. Und was ist der Punkt? Wenn nicht alle von ihnen es fassen können, dann werden es zumindest einige tun, und durch diesen Kern, diese stellvertretende Gruppe, hält er die Fackel des vollen Zeugnisses am Brennen. Selbst wenn sich Schatten in die Gemeinde hinein schleichen oder über sie kommen, hält er ein volles Zeugnis aufrecht, und sollte dies nur in einigen wenigen sein.

Und das ist der Stand, den ihr in den ersten Kapiteln des Buches der Offenbarung vorfindet. Die Gemeinde ist weit von dem entfernt, was sie am Anfang war, und weit entfernt von dem, was Gott mit ihr beabsichtigte und als seinen Sinn geoffenbart hatte, aber er sucht keine Entschuldigung, er passt sich nicht an und akzeptiert es nicht. Er kehrt mit der vollen Offenbarung zurück und ruft nach einem Kern aus allen Gemeinden.

Das ist die Weise, wie Gott reagiert. Warum? Israel zu einem Zeugnis, ein stellvertretendes Gefäß für ganz Israel. Oh, versteht das doch! Auch wenn ihr nicht vollständig verstehen könnt, worauf Gott hinaus will, dann liegt es doch an euch, zu entscheiden, ob ihr mit dem allgemeinen, förmlichen, gewöhnlichen Zustand weiter machen wollt, oder ob ihr ein Teil von Zion sein wollt. Das ist ein Punkt, den wir möglicherweise noch stärker betonen müssen, bevor wir schließen.

Aber schließlich bleibt es dabei - was Gott sucht, ist das, was mit Zion gemeint ist, nämlich, eine stellvertretende (repräsentative) Gruppe, die ein vollständigeres Zeugnis für ganz Israel hat, und die zugunsten anderer im Besitz davon sind. Das ist die Weise, auf die der Herr versucht, der großen Not zu begegnen, unter ihnen einige zu finden, die für ihn eine Befriedigung darstellen und die ihn auf diese vollständigere Weise kennen.


Ein Zeugnis für die absolute Souveränität des Herrn

«Wohin die Stämme hinaufziehen zu einem Zeugnis für Israel». Was für ein Zeugnis? Was ist eigentlich ein Zeugnis? Nun, die Antwort lautet «Zion». Das ist das Zeugnis selbst. Aber was ist Zion? Nun, betrachtet die Geschichte von Zion, und ihr habt die Erklärung für das, was Zion bedeutet. In erster Linie geht es um das Zeugnis für die absolute Souveränität des Herrn und von ihr, und in unserer eigenen, gegenwärtigen Bedeutung, vom Herrn Jesus.

Hier beginnt das Zeugnis. Von hier aus fließt alles Zeugnis - von der absoluten Souveränität des Herrn Jesus. Zion ist «die Stadt des großen Königs» (Ps. 48,2). Salomo lebte in Zion, David lebte in Zion. Werft einen kurzen Blick auf seine Geschichte.

Vielleicht erinnert ihr euch, dass die erste Erwähnung von Jerusalem in Gen. 14,18 in Verbindung mit Melchisedek erfolgte, welcher der König von Salem war - das ist der erste Name von Jerusalem. Melchisedek war Priester des höchsten Gottes, aber er was König von Salem. Die allererste Erwähnung von Zion oder Jerusalem geschieht also in Verbindung mit dem Königtum in Bezug auf das Priestertum.
Dann gehen wir weiter und stellen fest, dass Zion die Zitadelle oder Festung Jerusalems war, in den Händen der Jebusiter. Zuerst trug sie den Namen Jebus, die Festung der Jebusiter, und sie befand sich in den Händen der Jebusiter während der ganzen Zeit der Richter und der Herrschaft Sauls und auch der Herrschaft Davids in Hebron. Als aber ganz Israel nach Hebron kam, um David zum König zu salben, wurde er zweimal in sein Königtum eingesetzt, und dann zog er hinauf nach Jebus.

Er konfrontierte diese mächtigen Männer mit der Herausfoderung: «Wer die Jebusiter als erster schlägt, wird Heerführer und Oberhaupt» (1. Chronik 11,6), und Joab schaffte den Durchbruch; doch es war eine solch starke Festung, dass sie für die Jebusiter als absolut uneinnehmbar galt, denn sie sagten: «Oh weh, die Blinden und Lahmen genügen, um sie zu verteidigen!»

