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Wie es am Anfang war

von T. Austin-Sparks

Kapitel 3 - Die Gemeinde und die Welt

Bei unseren Nachforschungen nach den Geheimnissen der Kraft in der Gemeinde «wie sie am Anfang war» - d.h. in den Jahren unmittelbar nach dem großen Pfingsten - ist es unausweichlich, dass wir das wir uns auch mit ihrer Beziehung zur Welt befassen. Das wird uns unweigerlich durch ihren Geist und Wandel auferlegt, als auch durch den großen Platz, die der Erwähnung der Welt in den neutestamentlichen Schriften eingeräumt wird. Vom Herrn selbst wird berichtet, dass er ein paar sehr starke Dinge über die Welt zu sagen hatte. Johannes benutzt des Wort in seinem Evangelium 77 mal. Allein im Kapitel 17 kommt es 15 mal vor. In seinen Briefen wird es noch einmal 21 mal benutzt. Im Korintherbrief findet man es 22 mal, und praktisch in jedem andern Brief wird darauf Bezug genommen.

Bezüglich der Welt wird gesagt:

1. Dass sie etwas ist, das Christus überwunden musste und von der sagte, er habe sie überwunden.

2. Dass sie in ihrer Gesamtheit im Argen liegt, und dass sie einen Fürsten hat.

3. Dass sie Gott feindschaftlich und als Widersacherin gegenübersteht, und dass, wer ihr Freund ist, bedeutet, Gottes Feind zu sein.

4. Dass sie etwas ist, aus der Christen heraus genommen wurden, und dass für sie gebetet wurde, dass, obwohl sie noch in ihr leben, sie doch vor ihr bewahrt bleiben.

5. Dass sie unter der Verdammnis steht und zerstört werden soll.

Noch viel mehr wird über sie gesagt, doch haben wir nicht die Absicht, in eine Analyse des Wortes selbst einzutreten, oder die unterschiedlichen griechischen Ausdrücke zu untersuchen, die mit diesem einen Wort «Welt» übersetzt werden.

Einige mögen vielleicht Johannes 3,16 zitieren und es dem entgegenhalten, was wir oben aufgezählt haben: «So sehr hat Gott die Welt geliebt...». Diese große Schriftstelle zeigt die wahre Bedeutung dessen auf, was wir sagen werden. Es besteht wirklich keinerlei Widerspruch. Um den Kontrast zu verstehen, müssen wir uns die Frage stellen: Was ist es denn, das so sehr Gottes Missfallen erregt, und andererseits, was ist es, das Gott so sehr liebt?

Was die erste Frage betrifft, so kann man bezüglich dieses «Missfallens» sagen, dass «Welt» nicht das Rahmenwerk, die Sphäre, die materielle und geographische Struktur meint. Auch bedeutet es nicht wesentlich das Volk in dieser Struktur. Gott hasst die Menschheit nicht! «Welt» muss daher etwas anderes bedeuten, und wir können es vielleicht mit Begriffen wie diesen umschreiben: eine Natur, eine Veranlagung, eine Mentalität, ein System, eine Konstitution, eine Methode! Es ist all das, in welchem das Fremde, Feindliche und Gegensätzliche Gott gegenüber enthalten ist.

Die «Welt» in diesem Sinne ist von Gott geächtet, weil sie seiner eigenen Natur und Konstitution fremd ist. Hier ist diese ganze Frage der Weltlichkeit anzusiedeln. Diese Angelegenheit hat beklagenswerterweise an Übersimplifizierung gelitten, und sie hat viele Leute dazu gebracht, sich in eine falsche Position zu begeben.

Zum Beispiel ist Weltlichkeit zu einer Frage reduziert worden, wohin die Leute gehen (ins Theater, ins Kino, zum Tanz, usw. usw.), oder wie sie sich kleiden, sich benehmen und reden. Es wurde gesagt, um ein Christ zu werden, müssten solche Dinge aufgegeben werden und andere Dinge MÜSSTEN ihren Platz einnehmen. Traktate wurden geschrieben mit Titeln wie: «Darf ein Christ ins Theater gehen? - Darf er rauchen? - Alkoholische Getränke trinken? - Darf er Make-up benützen? und so fort. Dies bedeutet, den entscheidenden Punkt völlig zu verfehlen und genau so gesetzlich zu werden wie der Judaismus. Wirklich, bei all dem wird kein geringerer Punkt übersehen als der der neuen Geburt selbst, der, wenn er echt ist - indem er aus dem innewohnenden Geist und Leben Gottes hervorgeht - all diese Fragen VON INNEN HER beantworten wird.

Wir wollen nun diesen Begriff «Welt» im Lichte der Bibel näher betrachten.

