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Wie es am Anfang war

von T. Austin-Sparks

Kapitel 4 - Gemeinden und Mitarbeiter

Wir haben großen Nachdruck auf die Tatsache gelegt, dass am Anfang alles unter der Herrschaft des Heiligen Geistes stand, der den ganzen Vorsatz Gottes übernommen hatte und dessen Treuhänder er war. Wie es im Falle der ehemaligen Stiftshütte war, wurde das ganze Muster bis ins letzte Detail im Himmel konzipiert und geoffenbart. Dann wurden Bezaleel und Oholiab mit dem Geist Gottes erfüllt zu jeder Kunstfertigkeit. Nichts wurde der Vorstellungskraft des Menschen überlassen, und weil ewige, geistliche, göttliche Vorstellungen hinter jedem einzelnen Fragment standen, nahm Gott es ganz besonders genau.

So war es auch in der ersten Phase der Entwicklungen am Anfang des neuen Israel. Der Mensch hat eine große Neigung, seine Hände auf Dinge zu legen, und nichts ist zu heilig, um dem entrinnen zu können. Die große Vorsichtsmaßnahme, die Gott traf, als Adam mit dieser Sache anfing, lautete: «Damit er nicht seine Hand ausstrecke...» Als genau dies geschah, wie in Vorfällen wie Nadab und Abihu, Uzzah, Uzziah, Ananias und Sapphira, etc. zeigte der Herr seine Missbilligung durch schnelles Gericht. Die Hand des Menschen ist stets eine besitzergreifende, kontrollierende, anordnende Hand. Es ist seine Art, die Dinge in das Umfeld seines eigenen Sinnes und Urteils zu bringen. Es gibt aber keinen Kompromiss zwischen den Händen des Heiligen Geistes und der Hand des Menschen, und jeder Versuch von Seiten des Menschen, Kompromisse zu schließen, wird früher oder später desaströse Konsequenzen zur Folge haben.

Es besteht eine schreiende Notwendigkeit für eine tiefe Revision unserer Mentalität hinsichtlich dessen, was wir neutestamentliches Vorgehen nennen. Der Ausgangspunkt wird sein, dass wir wieder eine Trennung vollziehen zwischen Ursachen und Wirkungen, d.h. zwischen dem, wie und warum die Dinge begannen, und den Dingen selbst. Wir fangen am falschen Ende an, nämlich dort, wo die Dinge bereits existieren, und dann nehmen wir die Dinge als Muster, als Grundlage, als Gebrauchsanweisung, und machen uns daran, sie zu imitieren, zu kopieren, zu reproduzieren. So benutzen wir das Neue Testament als Organisations-Handbuch. Und wenn wir dies tun, übersehen wir die fundamentale, elementare und entscheidendende Tatsache, dass das, was wir im Neuen Testament haben, nie auf diese Weise entstanden ist. Was immer wir im Neuen Testament finden, was immer dort «Ordnung» genannt wird, war das normale, natürliche, spontane Ergebnis einer bestimmten Art von Leben, das auf wunderbare Weise durch einen wunderbaren Akt desselben Geistes eingepflanzt worden ist, wie er sich bei der Empfängnis Jesu im Schoss Marias zutrug: «Gezeugt, nicht geschaffen». Es war das Wachstum und die Bildung eines Organismus: «Nicht aus Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, auch nicht durch den Willen des Mannes, sondern aus Gott» (Joh. 1,13). Dies traf sowohl auf das Ganze zu wie auf die individuellen Teile.

Nehmen wir

Den Fall (case) der Gemeinden

Die verbreitetste Vorstellung ist die, dass die Apostel, allen voran Paulus, glaubten, sie müssten hinausziehen und überall in der Welt Gemeinden gründen; dass, wenn sie eine Provinz oder eine Stadt betraten, sie nichts anderes vorhatten, als dort eine örtliche Gemeinde zu gründen. Wir halten vergeblich Ausschau nach irgend einem Befehl des Herrn oder nach einer Andeutung von den Aposteln, dass dies ihr Ziel gewesen wäre. Wovon sie wussten, dass es ihre Aufgabe war, war dies, Christus überall hinzubringen, wohin sie auch kamen. Denn wenn Christus zurückgewiesen wurde, gab es auch keine Gemeinde. Wenn aber Christus angenommen wurde, wurden diejenigen, die ihn akzeptierten, zu einem Gefäß Christi an jenem Ort. Die eine Vorstellung einer Gemeinde an irgend einem Ort ist keine Repräsentation der christlichen Religion, sondern eine Verkörperung Christi. Wo immer es auch sein mochte, auch wenn es nur zwei oder drei gegenwärtig wären in der ganzen Bedeutung seines Namens, war er dort. Es ist die Gegenwart Christi, die eine Gemeinde konstituiert, und das Wachstum und die Entwicklung einer Gemeinde in der Zunahme von, und in der Gleichförmigkeit mit, Christus. Im Buch der Offenbarung zögert der Herr keinen Augenblick, mit der Beseitigung des Leuchters zu drohen, sobald seine wesentliche Funktion aufhört, und das entscheidende Kriterium ist die Gegenwart Christi. Die Gegenwart des Herrn war STETS der bestimmende Faktor in ewigen Werten. Es ist die überragende Funktion des Heiligen Geistes, Christus in alle Dinge hineinzubringen, und alle Dinge in Christus hinein.