Nun, das ist nicht einfach eine Geschichte, sondern darin ist etwas von ungeheurer Bedeutung eingepackt, was euch und mich betrifft. Glaubt mir, die Einsetzung des Herrn Jesus in absoluter Souveränität ist kein Kinderspiel. Betrachtet es in seinem eigenen Fall.

Was für eine ungeheure Sache war es doch, die absolute Überlegenheit über alle Mächte des Bösen zu gewinnen. Welchen Zugriff hatten die Mächte des Bösen doch auf die Zitadelle der Seele des Menschen, auf diese Welt - einen solchen Zugriff, dass der Feind das Gefühl haben musste, seine Position sei uneinnehmbar; und wir wissen, dass es damit etwas auf sich hat.

Seid ihr noch nie besiegt worden durch eine feindliche Festung in einem bestimmten Leben? Wir alle sind schon im Leben von Einzelnen Situationen gegenüber gestanden, in denen Satan einen solchen Ansatzpunkt hatte, dass etwas unendlich viel Größeres nötig war als der Erfindungsreichtum des Menschen, um das Problem zu lösen. Das Problem der Befreiung dieser Seele, die Errichtung der Herrschaft Christi in diesem Leben oder an jenem Ort, war keine Kleinigkeit.

Doch hört gut zu. Lasst uns vom Objektiven loskommen zu uns selbst; und darum geht es im Augenblick. Wir können unsere Lieder singen: «Krönt ihn, krönt ihn», wir können kraftvoll und vehement proklamieren, dass Jesus der Herr ist, aber genau um diesen Punkt dreht sich auch unser ganzer Kampf.
Seid ihr noch nie in eine Kontroverse mit dem Herrn verstrickt gewesen in einer Situation in eurem Leben, wo es um diese eine Frage ging: «Wird er sich in dieser konkreten Sache als Herr erweisen?» Seid ihr noch nie in Situationen und Umstände geraten, wo es für alle Welt so aussah, als würde der Teufel das Zepter führen, als hätte er Boden gewonnen und würde diesen verteidigen? - als wäre er Herr und Meister? Sehen wir uns nicht ständig solchen Dingen gegenüber, wo es aussieht, als sei der Teufel und nicht Jesus der Herr? Es fällt wie eine ungeheure Glaubensprüfung auf unser geistliches Leben zurück.
Ich denke da an solche Erfahrungen, in welche das «Zion»-Volk gebracht wird, die nicht die gewöhnlichen Erfahrungen eines Christenlebens sind, nicht die gewöhnlichen Versuchungen und Verfolgungen und Schwierigkeiten dadurch, dass wir Christen sind, sondern Situationen, die sehr viel geistlicher sind und in die wir tief hineingezogen wurden, und manchmal wird unser Glaube gerade an dieser Frage getestet: «Ist Jesus wirklich der Herr? Blickt auf die Situation, seht euch die Bedingungen an, werft einen Blick auf die Mächte, die scheinbar die Kontrolle innehaben! Ist Jesus wirklich Herr?»
Ich hoffe nicht, dass ich bei jemandem Anstoß errege. Vielleicht habt ihr keine solche Erfahrung gemacht. Nun gut, dann lasst es euch bitte nicht zum Anstoß dienen, kümmert euch nicht darum. Aber es gibt eben solche, die wissen, wovon ich rede, die sich im Strudel eben solcher geistlicher Prüfungen und Tests befunden haben, wo tatsächlich die Frage auftauchte, ob der Herr letztlich wirklich Herr sei. Tief in unserem Herzen als eine Sache der Glaubensüberzeugung glauben wir es und halten wir daran fest, aber wir werden in dieser Frage ziemlich hin und hergeworfen. Wir gelangen nicht leicht durch das Ganze hindurch.