1. Die Welt ist eine Natur

Wenn die Welt, wie wir gesagt haben, die Welt Gott gegenüber feindlich gesinnt ist und Gott gegenüber der Welt, wenn sie also etwas ist, das «überwunden» werden und von dem die Gemeinde sich trennen muss, wenn Freundschaft mit ihr die Betreffenden zu «Feinden Gottes» macht, dann MUSS etwas an ihr SEHR böse sein, und was ist böser als Satan selbst? Die Bibel stellt Satan als «FÜRSTEN dieser WELT » und als ihren «Gott» dar, und zwar dadurch, dass er die ZUSTIMMUNG des Menschen bewirkt und ihn besiegt hat, dem einst die geschaffene Erde anvertraut worden war.

Doch sollten wir klar verstehen, dass dieser Regierungswechsel keine bloß «offizielle» und formelle Sache war, so dass Satan von einer äußeren Position aus zur Herrschaft gelangte. Er nahm Verstand, Herz und Willen gefangen und pflanzte der Seele des Menschen seine eigene Natur ein. Die Natur des Menschen wurden verändert. Welcherart ist diese Natur?

Im Großen gesehen wird sie als Rivalität zu Gott dargestellt, das heißt:

1. Sie nimmt die Stelle Gottes ein.

2. Sie beraubt Gott seiner Rechte und lässt Gott nicht alles sein.

3. Sie ist unabhängig von Gott und SELBST-süchtig, sie weiß alles besser und glaubt, es besser als Gott zu machen und es ohne Gott zu schaffen.

4. Sie ist machtbesessen, sie will alles unter Kontrolle haben, alles beherrschen, alles regieren, sie will überlegen sein; sie rebelliert gegen Unterordnung und Dienstbarkeit.

Solcherart ist die Natur, mit der die Menschheit in größerem oder geringerem Maße imprägniert worden ist. Das Herz dieses Ganzen ist eher «Selbstsucht» statt «Göttlichkeit». Wie wirkt sich das aus?

1. Es macht sich viel mehr aus dem Materiellen und Zeitlichen als aus dem Geistlichen.

Bei Gott werden alle Dinge vom Standpunkt des geistlichen Wertes aus betrachtet. Das ist seine wahre Natur. Gott ist ein Geist, nicht unpersönlich, aber eine geistliche Person. Die Bedeutung einer Person in der Bibel, und auch danach, wird durch das Maß der geistlichen Wirkung und Frucht ihres Lebens und Werkes bestimmt.

Satan will den Menschen mit dem Materiellen und Zeitlichen absorbieren und besetzen, um ihn alles Geistlichen zu berauben und es auszupressen.

2. Es setzt alles auf das Gegenwärtige und macht blind für das Ewige.

Was wir JETZT haben und bekommen können, dem gilt das Hauptaugenmerk. Dieses Leben ist alles! Das ist das Wahre; das Ewige ist für den natürlichen Menschen irreal.

Das ist ein großer Punkt, mit dem Satan auch Christus versuchte, als er ihm die Welt anbot. An diesem Punkt überwand Jesus die Welt! In der Welt zählt das SICHTBARE; die natürlichen Sinne der Wahrnehmung und Wertschätzung beherrschen alles. Der Standard für den Erfolg wird durch das gesetzt, was gezeigt werden kann.

In manch anderer Hinsicht steht die Natur dieser Welt im Gegensatz zu derjenigen Gottes; in ihren Standards, ihren Ansichten, ihren Werten, ihren Zielen, ihren Gedanken, ihren Methoden, ihrem Geist. Einer der größten Gesichtspunkte bei der christlichen Erziehung ist der, dass wir lernen, wie völlig anders Gottes Gedanken, Werte-Standards und Wege sind als unsere eigenen.


2. Die Welt ist ein Gefängnis

Der Wärter dieses Gefängnisses ist Satan selbst.

Die Bibel stellt die Seelen der Menschen in Gefangenschaft dar, in Knechtschaft, in Fesseln, im Kerker, unter der Gewalt Satans. Sie zeigt Christus als den gesalbten Erlöser, der in diese Welt einbricht, um «den Gefangenen die Freiheit, und denen, die Gebunden sind, die Freilassung zu verkünden». Er ist der Stärkere als derjenige, der sein Haus bewacht!

Das Entrinnen oder die Befreiung einer Seele aus dieser Welt ist mit einem intensiven Konflikt belastet, und für immer nachher bedeutet es einen Kampf, sich von seinem Einfluss, seiner Macht und seinem Zug nach unten freizuhalten.