Gemeinden als solche sind bloß ein Mittel, und als irdische DINGE werden sie mit der Zeit vergehen. Was in und durch das Mittel von Christus stammt, wird auf eine geistliche Weise in die große universelle Gemeinde hinein versammelt, die Christus sich selbst zuführen wird - «eine herrliche Gemeinde». Wir befassen uns hier nicht mit dem vollen Organismus selbst, der aus dem Lebens-Samen hervorgeht - aus dem Säen von Christus hervor - sondern bloß mit dem, «wie es am Anfang war». Natürlich bleibt eine Herausforderung bestehen: Wie ist dieses oder jenes überhaupt zustande gekommen?

Das Prinzip, das weltweit ausgeweitet werden sollte, lag bereits darin, wie Christus die «siebzig» auswählte und aussandte. Sie wurden an jeden Ort gesandt, «wo er selbst hinkommen würde». Eine örtliche Gemeinde ist also nicht IN ERSTER LINIE etwas, das gemäß dem Muster eines bestimmten Vorgehens konstituiert oder gebildet wird, sondern durch die Gegenwart Christi in den verschiedenen Gläubigen, die sich an jenem Ort befinden. Diese «in einem Geist zu einem Leibe Getauften» sind im Grunde Christus in diesem Gebiet, die den Grund als ein Zeugnis für seine Rechte einnehmen, und die «den süßen Wohlgeruch Christi an jedem Ort» verbreiten. Wenn sie darin versagen, dann ist der Organismus im Blick auf seine wahre Funktion tot.

Ihr könnt die Form weiterführen, wenn ihr wollt, doch eine «Gemeinde» ist in den Augen des Herrn nicht heiliger als es die Stiftshütte in Silo war, oder der Tempel in Jerusalem, als die Herrlichkeit - d.h. die Gegenwart des Herrn, gewichen war.


Die Mitarbeiter

Das Prinzip, auf das wir oben hingewiesen haben, ist dasselbe in Bezug auf alle, die im Werk des Herrn eine Stellung der Verantwortung einnehmen. Es ist ein weiter Weg von den modernen Methoden zurück zum Anfang. Die Wahl durch öffentliche Abstimmungen, das Auswählen von «passenden» Leuten für ein bestimmtes Amt, der Einfluss von Titel, Grad, Geschäftstüchtigkeit, der Erfolg in der Welt, Geld, «Interesse an christlicher Arbeit», die Wahl von «Neulingen», und das Erteilen öffentlicher Anerkennung auf dieser Grundlage ist ein System, das am Anfang keinen Platz hatte. Gewöhnlich ist es nämlich früher oder später mit Problemen befrachtet, und es wird für diejenigen, die es betrifft, gefährlich.

Eine einfache, praktische Frage stellte sich früh am Anfang. Es war die Angelegenheit, dass bestimmte Witwen in Bezug auf ihre täglichen zeitlichen Bedürfnisse nicht nicht übersehen wurden, und dass das zur Verfügung stehende Geld gerecht verteilt werden sollte. Man könnte denken, ein guter Mensch, oder Männer mit etwas Geschäftserfahrung hätten sich dieser Sache annehmen können, doch dem war am Anfang nicht so. Die Vorschrift lautete: «... Männer von gutem Ruf, voll Geist und Weisheit». «Und sie wählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, ebenso Philippus, Prochorus, Nicanor, Timon, Parmenas und Nicolas, einen Proselyten aus Antiochien: Diese stellten sie vor die Apostel, und nachdem sie gebetet hatten, legten sie ihnen die Hände auf» (Apg. 6).

Die Sache wurde mit peinlicher Sorgfalt durchgeführt, und die grundlegende Voraussetzung war «voll Heiligen Geistes», so dass alle es sehen konnten. In dieser elementarsten Phase des Vorgehens lautete die Anforderung «GEISTLICHE Männer», die von allen als solche Anerkannt wurden. Das «Amt» tat nichts, dies aus ihnen zu machen. Sie waren dies, bevor sie mit den elementarsten Dingen betraut wurden. Offensichtlich hatten sie sich in der Gemeinde bewährt und waren von der Gemeinde als bewährt bestätigt worden, bevor sie überhaupt «eingesetzt» wurden. Wenn dies schon im Falle der ersten elementaren Verantwortung so war, wieviel mehr traf dies zu bei der größeren Verantwortung von Ältesten oder Aufsehern.

Bevor noch die Apostel ihren Lauf vollendet hatten, fingen die Dinge in Sachen Gemeindeordnung an, sich zu verändern. Zeichen eines beginnenden Ekklesiastizismus, wie wir ihn heute kennen, wurden langsam sichtbar. Oft wird übersehen, dass, als Paulus seine letzten Briefe schrieb - jene an Timotheus - und sagte, er schreibe, damit «Männer wüssten, wie sie sich im Hause Gottes zu verhalten hätten», er schrieb, um Fehlverhalten zu korrigieren. Dieses Fehlverhalten bezog sich hauptsächlich auf diejenigen, die Verantwortung trugen, also auf die Ältesten. Paulus‘ Korrektur bestand in der Erkenntnis, dass Älteste nicht einfach Beamte waren, sondern dass sie wesentlich GEISTLICHE Menschen waren; Männer von geistlichem Format, keine Neulinge. Sie SIND Älteste, im Charakter, in ihrer geistlichen Qualifikation und Begabung, bevor sie den Titel von Ältesten tragen. Der Titel macht nie einen Mann zu einem Ältesten. Wenn er es nicht schon ist, wird kein Titel ihn zu einem solchen machen! Wie in den Gemeinden, als auch in Bezug auf ihre verantwortlichen Männer, ist es die Gegenwart und das Maß von Christus, die alles entscheidet.

Wir nichts anderes getan, als auf ein entscheidendes Prinzip aufmerksam gemacht. Entscheidend deshalb, weil es über das Leben, den Lauf und das Schicksal von allem entscheidet, das den Namen des Herrn trägt.

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