Genauso verhält es sich mit Zion. Die Herrschaft Christi kann nur unter großen Kosten errichtet werden. Nur durch schreckliche Konflikte und Prüfungen und Tests kommt ihr durch an den Platz, wo er in eurem eigenen Herzen Herr ist; aber wenn ihr durchgekommen seid, o, dann ist etwas Ungeheures geschehen, und ihr befindet euch in einer Position, da ihr den Herrn nicht mehr auf übliche und gewöhnliche Weise kennt, und ihr habt ein Zeugnis für Leute, die durch ähnliche Prüfungen hindurchgehen müssen, und ihr könnt ihnen helfen, weil ihr euch selber durch schreckliche Glaubenskonflikte durchgekämpft habt, was die Herrschaft Christi betrifft.

Könnte das nicht die Erklärung dafür sein, warum einige von euch solch außergewöhnliche Erfahrung hatten? Ihr seht andere Christen, und ihr stellt fest, dass sie es verhältnismäßig leicht haben; sie bekommen, was sie möchten, oder was sie glauben, haben zu müssen, doch bei euch ist alles mit Konflikten verbunden, nichts geht euch leicht von der Hand.

Eine solche Erfahrung könnte dadurch erklärt werden, dass der Herr seine Hand auf euch gelegt hat, mit der Absicht, etwas von seiner Herrschaft in euer Leben einzubauen, euch selbst in diese Herrschaft zu versetzen, und zwar auf eine Weise, die aus euch ein besonders nützliches Gefäß und einen Diener für ihn macht. Einige von euch sind durch so etwas hindurch gegangen und sie wissen, dass dies zutrifft; andere gehen vielleicht gerade jetzt da hindurch.

Jesaja, der große Prophet der Wiederherstellung, der große Prophet von Zion als dem ultimativen Ziel ging durch einige furchtbare Tests hindurch, und auch seine Familie wurde in seine Erfahrung hineingezogen; und so gab er seinen Kindern Namen, die seine tiefe Erfahrung zum Ausdruck brachten. «Siehe, ich und die Kinder, die der Herr mir gegeben hat zu Zeichen und Wundern (zu Zeugnissen)» (Jes. 8,18).

Seine eigene Familie wurde in die tiefen und schrecklichen Erfahrungen hinabgerissen, durch die er ging, weil er ein Prophet war, nicht nur allein für die Heiden, sondern besonders für Zion. Ihr erkennt den Platz von Zion im zweiten Teil seiner Prophetien. Das trifft wirklich zu, dass Zion - die Gemeinschaft, die für den Herrn zu größtem Wert gelangen wird, weil sie seinen Sinn repräsentiert - an den Ort kommen muss, wo die Herrschaft des Herrn etwas ist, das auf sehr solidem Grund errichtet worden ist. Es ist kein bloßes Dogma, keine bloße Lehre, Theorie, historische Tatsache, dass Jesus zur Rechten Gottes hinaufgefahren ist; nicht etwas, das wir aus einem Buch studieren; aber etwas, das auf bitterste Weise und durch tiefste Erfahrungen in unser innerstes Wesen hineingewirkt worden ist, damit unsere Erkenntnis von ihm keine gewöhnliche Erkenntnis ist, sondern für einen bestimmten Zweck.
O, die Versuchungen, während wir hindurchschritten! Welcher Grund ist doch für den Feind vorhanden, auf dem er seine Spiele treiben kann, wenn der Herr uns durch jene Feuer hindurchtreibt! Aber seht ihr, Zion ist etwas, das in den Feuern zustande gekommen ist. Zu allererst ist es das Zeugnis gegenüber Israel, hinsichtlich der absoluten Überlegenheit des Herrn Jesus.

Lasst mich für den Augenblick damit abschließen, indem ich nochmals festhalte, dass für die Gemeinde heute die große Notwendigkeit besteht, an den Ort der absoluten Herrschaft Christi zurückgebracht zu werden. Ihr Einfluss auf diese Welt ist weitgehend verloren gegangen, und der Grund dafür ist der, dass der Herr Jesus seinen Platz als absoluter Souverän nicht mehr innehat.

Alle möglichen Dinge sind an die Stelle der absoluten Souveränität Jesu Christi getreten - d.h. an die Stelle der vollständigen Herrschaft des Heiligen Geistes. Räte und Komitees und Vorstände und was immer ihr wollt, nur nicht die exklusive Herrschaft des Heiligen Geistes. Aber der Zionsweg ist ein kostspieliger Weg, es ist überhaupt kein leichter Weg; darum hat man ihn auch preisgegeben, so dass leichtere Dinge an seine Stelle getreten sind.