3. Die Welt ist eine Lüge

So wie der Mensch am Anfang in die Falle einer Lüge tappte, so bleibt er zeitlebens ein Opfer dessen, was falsch (und verlogen) ist. Je mehr eine Person von dieser Welt an sich hat, desto größer ist die Desillusionierung am ende. Ihre Vergnügungen sind ein verführerischer Strom, der schließlich versagen wird. Ihre Reichtümer bringen befriedigen das Herz nicht, und die Seele geht nackt dahin, so wie sie daherkam.

Jesus sagte, die ganze Welt auf Kosten der Seele zu gewinnen sei kein gutes Geschäft. Die List, mit der der Mensch am Anfang gefangen wurde, ist die Tatsache, dass die WAHRHEIT, was letztlich aus der Sache resultieren wird, nicht enthüllt wurde, sondern verborgen blieb. Jesus ließ dem Volk seiner Tage gegenüber keinen Zweifel darüber offen, dass sie blind waren, und er demonstrierte dies durch Wunder, das heißt, durch Werke, die nur GOTT tun konnte.

Es gibt Grade von Blindheit. Da ist die natürliche Blindheit, die universell ist, doch die behoben werden kann durch die Gnade und die Kraft Gottes. Dann aber gibt es auch noch die doppelte Blindheit, bei der Vorurteile und Stolz der Natur beigefügt werden, was natürlich fatal ist. Solcherart war die Blindheit der herrschenden religiösen Klasse zur Zeit Christi, und diese kostete sie alles, was nur nach Hoffnung aussah.

Alles, was wir gesagt haben, und alles, was daraus folgt, kann durch die Geschichte und für Christen durch die Erfahrung getestet werden.

«Am Anfang» wusste die Gemeinde das alles, stand in der Wahrheit davon und lehrte sie auch. Zudem machte der Heilige Geist das Ganze sehr real. In jenen Tagen war eine Komplizenschaft mit der Welt desaströs. Als diejenigen, die veräußerbare Güter und Besitztümer hatten, diese zur Förderung des Evangeliums zur Verfügung stellten, gab es zwei, die von diesem «Hergeben» Vorteil zogen und für sich selbst Profit herausschlugen. Sie legten ihre Hand auf das kommerzielle Element der Welt und verbanden es mit den Interessen des Himmels. Später wird erklärt, das sei von Satan ins Herz hinein gelegt worden. Das Ergebnis war für sie katastrophal, und die schnelle Heimsuchung durch das Gericht legte für alle Zeit das Prinzip fest, dass Geschäftstüchtigkeit in göttlichen Dingen fatal ist.

Weil man die Invasion der Welt in die Gemeinden zuließ, wurde das Gericht über sie gebracht, wie dies in der Offenbarung berichtet wird, und in gewissen Fällen wurde der Leuchter entfernt. Die große Verführung, die der Gemeinde so viel Kraft kostet, ist die, dass es, um die Welt zu beeinflussen, nötig sei, mit ihr eins zu werden, auf ihr Niveau herabzusteigen; ihre Methoden zu benutzen, ihre Mittel zu verwenden und alle Unterschiede zwischen der Gemeinde und ihr zu beseitigen. Die Wahrheit jedoch ist, dass die Macht der Gemeinde über die Welt proportional zu ihrer Trennung von ihr zunimmt. Die Frage der Anziehung kann nur entlang der Linie einer vollkommen freudigen und befriedigten Gemeinde beantwortet werden, die ohne die weltlichen Spielzeuge auskommt. Das haben wir demonstriert bekommen. Es gibt eine Anziehungskraft im Zusammenhang mit der Freude und dem Genuss völlig hingegebener und Gott geweihter Christen, die die Methoden der Welt nichtssagend werden lässt.

So war es «am Anfang» trotz Verfolgung, Feindseligkeit und viel Gegnerschaft. Das Geheimnis der frühen Kraft und des anfänglichen Wachstums der Gemeinde war die Größe einer neuen Welt, die ihr in Christus eröffnet worden war, und ihr Eintreten in diese. Christus füllte ihre Rechnung VOLLSTÄNDIG, und sie benötigten nichts weiter. Was es bedeutete, war die Größe Christi und ihre Wahrnehmung derselben.

Ihre Unabhängigkeit von der Welt war gleichzeitig ihre Macht über sie. Die Allgenügsamkeit Christi machte diese Unabhängigkeit aus. Sie machte die Welt neugierig, führte zu Nachfragen, Nachforschungen und Sehnsucht, selbst wenn es den Fürsten dieser Welt zu bitterer Eifersucht und zur Gegnerschaft reizte.

Die Gemeinde muss wohl einen langen Weg zurückgehen, um ihre Kraft und ihren Einfluss zurückzugewinnen, aber es gibt dazu keine Alternative, und die Welt wird ihre Erledigung, ihre Desillusionierung und ihre Schande erleben.

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