Es ist nicht leicht, auf den Herrn zu warten, die Herrschaft vollständig dem Heiligen Geist zu überlassen. Es ist ein schwieriger Weg, und es stellt euch diesbezüglich auf die Probe, ob ihr selbst die Hand an die Dinge legt - ob ihr wie Saul, der Mann des Fleisches, nicht im Sinn habt, auf den Herrn zu warten, sondern ob ihr nicht doch die Dinge in eure eigenen Hände nehmt. Entlang dieser Linien und auf diese Weise wird die ganze Frage aufgeworfen - ist er wirklich der Herr? Möge der Herr dieses Zeugnis inmitten der Gemeinde wiederherstellen!


Das Zeugnis von einem Leben, das den Tod besiegt hat

Nun das Nächste hinsichtlich dieses Zeugnisses. «Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt. Er beseitigt den Tod für immer» (Jes. 25,7-8). Auf diesem Berg, Zion, gilt das Zeugnis dem vollständigen Triumph des Herrn über den Tod, das Zeugnis eines Lebens, das den Tod besiegt hat. Es geht aus seiner absoluten Herrschaft hervor, es ist Teil davon, aber es verwirklicht sich auf diese Weise - wo der Herr ein «Zions»-Volk bekommt, da habt ihr ein ungewöhnliches Zeugnis für das Leben.

Was wir stets vor uns behalten müssen (ich stelle es jetzt schlicht als eine Tatsache hin ohne jede Darlegung), ist dies, dass, wenn ihr ein Volk bekommt, welches das ist, was Zion meint - dass Menschen in Gottes volleren Gedanken als in seinen Sohn hinein gelangen - dass, was ihr dann findet, wenn ihr ihnen begegnet, Leben ist. 0, ich kann euch sagen, diesen Aspekt des Zeugnisses habe ich ganz besonders lieb, und er bedeutet mir sehr viel.

Für mich bedeutet es fast alles, dass wir im Leben bewahrt werden sollen - nicht nur als ein Volk, das eine besondere Lehre besitzt, eine Menge Licht und eine Menge Wahrheit, aber so tot, wie nur irgend etwas sein kann. (Und es kann tatsächlich so sein: ihr könnt eine großartige Menge von Wahrheit besitzen, und doch ganz tot sein). Aber ob die Lehre von dem Volk, das kommen soll, verstanden wird oder nicht, wir möchten, dass das erste, worauf sie stoßen und was sie registrieren dies sein soll: Was für ein Leben haben die hier! Nicht: Welche Lehre haben die hier!, sondern: welch ein Leben!
In einer solchen Atmosphäre erfahrt ihr eine ungeheure Belebung, ihr findet euch wie neu geboren vor. Ja, der Tod ist verschlungen worden. Das ist das Zeugnis; das ist Teil des Zeugnisses gegenüber Israel, und wer will behaupten, die Gemeinde benötige nicht auf eine neue und mächtigere Weise die Kraft seines Auferstehungslebens? Ist es nicht das, was unbedingt nötig ist? Es ist wirklich das, wonach viele streben. Sie versuchen, es in großen organisierten Bewegungen zu bekommen; sie fühlen die Notwendigkeit eines Lebens, das eine mächtige Reaktion gegen den Tod darstellt, der sich eingeschlichen hat.

Es ist nicht an uns, zu urteilen oder zu kritisieren, doch können wir dies sagen, dass dieses Leben nie hergestellt werden kann. Es kommt niemals durch große Anstrengungen zustande. Es ist das Sich-Erheben des auferstandenen Herrn, wo immer er Raum und Kapazität findet; und Raum und Kapazität entsteht nur durch Geburtsschmerzen. Ihr müsst für dieses Leben leiden. Ihr könnt es nicht billig haben, ihr könnt es nicht erarbeiten oder durch irgend ein menschliches Mittel hervorbringen. Es kann nur durch Auferstehung aus dem Tod hervorgehen. Es kostet etwas.


Das Zeugnis einer überreichlichen Versorgung

Dann finden wir in Vers 5 von Jesaja 25 folgendes: «Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen». «Auf diesem Berg», «als ein Zeugnis für Israel». Hier finden wir eine reichliche Versorgung.

Wenn der Herr wirklich ein Volk bekommt, das seinen vollen Gedanken repräsentiert, dann wird es ein Volk sein, das nicht bloß kraft einer mageren Kost überlebt, das kaum imstande ist, die Dinge in den Griff zu kriegen, das es gerade noch schafft, geistlich weiter zu kommen; und was dies betrifft, dass es irgend etwas weitergeben sollte...! O ja, solche Zustände findet ihr an vielen Orten. Ihr werdet nicht glauben, wie viele Briefe mich von überall her auf der Welt erreichen, die so lauten: «Ich bekomme nirgendwo irgendwelche geistliche Nahrung, es lässt sich in diesem ganzen Bezirk nichts finden; wir sind am Verhungern». Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich im Verlaufe eines Jahres Bände mit solchen Aussagen füllen könnte - mit dem Schrei nach Nahrung vom Volk des Herrn.

Hier ist das Bild, und es ist kein bloß eingebildetes, es trifft auf tragische Weise zu. Aber Gott sei Dank, die andere Seite ist ebenso wahr: Es gibt ein Festmahl mit fetten Speisen, wenn ihr euch auf dem Weg des vollen Gedankens Gottes befindet, und wenn ihr bereit seid, den Preis dafür zu zahlen - den Preis, ein Instrument für ihn zu sein; nicht den Preis für die Erlösung, sondern den Preis für die Berufung, ihm
zu dienen.

Dann könnt ihr einen übervollen Tisch haben, ein Festmahl mit fetten Speisen, in überströmender Fülle für euch selbst, und mehr als genug, noch an andere weiterzugeben. 0 ja, es stimmt; da ist kein Mangel, es fehlt nichts. Es herrscht Überfülle, Überfluss auf Zion, «auf diesem Berg».


Ein Zeugnis der Offenbarung und der Erleuchtung

Und schließlich: «Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt». Das bedeutet ganz einfach, dass das Zeugnis, das von hier aus hinausgeht, ein Zeugnis der Offenbarung und Erleuchtung ist, wo Leute, die in Finsternis sitzen, sehend werden. Das Wort an Zion lautet hier in Jesaja: «Auf, werde Licht, denn es kommt dein Licht, und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir» (Jes. 60,1).

Das gilt Zion. Doch welches ist das Gegenstück dazu im Neuen Testament? Ich glaube, wir finden es in jenen letzten Briefen von Paulus an die Gemeinde. Blickt auf den Epheserbrief mit dem Wort «Herrlichkeit» in euren Augen, es ist beachtlich, welch großen Platz das Wort «Herrlichkeit» in diesen Gefangenschaftsbriefen einnimmt. «Die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir». Auf, werde Licht!
Auf diesem Berg, auf Zion, in einem Volk, das vollständig an Gottes höchste und vollste Interessen hingegeben ist, wird uns ein Dienst der Erleuchtung und Offenbarung geschenkt, die Wegnahme der Hülle. Dies ist das Zeugnis an Israel, an Gottes geistliches Israel. «Wohin die Stämme hinaufziehen, zum Zeugnis».

Alles, was wir zu tun haben, ist, den Herrn zu bitten, er möge uns die Energie des Herzens geben, den Fleiß und den Vorsatz, nach Zion hinaufzuziehen - was immer das geistlich bedeuten mag - dass wir die Hauptstraßen nach Zion (immer) in unseren Herzen haben. «In deren Herzen «gebahnte Wege» (die Hauptstraßen) nach Zion sind» (Ps. 84,5). Dieser Weg, der nach Zion führt, ist eine Herzensangelegenheit.

In Übereinstimmung mit dem Wunsch von T. Austin-Sparks, dass das, was er frei erhalten hat, weitergegeben und nicht gewinnbringend verkauft werden sollte und dass seine Botschaften Wort für Wort reproduziert werden, bitten wir Sie, diese Botschaften mit anderen zu teilen und frei anzubieten, um seine Wünsche zu respektieren - frei von jeglichen Änderungen, kostenlos (außer notwendigen Vertriebskosten) und mit dieser Erklärung inklusive.